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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0057 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 57 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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gegessen? IB mit !" sagten sie und streckten mir ihre schon halb ausgegessenen Schüsseln hin. Um Mittag war meine Geduld vollkommen erschöpft. Die einzige Hoffnung, das Instrument vielleicht doch wieder zu bekommen, sah ich in der Beihilfe des Mandarinen. Um nichts unversucht zu lassen, sandte ich daher meinen Diener Ma mit einem Brief in die Stadt zurück.

Am Abend darauf hatte ich mich noch nicht lange zur Ruhe niedergelegt,

da wurde ich um 11 Uhr wieder herausgerufen. Es war zu meinem Glück damals Kuang sii 26, d. h. das Jahr 1900, mit seinen empfindlichen Lehren nicht ganz vergessen, und so waren dem Mandarinen wegen seiner unhöflichen Antwort und der Nichtgewährung des nachgesuchten Schutzes Bedenken gekommen. Er hatte mir nun eiligst zwei Läufer mit langgriffigen Schwertern nachgesandt.

Schon um 1 Uhr wurde ich wieder geweckt: flackernde Kienfackeln be-

leuchteten vier Hellebardiere in weiten roten Jacken, die, als ich die Augen bei dem beißenden Rauch aufschlug, mir eben den alten militärischen Gruß entboten, die Knie beugend, so daß der ausgestreckte rechte Arm beinahe den Boden berührte. Gegen 3 Uhr morgens machte mir ein Sergeant seine untertänigste Reverenz. Der Arme war sechs Stunden weit gegangen, ohne sein Lebenselixir bekommen zu haben, und hatte natürlich einen fürchterlichen Drang nach seiner Opiumpfeife. Er war darum kaum eine Minute in meinem Zimmer, da mußten ihm schon seine Soldaten dazu verhelfen.

In der Frühe um 4 Uhr mußte ich mich in Toilette werfen: ein Herr Leutnant

war angekommen, und mit ihm war nun mein Raum im Gasthaus gesteckt voller Soldaten. In allen Ecken, auf dem Lehmboden, auf Tischen und Bänken lagen sie herum. Die Hälfte rauchte Opium. Um 8 Uhr wurde mir das Erscheinen des Mandarinen gemeldet. Er war in großer Angst, ich könnte ihn bei seinem Vorgesetzten verklagen, und kam deshalb persönlich. Er war die ganze Nacht hindurch in seiner Sänfte gereist, begleitet von zwölf Trägern, die abwechselten, und sechzig Soldaten mit Laternen. Siegesgewiß verkündete er mir gleich bei der Begrüßung, bis Mittag werde er mir sicher meine verlorenen Sachen wieder zurückgebracht haben, er sei in seinem Bezirk gefürchtet. Als ich ihm später seinen Besuch erwiderte, fand ich ihn in einem von mächtigen Föhren beschatteten Hofe eines Tempels des chinesischen Kriegsgottes. Sämtliche Männer der Gemeinde waren dort versammelt und schon hatte die Gerichtssitzung begonnen. Unter der Tür des weitgeöffneten Tempelgebäudes vor den tönernen Göttern saßen der Mandarin und seine Schreiber in breitlehnigen Stühlen, auch ein schmaler roter Tuchstreifen als Girlande über der Tür war in der Eile nicht vergessen worden. Der ganze offene Hof davor war voll knieender Bauern. Den Wänden des Hofes entlang standen und hockten die Soldaten, in den Vorhallen aber wurde lustig gekocht, und dort erholten sich die Leute auch von Zeit zu Zeit mit einem Pfeifchen Opium. Selbstverständlich war es kein Verhör mit Zeugenaufruf, keine geordnete Beweisaufnahme. Alle konnten den Bescheid eines jeden hören. Es war natürlich unmöglich, auf diese Weise etwas herauszubekommen. Der Mandarin war auch gar nicht mit mir einverstanden und war ungehalten über mich, daß ich gleich einen so hohen Preis für die Sachen ausgesetzt habe. Jetzt halte der Dieb diese für besonders wertvoll. Jedermann war nämlich fest überzeugt, daß das surrende Instrument, das Aßmannsche Psychrometer, zum Goldsuchen diene.

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