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0291 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 291 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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zogen. Der Du kang, die schon erwähnte riesige Gebetlesehalle, die plump

und massig in nur 4-5 m Abstand quer vor dem Golddachtempel liegt, ist das

Zentrum für den Kult des ganzen Klosters. Alle tibetischen Klöster haben

einen solchen Du kang und in allen ist der Du kang das Hauptgebäude. Er

ist der Ort, wo die Mönche sich täglich zum Gottesdienst versammeln, wo die

Messen zur Ehre des Hauptbuddhas gelesen werden. Er entspricht dem großen

Kirchensaal in unseren Klöstern, mit dem wichtigen Unterschied, daß er für

Laien so gut wie nicht zugänglich ist.

Vor der Lesehalle führt eine Holzbrücke über die schluchtartig eingeschnittene

Sohle des Klostertälchens. Auf ihr kommen die Mönche von ihren Wohnungen 1)

auf der anderen Talseite zu den Gebetsübungen herüber. Betritt man von dort

aus das Gebäude der großen Halle, so gelangt man zuerst in einen nur etwa

10 m tiefen, aber sehr breiten, offenen Vorhof, um den ringsherum ein gedeckter,

kreuzgangartiger Umgang läuft, der nach innen zu Säulen hat und dessen Wände

mit Fresken bemalt sind. Nur dieser Hof ist — wie bei den ältesten christlichen

Kirchen — für das allgemeine Laienpublikum zugänglich. Eine breite kupfer-

beschlagene Türe, an der allerlei mythische Zeichen und viele Hakenkreuze

zu sehen sind, führt von dort weiter in den Hauptraum. Über dieser Tür, hoch

oben auf dem flachen Dache, ragt ein großes goldenes Rad in der Form eines

Steuerrades, das Symbol der Lehre Buddhas, links und rechts flankiert von

zwei goldenen Gazellen, dem Symbol der Predigt Buddhas im Gazellenwalde

zu Benares. Im Inneren dieses Hauses wird das Rad der Religion gedreht,

d. h. die wahre Lehre gelehrt.

Durch die kupferbeschlagene Türe gehen Abt und Mönche ein und aus.

Tritt man durch diese Pforte in den großen Kirchenraum ein, so sieht man vom

Eingang aus einen breiten freigelassenen Gang, der nach hinten zu den an der

Rückwand aufgestellten Altären und Götterbildern führt. Dieser Gang ist

gewissermaßen das Kirchenschiff. Links und rechts von ihm, vom Eingang

bis nach hinten, liegen lange Kissenreihen am Boden, auf denen die Mönche

bei den gemeinschaftlichen Gebeten und Messen Mann an Mann mit unter-

geschlagenen Beinen sitzen und im Chorus aus den Gebetbüchern vorlesen.

Der ganze Innenraum hat gedämpftes Licht, und als ich ihn zum erstenmal

betrat, war ich gar sehr davon enttäuscht. Nach den großen äußeren Aus-

messungen des zwei Stockwerke hohen Gebäudes hatte ich einen wunderbaren

Saal erwartet. Es war mir j a auch gesagt worden, daß über 2000 Mönche darinnen

die Litaneien lesen. Was ist nur aus all dem Raum geworden? 2)

Hinter, d. h. vom Eingang gesehen links und rechts von den ersten Polster-

reihen des Mittelganges zieht eine Reihe Holzsäulen den Sitzen parallel nach

hinten. Sie schließen gewissermaßen das Schiff nach den Seiten ab. In einem

mäßig großen Abstand von dieser ersten Säulenreihe folgt eine zweite, die

gleichfalls von vorn nach hinten läuft, dann eine dritte und so fort; kurzum,

der ganze Kirchenraum ist wie die meisten nordtibetischen Häuser nach chinesi-

schen Baugesetzen konstruiert und in lauter Travées, in Abteilungen (chin.

tch`ien oder kien), die durch die Länge der Deckenbalken bestimmt werden,

aufgeteilt. Entsprechend der holzarmen Gegend sind die Deckenbalken hier

~~.

  1. Dschraschak genannt, geschr. : grwa tschang = Quartier einer Mönchsabteilung.

  2. Der Raum hat 108 Säulen und weit über 2000 qm Bodenfläche.

15 I.

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