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0169 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 169 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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h

und zwar nicht Kissen zum Daraufsitzen, sondern Schabracken, die unter den

Bocksattel zwischen dessen Holzgerüste und die Roßhaar- und Filzpolsterung

der chinesischen Sattelung gelegt werden. Eine andere Spezialität in Teppichen,

die viel von den Mongolen verlangt und von Ning hsia aus weit nach Tibet

hineingeschleppt wird, sind die Lamasitze, „kagama" oder „bramsi" (tibetisch),

kleine quadratische Teppiche, 0,60 x 0,60 m für sich allein oder mit einem 0,70 m

hohen, daran anschließenden Rückenstück. Bei den mongolisch-chinesischen

Knüpfteppichen von Ning hsia wird heute zu der den Grund bildenden Kette

nur noch europäisches Baumwollgarn verwendet und in der Färbung haben

leider bereits Anilinfarben sehr viel Unheil angerichtet. Die alten einheimischen

oder aus Tibet stammenden echten Farben Rot, Gelb, Indigoblau und deren

Mischungen genügen den Leuten nicht mehr, und mit Stolz erklärten mir die

Meister, daß sie jetzt auch europäische Farben benützen. Nur der Indigo war

noch natürlich; er wird aber wohl mittlerweile auch durch den künstlichen

ersetzt worden sein. Außer durch die Teppiche ist Ning hsia noch durch seinen

Filz und sein Hanfpapier bekannt. In und außerhalb der Stadt werden diese

von Chinesen und Mohammedanern verfertigt. Seit alter Zeit hatte die Stadt

feine, weiße Lammfellmäntel an den Kaiserpalast nach Peking zu liefern. Diese

mußten hübsch geringelt, aber auch langhaarig sein, da sie warm geben sollen.

Die Zimmer sind ja im strengen Winter in Nordchina mit seinem kontinentalen

Klima nicht durch Öfen geheizt; der Chinese hat nur den Kang, das mit langsam

weiterglimmendem Mist geheizte Ofenbett, auf dem er bei Nacht schläft und

bei Tag mit untergeschlagenen Beinen hockt und arbeitet. Die Mongolensteppen

in der weiteren Umgebung rings um die Stadt liefern für jene Pelze besonders

geeignete Felle 1). Diese werden in der Stadt gewaschen, mit Alaun und Salpeter

zubereitet und im gleichen Geschäft zu den rechteckig geschnittenen Mänteln

zusammengenäht. Jährlich werden über 60 000 Lammfelle verarbeitet.

Mein mehrtägiger Aufenthalt in Ning hsia fu wurde fast zu viel durch Be-

suche und Einladungen in Anspruch genommen. Mein bischöflicher Koch er-

laubte mir auch, den Stadtkommandanten (Tsch`eng schu ying) zum Essen ein-

zuladen. Er hatte den Rang eines Majors, war der Schwiegersohn von Tung fu

hsiang und erzählte mir allerlei vom „Tung da jen" (Exzellenz Tung). Er hatte

auch Photographien von ihm und von Yü hsien, dem berüchtigten Gouverneur

von Schan si, der in seiner Hauptstadt Tai yüan fu nahezu sechzig europäische

Missionare hatte köpfen lassen, deshalb auf die schwarze Liste gekommen und

1901 in Lan tschou fu ohne europäische Zeugen von den Chinesen enthauptet

worden war. Das Bild war ganz kurz vor der Hinrichtung aufgenommen und

zeigte den Gouverneur zusammen mit dem Generalgouverneur (Vizekönig) von

Lan tschou fu, beide in dicke Pelzmäntel gehüllt und mit 10 cm dicken Filz-

sohlen an den Schuhen, Yü hsien mit der Hand auf die Herzgegend gelegt und

verklärt nach oben sehend. Der Vizekönig zeigt nach oben gen Himmel. Die

Enthauptung wurde später im Beisein einer großen Volksmenge vollzogen,

der Kopf aber dann sofort wieder auf den Rumpf genäht, was die Familie aller-

dings noch sehr viel Geld gekostet haben soll. Vielleicht hat die Seele noch so

1) Die Mongolenschafe hier sind auch Fettschwanzschafe, die meist weiB sind und

nur die Köpfe schwarz haben. Das Gehörn steht weit auseinander. Das nordwest-

chinesische Schaf ist fast ganz dasselbe, nur wesentlich kleiner; es machte mir den Ein-

druck, nur eine vernachlässigte Rasse der Mongolenschafe zu sein.

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