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0435 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 435 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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In den Wäldchen von Schang und bei den Réngan-Fan tse begegnete ich zum

erstenmal grünem „Da hoang" (chines.), wörtlich das große Gelb, zu deutsch:

Rhabarber, der Mutterpflanze unseres allbekannten und altbewährten Haus-

mittels. Die Blütenstände waren jetzt, zu Anfang Juli, schon über zwei Meter,

teilweise drei Meter hoch und bedeckt mit den rötlichweißen Blütchen. Die

Blätter, die sich tief gespalten zeigten und in ganz spitze Lappen ausliefen, hatten

rotgesprenkelte Stiele. Alte Stöcke breiteten ihr dichtes Blattwerk über mehrere

Quadratmeter Bodenfläche aus und aus dem zweidrittel Meter hohen Blätter-

gewirr, das sich oftmals wie ein Gebüsch ausnehmen wollte, hoben sich die ein-

zelnen schlanken und hohen Blütenstände. Gräbt man solche Stöcke aus, so

findet man bis ochsenkopfgroße Rhizome, mit deren Wurzelmasse immer noch

eine Menge jüngerer und kleinerer Rhabarberindividuen verwachsen ist.

Die Pflanze wächst zwischen Busch und Kalkfelsen und zieht feuchte Plätze

der Waldregion vor. Ich habe sie aber auch an feuchten Stellen an nur gras-

bedeckten Sandsteinhängen gefunden. Sie steigt bis 4100 m Höhe. Die untere

Grenze ihrer hauptsächlichsten Verbreitung ist 2800 m 1).

fünfzig und mehr Pfund zur Herstellung der Tsamba-Figuren. In jeder Familie wird dieses Opfer einmal im Jahre, meist um Neujahr, ausgeführt. In Südosttibet wird neben das „gtorma" oft noch ein Ochsenkopf aus Tsamba gestellt (wahrscheinlich soll er Yama vorstellen). Ochsenkopf und gTorma werden dort unter Abschießen der Gewehre, an der chinesischen Grenze mit chinesischen „crackers ", auf den Verbrennungsplatz getragen und beide unter Pfuirufen verbrannt.

1) Wenige Tage vor meiner Abreise von Hsi fling hatte ich aus dem pharmakologischen Institut der Universität Bern von Herrn Prof. Dr. Tschirch einen Brief erhalten, in dem er mich darauf aufmerksam machte, daß man über die Herkunft der bekannten Droge, des Rhabarbers, sowohl in botanischer als auch in geographischer Hinsicht noch unsicher sei. Er bat mich, Knollen und Samen von Rhabarber, falls ich welchen antreffen würde, ihm zuzusenden.

Marco Polo berichtet zwar schon im 13. Jahrhundert, daß in der Kuku nor-Region der Rhabarber gesammelt und von dort in die Welt gesandt würde. In unserer Zeit hat Prschewalski von seiner in den Jahren 1870-1873 ausgeführten Tibetreise Rhabarberknollen und -samen und trockene Pflanzen vom Kuku nor mitgebracht, und danach ist der Kuku nor-Rhabarber als Rheum palmatum L. var. tanguticum Maximowicz bestimmt worden. Im Lauf weniger Jahre haben sich aber die aus Prschewalskis Samen gezogenen Individuen in den botanischen Gärten von St. Petersburg, Bern usw. soverändert, sind so sehr unserem gewöhnlichen Rheum palmatum hortorum im Charakter ähnlich geworden, überdies sind eine so große Menge neuer Arten als Ursprungspflanze unseres Arzneimittels angesprochen worden , daß die Frage nach der Herkunft des Rhabarbers wiederum ungelöst schien.

Es war mir darum eine große Freude, daß ich Herrn Prof. Tschirch ein Briefkuvert

voll Rhabarbersamen schicken konnte, die ich persönlich in den Wäldern zwischen den Felsen bei Dulan gomba (37 ° n. Br., 98 ° 40' ö. L. v. Gr.) gesammelt hatte, und daß daraus all den primitiven Transportmitteln zum Trotz im Berner botanischen Garten schon ein Jahr später, und lange, ehe ich Tibet verlassen hatte, junge Pflanzen gewachsen waren, die die Frage endgültig lösen halfen. Prof. Tschirch hat in der „Schweizerischen Wochenschrift für Chemie und Pharmazie" 1910, Nr. 19, die Mitteilung gemacht, daß sich aus dem von mir gesammelten Samen Rheum palmatum L. var. -tanguticum Maxim. entwickelt habe, ja daß diese Rheumart so sehr von Rheum palmatum abweiche, daß er sich veranlaßt fühle, sie als besondere Art, als „Rheum tanguticum", abzutrennen.

Das Rheum palmatum ist auf Nordosttibet, auf die Hochländer des Nan schan und Kuku nor, beschränkt, während das davon sehr verschiedene Rheum officinale in dem viel regenreicheren Süden und Südosten der tibetischen Berge vorkommt. Hand in Hand mit der Verschiedenheit der Art und des Klimas geht die Behandlungs-

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