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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0252 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 252 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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14. Januar. Früh am Morgen überschritten wir den Ke tou ya hu (mongol.: Keten khutul), einen niederen und nach beiden Seiten flach abfallenden Bergsattel, der das Quellgebiet des Hsi ning ho von dem abflußlosen Becken des Ts`o ngombo (Kuku nor) trennt. Zum erstenmal hatte ich von dort den Anblick der riesigen Seefläche. Der See war jedoch gefroren, sein Eis trug sogar — was eine Seltenheit in jenen Höhen ist — eine dichte Schneedecke. Ich sah darum nur eine große, weiße Ebene, die breit und nach Westen schier unabsehbar vor mir lag. Die Luft war so klar und so durchsichtig, daß man noch rings um den ovalen, etwa 100 km langen See Berge erkennen konnte. Es waren WNW nach 0 SO ziehende Ketten, die ganz fern im Westen konvergierend erschienen. Bloß die von allen Seiten ganz flach gegen die Mitte einfallenden Ufer verschwanden in der Ferne.

Wir hatten leider am Passe wenig Zeit, die Aussicht genauer zu studieren. Zwei Reiter begegneten uns oben, die uns gleich nach Einödensitte ins Gespräch zogen. „Wohin ? Woher ?" hieß es, während sie die kleine Karawane mit prüfendem Auge an sich vorbeiziehen ließen. Sie hatten dabei so ausgesprochene Spitzbubengesichter, wie ich noch nie zuvor gesehen. Sie waren tief dunkel gebräunt und ganz ruhig in ihren Bewegungen, und doch schien nichts dem lauernden Blick ihrer rehbraunen Augen entgehen zu können. Kokett saß die spitze Lammfellmütze auf dem Ohr und das linke Ohrläppchen zog ein schwerer silberner Ohrring in die Länge. Die beiden hatten ein Schwert im Gürtel, eine Flinte auf dem Rücken und trugen je eine 4 m lange Lanze in der Hand, deren Schaft vorn zum Schutz gegen Schwerthiebe mit einem Eisenband umwickelt war. Instinktiv fühlten wir alle, daß diesen beiden nicht zu trauen sei. Sie zeigten besonderes Interesse, zu erfahren, was denn mein Diener Liu auf dem Rücken habe. Der trug in einem dicken Futteral mein großes Queck-

silberbarometer. Tschang war keinen Augenblick um eine Antwort verlegen: „Es ist ein westländisches Instrument, mit dem man durch die Berge sehen

und jederzeit feststellen kann, ob Räuber in der Nähe sind." Die beiden nickten nur und man sah es ihren Gesichtern an, daß sie nicht zu den dummen Leuten gehören wollten, die alles glauben. In der Steppe wie in China glaubt so leicht niemand etwas aufs Wort, denn wer die Wahrheit offen ausspricht, gilt für dumm und einfältig.

Um Mittag schlugen wir ganz nahe am Seeufer unser neues Lager. Die Tiere fanden dort eine gute Weide. Es ist aber nur ein kleiner Streifen Grasland, der bis an den See reicht. Der ganze Osten und Nordosten des Seeufers ist überall sonst von hohen Dünen bedeckt, die teilweise weit in den See hineinziehen. Nur die äußerste Nordostecke des Sees ist davon frei. Eine flache Bucht kann darum dort weit ins Land hineingreifen, wenn der Wasserstand hoch ist. Der ganze Osten des Sees ist seicht. Als abflußloser See ist der Kuku nor in seiner Füllung von den Regenmengen im Sommer abhängig. Sein Niveau schwankt jedes Jahr, wechselt auch zwischen den einzelnen Jahreszeiten. Und darum finden wir auch die Ausdehnung des Sees gegen Osten, sowie eine Reihe kleiner und flacher Düneninseln in jenem Teil des Sees von den wenigen Reisenden, die hierherkamen, verschieden groß angegeben.

Eine Wegstunde von unserem Lager, in einer windgeschützten Mulde am Berghang, lagen vier tibetische schwarze Zelte. Dorthin ritt ich am Nachmittag mit dem Hsië dia zusammen zu Besuch. Als wir von ihnen noch über 100 m

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