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0164 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 164 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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von Turkistan, das Tarimbecken von rebellischen Mohammedanern zu säubern, wobei er sehr gründlich, aber auch sehr grausam vorgegangen sein soll, und 1894-1895 stand er an der Spitze einer großen Armee, welche die Japaner bekriegen sollte. Seine Truppen kamen aber kaum ins Treffen. Seine Soldaten erzählten mir noch von dem furchtbaren Eindruck, den es damals auf alle gemacht habe, als Granaten in ihre Reihen einschlugen, sie aber doch noch immer nichts vom Feinde sahen. Aus dem japanischen Feldzug mußte er sofort in seine Heimatprovinz zurückeilen. Das bloße Gerücht vom Herannahen seines Heeres genügte allein schon, daß die große Mohammedanerrebellion von Hsi Hing fu abflaute und die hart bedrängte Stadt entsetzt werden konnte. Damals stand sein Stern wohl am höchsten. Als oberster Führer der großen Armee, die gegen die Rebellen aufgeboten worden war, legte er auch den Grund zu seinem gewaltigen Vermögen. Übermütig geworden, bot er jetzt der Kaiserin-Mutter an, ihr die verhaßten Fremdlinge in die See zu jagen. Seine Truppen hätten es aber nie mit einem halbwegs geschulten Heer aufnehmen können. Es waren ganz undisziplinierte Scharen. Wie er selbst, so ließen sich auch seine Soldaten nur immer zu rohem Morden und Plündern verwenden. Die Kühnheit aber, die er als junger Mann in hervorragender Weise bewiesen haben muß, besaßen seine westchinesischen Kulihaufen nicht.

Eine Wegstunde vom Bu tse des Tung fu hsiang liegt die Stadt Ning ling ting. Diese ist Sitz eines Or fu, ist aber ein kleines, ruhiges Städtchen fernab vom Hoang ho. Ein Ting sitzt hier, weil ein solcher größere Freiheit in der Behandlung von Räubern hat. Er darf mehr und mit geringeren Umständen köpfen lassen als ein Hsien. Um die Stadt wohnen noch immer sehr viele Mohammedaner, und daß sie keine ganz friedliche Lage hat, beweisen schon die vielen Lehmburgen der Umgebung.

Ich hatte an jenem Abend keinen Platz im Innern der Stadt gefunden und war vor dem Osttor draußen in einer Herberge einquartiert, die für sich wieder eine kleine Festung vorstellte. Es war ein ganz gutes Quartier, soweit eben eine Stube von 6 qm, in der die Türe gleichzeitig das Fenster bildet und eine Lehmbank das Bett vorstellt, ein gutes Quartier sein kann. Der Wirt hatte mich höflich um Nennung meines Namens und Standes gebeten und wie es sich auch im alten China für ein städtisches Gasthaus gehörte — kurz vor Torschluß noch sein amtliches Fremdenbuch in den Ya men geschickt und mich dort angemeldet. Ich war noch nicht lange zur Ruhe gegangen, als vom Tore des Gasthauses her wildes Klopfen und Schreien ertönte. Es ist in China nicht Sitte, bei Nacht irgendwo anzukommen. Die Nacht gehört den Gespenstern, ein anständiger Mensch muß bei Einbruch der Dunkelheit zu Hause sein, und vollends in einer solchen Gegend macht niemand gerne die Türe bei Nacht auf. Durch die Ritzen im Tor sah mein Wirt draußen Leute mit Säbeln, Lanzen und Gabelflinten. Er alarmierte darum die ganze Herberge. Schon vorher, meinte er, sei es ihm nicht ganz geheuer vorgekommen, er habe diesen Abend so viel Schießen gehört. Die draußen aber klopften weiter am Tor und verlangten Einlaß. „Wir sind Soldaten, macht auf !" „Das kann jeder sagen," bekamen sie von innen zur Antwort. „Was wollt ihr denn ?" Wir kommen im Auftrag des Or fu ting da lao ye und sollen den Fremden beschützen". Ich ließ ihnen sagen, ich verzichtete auf die Ehre, es sei beinahe Mitternacht, sie hätten etwas früher kommen können, wenn sie eine Ehrengarde vorstellten. Jetzt wurde als

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