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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0068 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 68 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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gebäude, entsprechend der Holzarmut der Umgebung wenig hoch; auf seinen Seiten finden sich mehrere große alte Inschriftsteine. Die ganze Anlage ist für uns heute noch dadurch denkwürdig geworden, daß die verstorbene Kaiserin-Mutter zusammen mit dem Kaiser Kuangsü 1901 über einen Monat lang hier wohnte, als sie vor den europäischen Truppen aus Peking hatte flüchten müssen.

In Hoa yin miao 1) befand ich mich noch immer an einer Hauptverkehrsader des Reichs. Auf wackelig aussehenden Stangen konnte man den Reichstelegraph 2) nach Turkistan, ja nach Tibet bewundern.

Postkuriere sah ich hier durchkommen, festgebunden auf struppigem Postpferde, gefolgt von einem gleichfalls berittenen Pferdeknecht, der das vordere Pferd mit seiner Peitsche anzutreiben hatte. Einer der Kuriere schlief halb und schien kaum mehr fähig, sich zwischen seinen Kissen im Sattel zu halten. Bezeichnenderweise hatte der Telegraph hier eine uralte Art der Postbeförderung kaum eingeschränkt. Auf dieselbe Weise wie zu den Zeiten des ersten Mongolen-kaisers Kublai (1280-1295) wurden die vielen geheimen Berichte von den entferntesten Gouverneuren nach der Hauptstadt befördert. Alle 20 km stehen an den Hauptstraßen Tag und Nacht zwanzig bis dreißig Pferde zum Wechseln bereit. Die Kuriere selbst sind Vertraute der betreffenden hohen Beamten, Subalternoffiziere, die in persönlichem Dienste stehen. Es sind keine Staatsangestellte, denn der Chinese traut nur dem, den er selbst bezahlt, der „sein Essen ißt". Dies kann natürlich mit den vielen Telegraphenbeamten nicht der Fall sein, und so hat sich das System der Postkuriere noch wie vor der Einführung des Telegraphen erhalten. Der Kurier empfängt das versiegelte Schreiben aus den Händen seines Gouverneurs und haftet für die persönliche Ablieferung an den Adressaten. Er hat die gesamte Strecke so rasch wie möglich und ohne Aufenthalt zu durchreiten. Unterwegs geht es im Tempo eines raschen Zuckeltrabs, aber Tag und Nacht weiter. Nur während des Sattelns kann der Reiter einige Augenblicke schlafen. Die letzten Tage muß der Arme von einem Pferd auf das andere gehoben und oben festgebunden werden. So kann die Strecke von Lan tschou fu bis Peking — über 2100 km — in acht bis zehn Tagen zurückgelegt werden. Mancher Kurier soll schon tot vom Pferde gestürzt sein. In diesem Fall übernimmt der Pferdetreiber die Rolle des Kuriers und kann sicher sein, daß, wenn er den Brief richtig übergibt, der Absender damit sein Gönner wird und ihn zum Offizier macht.

Um dem Wunsche Richthofens zu folgen und den Nordsüdlauf des Hoang ho aufzunehmen, hatte ich bei Hoa yin miao wieder die Hauptstraße mit all ihren zahllosen mehr oder minder bequemen Herbergen und Wirtschaften zu verlassen und auf kleinen krummen Vizinalstraßen nordwärts abzubiegen. Ich hatte mich bis dahin vergebens nach dem besten Wege entlang dem Hoang ho erkundigt. Nur die Schiffer in Tung kwan ting hatten mir einstimmig berichtet, unmittelbar dem Flusse entlang gebe es keinen Weg, auch ein Treidelweg fehle gänzlich, denn flußaufwärts sei keinerlei Schiffahrt möglich. Im Süden bei Tung kwan ting kennt eben niemand den Fluß, da — wie ich später erst merkte — nur Bau tu-Leute von der mongolischen Grenze ihn befahren. Diese bringen

  1. Wörtlich: Tempel im Schatten (Schattenseite = Nordseite) des Hoa schan.

  2. Chinesisch zu telegraphieren ist sehr umständlich. Jedes einzelne Schriftzeichen kann nur als vierstellige Zahl telegraphiert werden. Nach Empfang eines jeden Telegramms haben die Beamten die langen Zahlenreihen zu dechiffrieren.

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