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0069 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 69 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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I.

jährlich Hunderte von Bootslasten Gan ts`ao 1) von den Mongolensteppen bis nach Kai föng fu, der Hauptstadt von Ho nan, ja manchmal gehen sie bis

Tsi nan fu, der Hauptstadt von Schan tung, und bringen ihre Ware von dort über den Kaiserkanal nach Tientsin auf den Markt. Von der Gegend um den Nordsüdlauf des Hoang ho wurde mir nur wieder und wieder versichert, dort könne man nicht reisen, dort gäbe es bloß Räuber, aber nichts zu essen.

Es machte darum zuerst keine geringen Schwierigkeiten, meine Diener

für solch schlechte Aussichten zu gewinnen, zumal alle meine Anstrengungen mißlangen und ich von den Mandarinen in Tung kwan ting und Hoa yin hsien

keine Polizeibegleitung, wie für die Reise durch das Tsin ling-Gebirge, erhalten konnte. Es wurde mir kurz und bündig geantwortet, daß keine diesbezügliche Weisung von höherer Stelle vorliege. Ich bat deshalb noch ein zweites Mal die Kaiserlich deutsche Gesandtschaft um die notwendige Empfehlung an die chinesischen Provinzialbehörden und begann dann am B. Mai 1905 mit den Arbeiten am Nordsüdlauf des Hoang ho, im Lößland.

E i n Marschtag brachte mich von Hoa yin miao quer über die breite und fruchtbare Ebene nach Norden bis zur Stadt Tschau yi hsien. Die Straße entsprach einem schlechten Feldwege bei uns zu Hause. Nach 10 km stand ich im Orte San ho kou wieder am Ufer des Hoang ho, den ich kurz westlich von Tung kwan ting wegen des Umweges über Hoa yin miao hatte verlassen müssen. Der armselige Ort San ho kou mit seinen 300 kopfreichen Familien liegt dicht an einer hohen unterwaschenen Lehmwand, die ein wasserreicher Arm des Gelben Flusses bespült. Gerade von hier aus wendet sich der Fluß im rechten Winkel nach Osten. Hier hat er sich in weit ausholendem Bogen ein ungeheures, 6-7 km breites Bett geschaffen. Vom Ufer aus läßt sich bald nicht mehr erkennen, wo die trüben Wogen enden und die gleichfarbigen Schlammbänke beginnen. Die ungebärdigen Fluten haben dem Ort San ho kou 2) schon viele Äcker weggerissen. Der Ortsname wie die Berichte von Bewohnern deuten darauf hin, daß dieses Dorf früher weiter nördlich lag, wo einst die Flüsse Wei ho und Lo ho zusammen in den Hoang ho einmündeten. Die jetzige Mündung des Wei ho 3) liegt einige Kilometer nördlich von dem Ort, und kurz oberhalb der Einmündungsstelle führt ein Fährboot über den Fluß. Der Wei ho war zur Zeit meines Besuches 90 m breit, hiervon über die Hälfte nur 1/2 m tief, der Rest hatte im Mittel 4 m. Ein schlammiges, kaum betretbares Bett von nahezu 500 m Breite deutete aber auf die Veränderlichkeit der Wassermengen. Die heutige Mündung des Lo ho fand ich sodann weitere 10 km nördlich vom Wei ho. Der Lo ho ist ein kleines, ungemein trübes Flüßchen von kaum 20 m Breite bei 2 m Tiefe, das sich langsam, mit flachen Ufern, durch die Ebene schlängelt.

  1. Rhizome einer Leguminosengattung, Süßholz zur Bereitung des Lakritzensaftes, wird auch nach Europa exportiert. Prsc hewalsky, Mongolia I, 191, nennt es Glycyrrhiza Uralensis und gibt den chinesischen Namen mit „so" oder „soho" an. Nach Rockhill, Diary S. 32, ist der mongolische Name „shiker ebuso".

  2. Wörtlich übersetzt: Mündung der drei Flüsse.

  3. Der Wei ho wird auf seiner ganzen Länge von den um ihn wohnenden chinesischen Bauern nur Yü ho genannt. Sonderbarerweise haben aber gleichzeitig die nach dem Flusse benannten Städte: Wei yüan hsien (= Weiquellenstadt) und Wei nan hsien (= Stadt südlich vom Wei) den Ausdruck „Wei" beibehalten. Nur beim Flußnamen selbst wird das betreffende Zeichen stets als „Yü" ausgesprochen.

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