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0039 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 39 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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war es keinem seiner Söhne gelungen, vom Examen in der Präfekturstadt (Hsiang yang fu) mit dem zweiten Grad heimzukommen. Das Föng schui für das ganze Tal war eben schlecht geworden 1). Alte kluge Mathematiker hatten dann ausgerechnet, daB nur eine neue Steinpagode auf einem hohen Berge unweit vom Flusse unterhalb der Stadt dieses wieder in Ordnung bringen könne. Schon das Jahr vorher hatte ich dort im Vorbeifahren das halbzerfallene Baugerüst eines unfertigen Turmes bewundert. Der war seither auch nicht

1) Föng schui, wörtlich übersetzt „Wind-Wasser", bedeutet die geomantischen Einflüsse eines Ortes, d. h. die für das Wohlergehen der Menschen wichtigen Beziehungen der Kräfte und Objekte in der Natur. Die Lehre des Föng schui bildet den Kern der chinesischen Volksreligion und stützt sich auf die uralte ostasiatische Naturphilosophie, welche zwei Prinzipien annimmt: 1. Yang, das sogenannte helle, warme, gute und männliche Prinzip, das Prinzip des Himmels, und 2. Yin, das sogenannte dunkle, kalte, böse und weibliche Prinzip, das Prinzip der Erde. Durch die Beziehungen dieser beiden zueinander, ihr wechselseitiges Erlöschen und Erstarken wird das Föng schui bestimmt. Die Wichtigkeit des Föng schui rührt von dem Glauben der Chinesen her, daß die Erdenbewohner von den Einflüssen des Himmels und der Erde beherrscht werden und daB man nicht bloß mit diesen in vollkommenster Harmonie leben muß, sondern daB auch die beiden untereinander ausgeglichen sein müssen, damit der Mensch glücklich sei. Um dies zu erreichen, betreibt man die Wissenschaft des Föng schui.

Die Berechnung des Föng schui geschieht von den Professoren dieser Wissenschaft mit Hilfe einer kleinen Magnetnadel, die in einer runden, mit Schriftzeichen bedeckten Holzplatte schwingt. Diese Schriftzeichen geben die detaillierteste Auslegung der acht sogenannten „Kwa", welche die vielleicht ältesten chinesischen Zeichen sind, und welche die acht dreigliedrigen Variationen einer ununterbrochenen (—) und einer einmal unterbrochenen (— —) Linie darstellen. Da die ununterbrochene Linie das Zeichen für Yang ist, die unterbrochene dasjenige für Yin, so drücken diese Zeichen die relativen Quantitäten von Yang und Yin in jedem dieser acht Elemente aus.

Die auf der Einbanddecke dieses Buches abgebildete Figur zeigt diese acht „Kwa" in der Stellung, wie sie Fu hsi, der sagenhafte Kaiser, im 29. Jahrhundert v. Chr. erfunden haben soll, mit den beiden Prinzipien Yin und Yang in der Mitte (rot ist die Farbe von Yang). Dieses Diagramm findet man auf Häusern, Fahnen und vielen anderen Gegenständen, es ist seit uralten Zeiten bei den Chinesen in höchster Verehrung und wird immer als Schlüssel für jegliches metaphysische Wissen betrachtet.

Da Rot die Farbe von Yang, d. h. vom guten Prinzip ist, so sind die Visitenkarten in China von roter Farbe, werden Briefe gerne auf rotes Papier geschrieben und muß auf alle Geschenke ein roter Streifen Papier aufgeklebt werden.

Als ich einen Professor der Geomantik nach dem Urgrund seines Föng schui ausfragte, gab er mir die folgende Erklärung:

„Yin und Yang sind Zwei, aber zusammen Eins, also drei. Diese Drei ist die heilige

Dreiheit. Variierst du zwei Elemente (Kwa) zu je drei, so hast du acht, und acht plus der Eins in der Mitte ist neun. Neun ist die heilige Zahl, die immer wiederkehrt, derentwegen das Reich jahrhundertelang in neun Provinzen geteilt war. Noch heute sind es zweimal neun Provinzen."

Freilich, bis ich den Mann so weit verstanden hatte, klangen mir zehnmal die Worte in den Ohren:

„Du mußt verstehn! Aus Eins mach Zehn, Und Zwei laB gehn, Und Drei mach gleich, So bist du reich. Verlier die Vier!

Aus Fünf und Sechs, So sagt die Hex,

tt

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