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0199 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 199 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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herrn von Richthofens, abgesandt, um europäische Ingenieure zu suchen, die

für die Provinz Kan su eine neue Aera eröffnen sollten. Die Tuchfabrik wollte

er wieder aufmachen, Zucker- und Sektfabriken sollten entstehen. Die eine

kleine Tagereise südlich von der Stadt liegenden, sehr schönen Kohlenminen

sollten mit einer kleinen Bahn leichter erreichbar gemacht werden. Vor allem

aber sollte eine Universität und eine Hochschule für technische Fächer eröffnet

und aus strategischen Gründen eine eiserne Brücke über den Hoang ho gebaut

werden.

So war das Programm beschaffen, von dem in der zeitungslosen Stadt da-

mals jedermann sprach, von dem man aber zumeist nur auf unglaublich ver-

drehte und entstellte Weise erfuhr. Da eine Provinz in China eine sehr selb-

ständige Einheit darstellte, so hatte der Generalgouverneur auch für Auf-

bringung eines großen Teiles der Mittel zu sorgen, mit denen sein Programm zur

Ausführung gelangen konnte. Er wollte darum noch eine Münze eröffnen, in

der ein besonderes Kan su- Geld geprägt werden sollte, und das Silber und Gold

dazu wollte er von der Provinzialregierung gewinnen lassen. Er mußte darum

auch europäische Hüttenverständige haben; Aussicht auf Minenkonzessionen

für Europäer gab es auch hier längst nicht mehr. Daß allerdings Gold, auch

Silber in Kan su vorhanden ist, wußte jedermann; denn Kan su grenzt wie Se-

tschuan an Tibet und in den Flüssen an der Grenze wird seit alter Zeit Gold

gewaschen.

Während der drei Wochen, die ich in Lan tschou fu weilte, kam ich gerade

wegen dieses Programms mannigfach mit den höheren Beamten in Verkehr.

Es galt des öfteren chinesische Diners mitzumachen, bei denen die Chinesen

so gerne versuchen, ob der Fremde auch trinkfest ist. Namentlich sind ihre

Trinkspiele gefährlich, eine Art Morra, bei denen der Verlierende fingerhutgroße

Täßchen mit erwärmtem Schnaps leeren muß. Schon aus rein sprachlichen

Gründen ist es für Fremde sehr schwer, dabei zu gewinnen. Doch fand ich, daß

der gebildete Chinese und Mandschure einem Fremden gegenüber erst auftaut,

wenn dieser ihm durch derlei Dinge menschlich nähertritt. Ich habe darum das

Spiel bei einem meiner Diener „trocken" gelernt und in der Folge manchen

„Chinesenzopf" auf mein Gewissen geladen. Es erstaunte mich, zu sehen, ein

wie kurzes Exzitationsstadium die Leute besaßen; oder konnten sich wohl alle,

die des Guten zuviel getan, musterhaft bemeistern, -- solange sie nicht einschliefen?

Ein größeres, feierliches Essen gab einmal der Fan tai, der Schatzmeister der

Provinz Kan su, der nächste Beamte unter dem Vizekönig, dem damals auch

das Fremdenamt der Provinz unterstellt war. Ehe wir uns zum Essen nieder-

setzten, wurde ich noch um mein „sachverständiges" Urteil über die neueste

Erfindung Seiner Exzellenz befragt. Dem Provinzialschatzmeister war auch die

Armierung des Heeres und das Arsenal von Lan tschou unterstellt. Er hatte

jetzt eine neue Art von „Dreimannbüchsen" konstruiert, einen großen Vorder-

lader, den zwei Soldaten über ihre Schultern legen mußten, während ein dritter

richten und abdrücken konnte. Erstaunt über so viel „Findigkeit" pflichtete

ich stillschweigend dem Vorhaben Seiner Exzellenz bei, die bereits einige hundert

Stück dieses Modells Lan tschou 1905" im Regierungsarsenal in Auftrag ge-

geben hatte, und zum Dank für den kleinen Rat, den ich gab, daß es vielleicht

an einer etwas exponierten Stelle besser wäre, Stahl anstatt Schau si-Eisen

zu verwenden, erhielt ich die Photographie des Erfinders.

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