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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0374 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 374 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Umgebung. Diese Weiden gehörten einst der einen Schwadron Khoit-Mongolen und heute den Tschamri-Tibetern, die einen eigenen Häuptling haben und ganz unabhängig von anderen Stämmen sind. Sie zählen 340-350 Zelte. Weiter im Westen, in einem Tal des Süd-Kuku nor-Gebirges, gehört ihnen ein Kloster. Der Große Geist des Amne Sertschen, jenes Gipfels, der am Morgen nach meinem Überfall vor mir lag, wird hier neben den Buddhabildern angebetet. Das Kloster gehört den Gelug ba. Überall, wo früher die Mongolen die Herren waren, sitzen heute „die Gelben" unbestritten als die Alleinselig-machenden. Die Kuku nor-Mongolen sind es j a gewesen, die der Gelug baSekte und dem Dalai Lama zu der heutigen großen Bedeutung verholfen haben. Von den einst so mächtigen Gönnern haben sich aber auch hier heute nur klägliche Reste erhalten; nur viele Orts- und Bergnamen sind aus der Mongolenzeit übrig geblieben und sind ins Tibetische herübergenommen worden. Hier haben die Mongolen einst als Herren geschaltet etwa wie die Deutschordensritter in Kurland und Estland; die Tibeter sind mehrere Jahrhunderte lang im Hörigenverhältnis zu ihnen gestanden. Die Mongolen waren hier die Kulturträger. Unter ihnen herrschte eine bessere Ordnung. Sie wohnten im Lande und hatten ein Interesse daran. Jetzt sind die Verhältnisse unerträglich. Die chinesische Politik in Tibet heißt : „divide et impera", und es paßt ihr vorzüglich, wenn sich die Eingeborenen zerfleischen. Ein wirkliches Interesse an dem Lande haben die Chinesen nicht. Wie hätte auch sonst der Gouverneur der riesigen Provinz „Kuku nor", mein Amban von Hsi Hing fu, außerhalb seines Landes residieren und ein gebrechlicher, kindischer Greis sein können, der die Verwaltung der Willkür gänzlich ungebildeter Schreiber und Dolmetscher überließ und sich nie weiter als bis Tsaghan tsch`eng (an den Opferplatz, 50 Li westlich von Schara khoto) in sein Reich hineinwagte und nie langer als einen Tag in jedem Jahr darin weilte!

Als die Soldaten heute sahen, daß ich vom Bayan nor aus nach Süden umbog, erklärte mir ihr Anführer, daß sie nun nicht mehr mit mir könnten, sie seien weiter gegangen, als das Einflußgebiet ihres Vorgesetzten reiche. Ich hatte keinen Grund, die nutzlose Gesellschaft länger zu halten. Sie erhielten ihren Gehalt von mir, machten ihren Ko tou und waren bald lustig singend in der entgegengesetzten Richtung meinen Blicken entschwunden. Mit ihnen ging ein letzter Brief an meine Eltern, der pünktlich drei Monate später an seinem Bestimmungsort ankam.

Südlich des Bayan nor und des schon mehrfach genannten Süd-Kuku nor-Gebirges dehnt sich eine riesige Steppe aus, die „Tala". Diese zu queren war mein weiterer Plan, denn es war über die Größe und Beschaffenheit derselben noch so gut wie nichts bekannt geworden. Der Name „Tala" stammt ursprünglich aus dem mongolischen Sprachschatz und bedeutet, wie die tibetische Bezeichnung „yung", schlechtweg ein breites Steppental. Die umwohnenden Tibeter gebrauchen aber heute dieses Wort als Ortsname. Die ebene Fläche der Tala hat die Gestalt eines spitzwinkligen Dreiecks. Der spitze Winkel liegt ganz im Westen, noch etwas westlicher als der „Dábassu nor", als der große „Salzsee", der weitherum für sein leicht zu gewinnendes und reines Kochsalz berühmt ist. Den nördlichen Schenkel des Dreiecks bildet der Zug des SüdKuku nor- Gebirges, den südlichen eine Kette, die nach dem berühmten russischen Forscher Exzellenz Semenow-Tian-schansky als Semenowgebirge in

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