国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

> > > >
カラー New!IIIFカラー高解像度 白黒高解像度 PDF   日本語 English
0060 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 60 ページ(カラー画像)

New!引用情報

doi: 10.20676/00000264
引用形式選択: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR読み取り結果

 

 

s

.14

und ein alter Maultiertreiber wurde angeworben. Auch Yang, der Koch, war wiederhergestellt. Zuletzt bot sich noch ein Mann an, der eigentlich überflüssig zu sein schien. Da aber seine alte Mutter so oft zu mir kam und über die schlechten Zeiten jammerte, so stellte ich ihn auch noch an.

Es war solch eine gute arme Chinesenmutter ! Junge Bursche, und dies bleiben die Chinesen bis zu ihrem dreißigsten Jahr, brachten mir bei einer Anwerbung meist ihre Mutter oder Großmutter als Beraterin mit. Sie sahen

dich die Aussichten des langen und breiten an, besprachen sich mit mir und gingen noch einmal stumm nach Hause. Die Leute waren nicht die schlechtesten, die so mit Hilfe der Mutter oder Großmutter gewonnen worden waren.

Als ich in Lung tschü tschai war, wurde eines Tages eine kleine Schlange am Ufer entdeckt. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Kunde. Von überallher rannten ganze Scharen herbei, um Lung wang ye, den Flußgott, in dem Tiere zu begrüßen. Man warf sich auf die Knie vor ihm. Wer nur konnte, machte ihm den Ko tou. Aber die Schlange war ängstlich geworden und wollte rasch davoneilen. Plötzlich erscholl der Ruf : „Falsch ist es, eine gewöhnliche Schlange ist's !" und wenige Augenblicke später war sie schon von einem Hagel Steine zermalmt. „Lung Wang ye," versicherten mir anscheinend ganz vernünftige Leute, „besucht uns jedes Jahr sicher einmal, dann sind wir beruhigt, dann gehen die Geschäfte auch weiterhin gut."

Ein sonderbares Kulturvolk sind diese Chinesen ! Oft möchte der moderne Abendländer das Wort „Kultur" in Zweifel ziehen. Ein schauerliches Bild sah ich eines Morgens vor der Stadt Lung tschü tschai. Kinderleichen in den Gassen, von Hunden angenagt, waren j a für mich nichts Besonderes mehr. Aber da lag die Leiche eines beinahe erwachsenen Mädchens, nur in etwas Stroh gehüllt und mit etwas Sand bedeckt, an dem Wege, auf dem der ganze Verkehr zwischen Stadt und Anlegeplatz der Schiffe vor sich geht ! Bei meinem Morgenritt mußte ich daran vorüber. Vor den Augen zahlloser Chinesen balgten sich später einige Stunden lang die Hunde der Stadt um den Kadaver und ließen schließlich nur noch ein paar Knochen übrig. Jeder Vorübergehende mußte den Vorgang mitansehen, aber kein Mensch schien weiter davon berührt zu werden. Niemand schritt dagegen ein. Es war vermutlich ein noch unfruchtbares Glied einer armen Familie gewesen, das hier von seinen Angehörigen verscharrt worden war.

Der Großhandel nach den Provinzen Schen si und Kan su folgt von Lung tschü tschai in nordwestlicher Richtung weiter zunächst dem Tal des Dan-Flusses. Es führt hier eine sogenannte Mandarinenstraße. Ich war auf ihr im Herbst 1904 herabgekommen. Alle 15-20 km findet man ganz gute Gasthäuser, in deren Gastzimmer es Kang gibt und meist sogar noch ein Stuhl und Tisch zu haben ist. Es gehen aber außerdem von Lung tschü tschai noch andere große Straßen nach Norden, auf denen ein reger Maultierverkehr stattfindet.

Ein sogenannter Salzweg, auf dem Salz von den großen Werken in SüdSchan si herabkommt, brachte mich in direkt nördlicher Richtung quer durch

das Gebirge nach der Stadt   g.

Tung kwan ting. Über diesen Maultierweg war

a

bisher noch nichts bekannt geworden. Um so mehr war ich erstaunt, wie viele Hunderte von prächtigen Maultieren, die hier gewöhnlich mit 160-180 kg beladen werden, mir Tag um Tag begegneten, und wie gut der Weg seinerzeit

38