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0404 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 404 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Angst vor dem Geist der Toten, der die Angehörigen so rasch in ein neues Lager treibt. Aus demselben Grunde werden auch die Kleider eines Toten von keinem seiner Angehörigen mehr getragen, und der kleinste Gegenstand muß durch die Priester von dem Banne des Geistes befreit werden, ehe die Erben ihn in Gebrauch nehmen. Die Tibeter haben die Vorstellung, daß der Tote dem neuen Besitzer seiner Sachen sonst allerlei Unglück und Ungemach zufügen werde. Es hassen sich die Toten und die Lebendigen.

Erst am 22. Mai reisten wir weiter. Inzwischen hatte es viel und stark geregnet. Der Sommermonsun hatte mit voller Kraft eingesetzt. Die Temperatur hielt sich über Null. Schwere Wolkenmassen zogen von Südosten herauf.

Nur einmal hatte uns in den zwei Tagen der Humbo in unseren Zelten besucht. Meist kümmerte sich gar niemand um uns. Da der Humbo aber unsere Geschenke in keiner Weise erwidert hatte, so waren alle meine Leute sehr verdrießlich und ängstlich. Sie schlossen daraus auf eine feindselige Gesinnung. Anstatt aber wachsam zu sein, wurden sie unmutig, bei Nacht fand ich die Wachen im Zelt schlafend und bei Tage entdeckte ich drei Mann ganz offen beim Opiumrauchen. In den Kontrakten hatte ich ausgemacht, daß ich Opiumraucher nicht dulden würde und jeder einzelne, den ich anwarb, hatte versichert, er sei kein Opiumraucher. Nun hatte ich doch solche bei mir. Als ich aber auf Grund meines Kontraktes das Opium wegnahm und auch die Opiumapparate konfiszieren wollte, setzten die Raucher in höchster Aufregung ihre Messe r an die Kehlen und drohten, sich selber zu entleiben, nur um dadurch mir Unannehmlichkeiten zu bereiten. Unter Chinesen herrscht dieselbe Überzeugung wie bei den Tibetern, daß Tote sich gar leicht an Lebenden rächen können und daß diese Rache gar süß sei. Hätte ich nicht Mohammedaner bei mir gehabt, so hätte ich in diesem Kampf um das Opium und um die Arbeitskraft meiner Karawane den kürzeren gezogen. Allein mit deren Hilfe setzte ich durch, daß ich der Opiumverwalter meiner Leute wurde und daß ich die Tagesrationen der Raucher jeden Tag um etwas kürzen durfte. Ich wurde auf diese Weise innerhalb drei Wochen Herr über die Opiumgefahr. Am 22. und 23. Mai jedoch heulte Lao Tschang, ein 45 Jahre alter Mann, ein Vetter von Da Tschang, den ganzen Tag wie ein Schloßhund über sein verringertes Opiumquantum.

Nicht weitab von den Zelten der Sidia traf mich ein anderes Pech. Das kostbarste meiner Reitpferde, ein fünfjähriger dunkelblaugrauer Paßgänger von stattlicher Größe, erkrankte ganz plötzlich. Das Tier zitterte an allen Gliedern und kam nur noch taumelnd von der Stelle. Wir schlugen deshalb bald Lager, das Tier brach aber dort zusammen. Es hatte „du ts`a" gefressen, ein giftiges Gras, das in Tibet nicht selten vorkommt. Viele Pferde sterben daran. Das Unangenehmste an den Vergiftungen durch diese Grasart ist der auffallende Umstand, daß die Pferde, die daran erkrankt sind, nie lernen, daß sie dieses Gras nicht fressen dürfen. Ich erfuhr, daß manche Pferde drei- und viermal nacheinander daran erkranken. Bei den meisten wirkt freilich das Gift rasch tödlich.

23. Mai. Es ist heute nach dem chinesischen Kalender der Erste im diesjährigen Schaltmonat. Gestern abend haben die Leute einen großen Altar aus Erde und Steinen gebaut. Bei Sonnenaufgang wurde darauf geopfert. Tsch'eng bläßt in eine Muschel , verspritzt Wasser und alle werfen sich vor der aufgehenden Sonne nieder. Zedernzweigchen, die vom Ga fo ying pan herbeigeschleppt worden waren, werden verbrannt und noch einige Reiskörner und

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