国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

> > > >
カラー New!IIIFカラー高解像度 白黒高解像度 PDF   日本語 English
0371 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 371 ページ(カラー画像)

New!引用情報

doi: 10.20676/00000264
引用形式選択: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR読み取り結果

 

 

durch solche riesigen flachen Talwannen sich durchwinden mit einem nur ganz geringen Gefälle, als ein für die Talform, die sie durchströmen, fremder, als ein erbärmlicher Epigone. In der Regel schneiden sie sich erst nach einer längeren Strecke und ganz plötzlich tiefer ein und bilden dann ein Tal im Tale, ein neues, ein enges und seinem ganzen Charakter nach „junges" Tal. Das ganze tibetische Hochplateau erscheint deutlich als ein aus einer anderen Ära und aus anderen Verhältnissen übrig gebliebenes Stück Erde. Die Randflüsse suchen dieses neu zu gestalten, und die nicht mit dem Meere verbundenen Gebiete werden langsam von den Flüssen Chinas angezapft. An dem Sattel, über den ich von Schara khoto heraufkam, greift der Bach schon beinahe in die Talsohle hinein, die heute noch zum Gebiet des abflußlosen Kuku nor gehört, und sucht das Wasser abzuleiten.

Wir schlugen an diesem ersten Marschtage kurz nach zwölf Uhr in der Mitte des großen Längstales unser Lager auf (Tafel LX). Sehr weit waren wir also nicht gekommen. Yak sind eben Ochsen und marschieren langsam. Könnte man in Osttibet die Tiere auch bei Nacht grasen lassen, so wäre es möglich, längere Märsche zu machen; da dies aber der Unsicherheit wegen nicht ausführbar ist, so bleibt immer nur der halbe Tag für die Fortbewegung übrig. In den kurzen Nachmittagsstunden unseres ersten Marschtages aber suchten die Tiere vergebens satt zu werden. Von dem trockenen Wintergras, das als dünner gelber Schleier die Ebene bedeckte, hatten die Herden der Nomaden nur noch die holzigsten Halme stehen lassent).

Unsere erste Nacht in Hochtibet verlief vollkommen ruhig. Nachdem es zu dunkeln angefangen hatte, wurden die Tiere in die Mitte zwischen die Zelte getrieben. An fünf Stellen darum herum legten wir uns zum Schlafen nieder und eine Wache, mit geladenem Gewehr im Arm, begann das Lager zu umkreisen. Langsam verlöschten die Feuer und auch der Wind schlief allmählich ein. Kein fremder Laut ließ sich mehr hören, nur das leise Gurgeln der vielen wiederkäuenden Rinder und dann und wann der gellend lachende Ruf der Wache unterbrach die Stille.

Am Morgen des 24. April zeigte das Thermometer — 8 °. Wir verließen das breite Längstal und überschritten einen niederen Zweig der östlichen Fortsetzung des Süd-Kuku nor- Gebirges, d. h. der Höhen, die sich südlich vom Kuku nor in WNW-0 SO-Richtung über mehrere hundert Kilometer hinziehen (Tafel LXI). Obwohl wir ohne jeden Weg gerade drauflos marschierten, kamen wir ohne Schwierigkeit hinüber. Früh am Nachmittag schlugen wir Lager am Rande der nächsten „Yung", eines breiten Tales, das sich parallel zu dem vom vorhergehenden Tage hinzieht. Wir begegneten unterwegs vielen Antilopen und rings um unsere Zelte wohnten Murmeltiere, die neugierig vor ihren Löchern „ein Männchen machten" und bei jeder Annäherung ängstlich zu pfeifen begannen. Unser neuer Lagerplatz hatte kein Wasser, aber es gab noch etwas Schnee von der Woche vorher. Die Sonne hatte freilich weitaus das meiste aufgeleckt. Heute mußten die Tiere nirgends mehr das Gras aus dem Schnee herausscharren.

1) Diese Ara gol-Ebene ist heute von Tibetern und zwar vom Tscham ri-Stamme besetzt. Bis vor achtzig Jahren war es das Land des ersten Banners der TschorosMongolen mit elf Schwadronen, an das im Westen am Seeufer das eine Banner Khalkha angrenzte.

289

19 I.