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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0087 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 87 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Nur in Lößhöhlen wohnen die Bauern der dortigen Gegend.

An den Abhängen haben sie das mürbe, gleichmäßig weiche Erdreich senkrecht und glatt abgegraben, davor einen Platz als Tenne geebnet und dann, einem Kellergewölbe ähnlich, 4-5 m hoch und 3 m breit eine Grotte ein paar Meter tief ausgegraben. Zum Schluß kommt eine dünne Lehmwand vor die Höhlung, der Eingang wird mit einer Holztür und Oberlicht versehen und das Zimmer ist fertig. Stellt es eine Küche vor, so fehlt nur noch der Rauchfang. Als senkrechter Schacht ist dieser rasch durch die Decke gegraben. Und wenn oben drüber eine Straße führt, so findet sicherlich kein Chinese etwas darin, daß der Rauchfang mitten in der Straße ausmündet.

Es war solch eine alte Wohnstube im Löß gewesen, über die ich eines Tags geritten kam. Sie gehörte zwei Witwen, wie ich später erfuhr. Mit einem Male scheut mein großer Brauner vor einer plötzlich mitten aus der Straße aufsteigenden Dampfwolke, ein jäher Sprung auf die Seite, daß ich schon fürchte, samt dem Pferde über den Straßenrand und in den Hof zu stürzen — da, ein dumpfer Ton, ein unterirdisches Rauschen, ein haltloses Rutschen — ein Zetern und Kreischen von Frauenstimmen — und ein ganzes Chinesenhaus bricht unter mir zusammen. Halb begraben, hilflos unter meinem zappelnden Pferde, suche ich mich vergebens aus den weichen Massen herauszuarbeiten, als auch schon, Furien gleich trotz ihrer kleinen Füßchen, drei Weiber mit Besen und Stecken auf mich losstürzen, rasend um Hilfe schreien und mich am Boden festhalten : „Du hast unser Haus eingeworfen !" — „Du mußt das Haus bezahlen !"

Aus allen Löchern rings sehe ich Ameisen gleich die Nachbarn zu Hilfe eilen. Oben an der Einbruchstelle stehen ratlos meine Diener. 7 m tief war mein Sturz gegangen. Erst finden sie nirgends einen Weg zu mir herab. Die Bauern selbst aber helfen mir erst recht nicht heraus. „Zahlen! Zahlen!" schreit nur die wütende Menge. Es gab erst eine tüchtige Keilerei, bis meine Diener, nachdem sie endlich herunter gefunden hatten, mich ausgraben durften. Gut, daß die Schiffer dabei waren. Sie halfen den Preis für das Haus herunterhandeln, und so kam ich mit dem Schrecken und 4000 Cash weg, d. h. also mit 10 Mark für ein ganzes Haus samt zerschlagenem Geschirr. Beruhigt, j a vergnügt zogen damit die beiden Witwen einstweilen zu ihren Nachbarsleuten.

Am 23. Mai war ich wieder im Hoang ho-Tal. In einem ganz engen und schmalen Felskanal, einem Tal im Tale, fand ich die braunen Fluten dahin-rauschen, und auf den breiten, um 10 m höheren Felsleisten an beiden Talrändern lag trotz 30 ° Wärme eine dicke Eismasse, geschützt von einer dichten Sand- und Schmutzdecke. Weit über einen Monat lang mußte es in dem Tale schon sehr warm gewesen sein und doch hatte das Eis noch bis zu 4 m Mächtigkeit. Kompakt wie Gletschereis am Ende einer Moräne sahen sich die Decken an. Es sind Treibeismassen vom Winter her.

Von vielen Felsabsätzen unterbrochen starrten von links und rechts kahl und tot die Talwände herab. Ganz oben im Talgrund zeigten sich beim Weiterreiten große, schmutzige, weißliche Wolken. Schnell fertig erklärte mein Ma, das sei Rauch von Feuern der Schiffergilde; denn meine tapferen Schiffsleute hatten sich schon seit einer Weile von mir getrennt, unter dem Vorgeben, sie hätten jetzt nicht mehr weit zu einem Ort, wo viele Geschäftsfreunde von ihnen wohnten. Bald kam auch in der Tat ein größerer Ort in Sicht, malerisch an der linken Talseite hinauf gebaut : Lung wang tschen ist sein Name. Davor

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