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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0419 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 419 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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diesen Höhen, den Boden bedeckte. Im Lager 37 mußten wir schon wieder einen Rasttag einlegen, weil nasser Schnee vorn Himmel herabwirbelte und wir den ganzen Tag in den Wolken steckten. Mittags stellte sich an meiner Zelttür ein zottiger, fremder Hund ein, ein mageres Tier mit einem Wollstrick um den Hals, der durchgebissen war. Nach einigen derben Auseinandersetzungen mit meiner Meute wurde er als neuer Teilnehmer in die Karawane aufgenommen. Doch schon in der nächsten Nacht zeigte er seine wahre, wilde Fan tse-Natur, die keine Rücksicht auf Mein und Dein nimmt. Frech brach er zuerst in meinem Zelte ein, nachher stahl er noch in dem Dienerzelt. In einem der nächsten Lager riß er aus dem Gepäck die von mir gesammelten Tibeterschädel, die ich in ein dickes Wollbündel eingenäht hatte, das ich tagtäglich auf ein schonungsbedürftiges Yak aufbinden und, im Lager angekommen, selbst abladen mußte. Aus Furcht vor dem „gui" berührte es keiner meiner Leute. Der neue Nimmersatt aber kannte keinen Respekt. Er schleppte das Bündel in der Nacht 1 km weit vom Lager weg, zerbiß es und zerbrach die Gesichtsteile der Schädel. Am frühen Morgen fanden wir ihn noch bei dieser Arbeit. Jetzt hatte ich seine Unverschämtheit satt. Als Steinwürfe ihn nicht vertrieben, schoß ich nach ihm. Dies endlich verstand er. Wie von der Tarantel gestochen, jagte das

Abb. 19. Der Tossnn nor im Westen von Lager 34.

schwarze, struppige Scheusal davon, immer mitten durch die große vegetationslose Ebene. Alle Leute frohlockten, als er verschwunden war. „In dem steckt der Gui eines ganz schlechten Kerls," riefen sie, „den haben Fan tse ausgesetzt." Und Da Tschang erklärte mir, daß die Tibeter Hunde, die einen schlechten und nichtsnutzigen Charakter haben, nicht abtöten, um sich ihrer zu entledigen, sondern sie mehrere Tagereisen von ihren Zelten entfernt festbinden und ihrem Schicksal überlassen. Auch meine Chinesen und Mohammedaner hatten ganz ähnliche Vorstellungen. Ich schenkte ihnen einst einen Chinesenhund, den ich in Hsi Hing gekauft hatte, der aber vollständig versagte; sie sollten ihn töten und das Fell als Unterlage benützen. Doch ihre Angst, er würde „h`ä," d. h. sie als Geist noch verfolgen und schädigen, war zu groß. Sie glaubten, wenn man den Hund totschlüge und liegen lasse, mache es nichts, wenn man aber sein Fell benütze, so werde sein Geist mitziehen und sich rächen.

19. Juni. Wir kamen heute über eine flache Wasserscheide von 4340 m und sind damit aus dem Kalkgebiet heraus und in das Urgestein gelangt. Auch hier ist fast keine Vegetation. Man sieht sehr weit, aber selbst von der Wasser- scheide aus konnten wir vor uns im Norden noch immer keinen höheren Gebirgszug entdecken. Zunächst will ich noch zwei Tagereisen weit die Richtung nach Norden beibehalten. Freilich sind die Tagesmärsche hier winzig. Wir müssen die Tiere lange weiden lassen, denn das Grasen ist bei einer Grashöhe von nur 4 cm sehr zeitraubend. Es ist erstaunlich, daß so große Tiere wie die

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