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0335 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 335 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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kleinen Garnison. Es ist zur Hälfte noch von Chinesen, zur anderen Hälfte be-

reits von Tu fan, d. h. ackerbautreibenden Tibetern, bewohnt und liegt wenige

Kilometer südlich von dem meinen Lesern schon aus Kapitel VI bekannten

Kloster Gum bum. Hier endet der Löß und hier endet auch der chinesische

Karrenweg. Von hier an kommt man nur mit Tragtieren weiter.

Gleich hinter diesem Ort passierten wir bei Sonnenaufgang am folgenden

Tage einen niederen Wall und ein kleines Wachhaus mit einigen zerlumpten

Soldaten, und überschritten damit die Landesgrenze der fleißigsten Acker-

bauern unseres Planeten, die Grenze des Landes der Mitte, und zogen in das

Reich der Steppen und Gebirge ein. Hier beginnt also Tibet.

Schon hinter dem Mäuerchen schien alles Land unbebaut, wild und herren-

los zu sein. Bald ging es steil in einer engen Felsschlucht aufwärts und vielfach

recht mühsam über glatte Eismassen, die gletscherartig den ganzen Talboden

ausfüllten. Oft mußten Leute vorausgeschickt werden, um für die Tiere Tritte

ins Eis zu schlagen und mit Erde und Sand zu streuen. Trotzdem stürzten

viele der Tiere, rutschten hilflos auf ihren Knieen die Eishänge hinab, zer-

brachen ihre Sättel an den Felsblöcken und Felsecken an den Talseiten, mußten

mühsam ab- und wieder aufgeladen werden. Schon hier blieb ein Yakochse

mit verrenkter Schulter liegen und mußte geschlachtet werden. Der kleine

Bach, der jene Talschlucht durchfließt, hatte uns dieses Hindernis in den langen

Wintermonaten in den Weg gelegt. Er hatte sich nicht geduldig durch die

Winterkälte in Fesseln schlagen lassen, sondern, ein gewalttätiger Geselle,

wieder und wieder, bald hier bald dort, die Eismassen, die sich gebildet, durch-

brochen, überschwemmt, verdickt und erhöht, bis sein Werk so groß wie ein

Gletscher aussah.

Und dennoch kletterte meine Karawane schon um die Mittagszeit an dem

steilen und schmalen PaBweg des La tsche- Gebirges, des Lao ye schan, wie die

Chinesen sagen, in einer Höhe von über 3800 m.

Der Gebirgszug, den ich damit überschritt, gehört der langen Kette an,

die sich aus der hochplateauartig verebneten Gebirgsmasse am Kuku nor heraus-

schält und die in der Gegend von Lan tschou tu unter den pliozänen Tonen

und dem Löß von Nordchina endigt. Ich habe diese Kette im ganzen an sechs

verschiedenen Stellen überschritten. Sie zeigt, wie noch einige andere Ketten,

die aus dem nördlichen Teil des Hochlandes von Osttibet heraustreten, gegen

Osten ein allmähliches Abnehmen der Höhe. Sie verneint wie alle anderen Züge,

die nördlich des 32. Grades n. Br. liegen , die Richthofensche Theorie eines

scharfen Abbrechens des tibetischen Hochlandes, einer Landstaffel, gegen China.

Unterhalb von Hsün hoa ting schan wird die Kette des Lao ye vom Hoang ho

durchbrochen. Weiter oben bildet sie die Wasserscheide zwischen dem Hsi ning-

Fluß und dem Hoang ho.

Der Weg über diesen Paß war schlecht. Die Tiere keuchten jammerwürdig

unter ihren Lasten und wir kamen nur ganz langsam vom Fleck. Jeden Augen-

blick stockten die Armen, um nach Atem zu ringen. Ruckweise nur war der

Fortschritt.

Ich hatte für die ersten Marschtage noch beinahe drei Dutzend Maultiere

zu meinen eigenen Tieren dazugemietet; so bot sich meinem Auge eine impo-

nierende Linie, die den Steilhang emporkletterte. Wie ein riesiger Wurm, der

sich mühselig windet und verzweifelt bald nach rechts, bald nach links krümmt,

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