国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

> > > >
カラー New!IIIFカラー高解像度 白黒高解像度 PDF   日本語 English
0022 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 22 ページ(カラー画像)

New!引用情報

doi: 10.20676/00000264
引用形式選択: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR読み取り結果

 

 

r

  •  i,

Vater, der ein Bataillon befehligte, in den Kampf begleitete, mit einem blauen Knopf 1) ausgezeichnet worden, was er mir sogar einmal durch Vorzeigen seines gestempelten Patents bewies. Er war ein kleiner, äußerst gewandter Bursche von 29 Jahren, der nicht auf den Mund gefallen war und es verstand, jeden sofort für sich zu gewinnen. So viel wußte ich damals von ihm, nachdem wir zwei Monate zusammen gewesen waren. Und wenn ich ihm auch nie ganz traute, auch seine Christenläuferei nie für echt hielt, er hatte mir doch manchen guten Dienst getan; ich konnte es deshalb nicht übers Herz bringen, ihn dafür un-belobt und unbelohnt zu lassen. Ich habe ihn damit — wie wir später sehen werden — auch glücklich vollends gänzlich verdorben.

Nach neun feuchtkalten Tagen, während deren die Luft sich wenig über den Nullpunkt erwärmte, am 4. März, erreichte ich in meiner Hausdschunke den kleinen Marktort Scha yang tschen. Es ist dies die erste wichtige Schiffslände von Hankow aufwärts und dies auf eine Strecke von 540 Li (etwa 270 km) 2). Wohl begegneten wir täglich vielen vollbeladenen Dschunken, oft fünzig bis sechzig Stück, eine hinter der anderen, von großen, meist löcherigen Segeln und von den langen Rudern einer eintönig singenden Mannschaft getrieben. Aber alle diese kamen von weither, meist von der Stadt Lao ho kou herab. Obwohl das bis dahin durchreiste Land zu den bevölkertsten der Erde gehört, obwohl nirgends ein unbestelltes Fleckchen, wohl aber zahllose Dörfer und ungezählte Höfe zu sehen waren, war der lokale Zwischenhandel auf dieser etwa 270 km langen Flußstrecke bis Scha yang tschen kaum nennenswert. Zwar ist dieser Wasserweg der billigste und dazu der rascheste. Bis aber in einem Lande, dessen Bevölkerung zum überwiegenden Teil eigentlich nichts braucht als ihre blaugefärbten Baumwollkleider am Leibe und ihren Reis im Magen, der Handel auch nur ein paar Schiffslasten von einigen hundert Zentnern beträgt, bedarf es der Konzentrierung der Ein- und Ausfuhr eines sehr großen Bezirkes auf eine einzige Straße. Schon sprachen die Schiffsleute während meiner Reise von schlechten Zeiten in ihrem Handwerk, da die damals noch nicht einmal ganz vollendete Peking—Hankow-Bahn ihnen so viele Frachten wegnehme. Bis jetzt war der Han-Fluß die beste, j a eigentlich die einzige Verbindung zwischen dem reichen Süden mit seinem Zucker und Tee, seiner Seide, den Baumwollstoffen und den Waren der Fremden und zwischen den nordwestlichen Provinzen des Reichs, Schen si und Kan su (spr. : Gan su). Ja sogar Chinesisch-Turkistan

»1

  1. Rang und Amt waren im alten Kaiserreich China nicht identisch. Jeder Chinese ging aber darauf aus, sich mindestens einen Rang zu verschaffen. Es gab in China 9 Rangstufen mit je einer oberen und einer unteren Klasse. Schon die 7. und B. Stufe in den Provinzen waren niedere Schreiber und Unteroffiziere. Diese chinesischen Rangstufen sind etwa mit den 14 alten russischen Tschin zu vergleichen. Der Rang der Chinesen war in erster Linie an der Farbe der großen Knöpfe zu erkennen, welche die Beamten und Offiziere in der Mitte auf ihren offiziellen Sommer- und Winterhüten trugen. Der Rang wurde in der Hauptsache durch Kauf erworben. Für die niederen Grade, vor allem bei dem Militär, das der Zivilbeamtenschaft gegenüber immer in geringerem Ansehen stand, konnten „Knöpfe" auch von jeder hohen Persönlichkeit ver-

geben werden.

  1. Li = chinesische Meile. Die Li-Meilen sind über ganz China nur ungefähr gleich lang, nicht ganz ein halbes Kilometer. Sehr oft ist aber der „Li" mehr ein Zeit- als ein Längenmaß; so kann man hören, wenn man unten an einem Berg steht, es sei 30 Li hinauf, und wenn man, oben angekommen, sich beim selben Manne erkundigt, wie weit

es hinab sei, so erfährt man, es sei 20 Li.

8