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0426 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 426 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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untersteht nämlich nicht Hsi Hing fu und seinem Mongolenbannergeneral, sondern dem „sdeba gschung", der Lhasa-Regierung 1). Es ist in der Hauptsache von Mongolen bewohnt wie das ganze Ts`aidam-Gebiete). Die Mongolenherrschaft ist auch hier durch die S. 190 erwähnte, gegen die chinesische Suzeränität gerichtete Rebellion des Mongolen Lobdzang Dandsin im Jahre 1723 geschwächt worden. Seither unterstehen die kleinen Mongolenbarone und -grafen oder wie man sie heißen will — als Bannerführer unmittelbar der chinesischen Regierung. Als vor über zweihundert Jahren der kleine Gau Schang rdi herrenlos geworden war, schenkten die mongolischen Adligen den Herrensitz dem Dalai Lama und der Lhasa-Regierung, weil sie sich nicht darüber einigen konnten, wem von ihren Leuten er zukommen solle. Sie brauchten damals dazu gar nicht erst die Erlaubnis der chinesischen Regierung einzuholen. Lhasa schickt jetzt einen „Kampo", einen hohen tibetischen Priester von Traschilhumpo (in der Hierarchie etwa einem Bischof entsprechend), dorthin, der für seine Regierung Steuern erhebt und alle drei Jahre wechselt. Das Schang-Gebiet ist durch seine Zugehörigkeit zu Lhasa eine Zufluchtstätte für alle diejenigen geworden, die die chinesische Justiz zu fürchten haben. Seit Herbst 1904 wohnte hier auch die Pamba-Gemeinde des Gân ts` a-Stammes, die im Sommer zuvor meinen guten Bekannten, den Ambandolmetscher Ts`ai, am Nordufer des Kuku nor ermordet hatte. Es waren dreißig Familien, die Ts`ai in amtlichem Auftrag zu besuchen hatte. Es gab dabei Streit, und als Ts`ai weggehen wollte und im Begriff war, aus dem Zelte zu treten, ließen sie dieses über seinem Kopf zusammenfallen und erschlugen ihn durch die Zeltwand hindurch. Die Gemeinde packte dann sofort Hab und Gut zusammen und zog nach Ts`aidam in die Herrschaft Schang rdi. Die Tibeter kennen nicht die Sitte des unverletzlichen Gastrechtes. Sie können ohne Skrupel einen Gast in ihrem Zelt ermorden und ausrauben. Dies bestätigten mir alle chinesischen Kaufleute, die ich danach fragte. Sie werden nur durch schneidiges Auftreten und gute Waffen in Schranken gehalten. Chinesen verlassen sich nie auf die Fan tse, trauen ihnen im Gegenteil stets jegliche Verräterei und Schlechtigkeit zu. Sie sagen: „Der Fan tse ist wie ein Hund; zeigst du Furcht, so hat er Courage und wird immer unverschämter. Gehst du gegen ihn scharf vor, so zieht er ein und rührt sich nimmer."

Diese Erkenntnis hilft aber der Kan su-Regierung gar wenig. In den letzten dreißig Jahren hat sie sich nur einmal den Tibetern gegenüber zu einem größeren Schlage aufgerafft. Dies war auf französischen Druck hin, als die Ermordung Dutreuil de Rhins gerächt werden mußte. Diese Strafexpedition haben aber die Kan su-Beamten derart teuer verrechnet, daß die Zentralregierung in Peking sich nur ungern zu solchen Unternehmungen entschließt. Das Geld freilich, das diese Expedition kostete, war größtenteils in die Taschen der Offiziere geflossen. Niemand spricht mehr von seinem „Gesicht" — zu deutsch :

  1. Im Meng gu yu mu dyi (der chinesischen Chronik der mongolischen Nomaden) wird es als Schang tsa-Land eines Kampo des Pan tschen Erdeni (von Trasclikilhumpo) aufgeführt.

  2. Ts`aidam heiBt wörtlich Salzsumpf. Es ist ein von Mongolen und 'ibetern gebrauchtes Wort (ts`a = Salz, dam = Sumpf). Man spricht immer von den 5 Ts`aidam = Herrschaften: von Taidschinär, Dsun, Barun im Süden und im Norden: Kurluk und Kukut.

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