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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0384 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 384 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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immer in der Dämmerung die Feuer zu löschen, um unseren Lagerplatz nicht zu verraten.

Die Karawane setzte sich vor Sonnenaufgang in Bewegung. Es galt unter allen Umständen, und sei es auch nur mit den kräftigsten Tieren, an Wasser zu kommen. Trotz der kühleren Temperatur litten alle unter Durst, hatten jegliche Lust verloren, das trockene Wintergras abzuweiden, und standen apathisch mit traurig herabhängenden Köpfen da, wenn wir sie nicht antrieben. Als es hell wurde, sahen wir von Westen her eine lange dunkle Linie geradeswegs auf uns zu galoppieren. Es schienen vielleicht fünfzig oder sechzig Reiter zu sein. „Fan tse, Räuber!" schrie eine verzweifelte Stimme. Jeder griff unwillkürlich nach seiner Waffe und versicherte sich, daß sie geladen sei. Als der Trupp näher kam, glaubte man Schulreiter vor sich zu haben, die peinlich auf gleichmäßigen Abstand achteten. Es war ein brillanter Galopp und die Schar ritt beängstigend rasch vorwärts. Der erste meiner Yakhaufen hatte mittlerweile angehalten; der zweite war aufgerückt und die Treiber eilten unruhig zusammen und warfen die Lasten von den Pferden, um diese besteigen zu können. Auch ich war jetzt zu den anderen gestoßen und sah mit Hilfe meines Glases, daß es — wie die Chinesen sagen — „ye ma", Wildpferde (Equus hemionus), waren, was wir vor uns hatten. Kurz darauf schwenkten die Tiere scharf links um und machten halt. Sie äugten nun ebenso erstaunt und erschrocken nach uns wie wir vorher nach ihnen. Der Equus hemionus ist eine große Art Wildesel. Er hat jedoch nur wenig von der gewöhnlichen Eselgestalt, sieht vielmehr täuschend einem chinesischen Maultier gleich. Die Tibeter nennen das Tier Tschiang (meist Kyang geschrieben). Seine Farbe ist vorherrschend rotbraun, seine kurze steilgestellte Mähne und sein Schweif schwarz. Die Bauchseite und die Beine sind heller gefärbt, oft schmutzigweiß und über die Kniee und Sprunggelenke laufen dunkle Querstreifen. Am Widerrist gemessen sind die Hengste 1,30 bis 1,40 m hoch; sie sind also so groß wie die gewöhnlichen Reitpferde des Hochlandes. Zumal in raschen Gängen täuschten uns die Tiere noch manches Mal einen Berittenen vor. Bald nachher sahen wir auch von links her Tschiangherden, meist 15-20 Stück, angaloppieren, dazwischen belebten viele feingliedrige Dserenantilopen die noch am vorhergehenden Marschtag so völlig tote, gelbe Steppe.

Zahllose tief und hart ausgetretene Tschiangwechsel liefen kreuz und quer über unseren Weg. Wir konnten nun nicht mehr allzu fern von Wasser sein. Die Talaebene fiel weiterhin etwas ab und später kamen wir durch ein flaches Tal. Darin gab es Reste von Nomadenlagern, meterhohe Windschirme aus getrocknetem Kuhdung und über ein Dutzend aus Steinen und Lehm gebaute Kochstellen, sogenannte „takoa" (zentraltib. : tab = Herd), die vor höchstens einem Monat noch inmitten eines schwarzen Zeltes und in Benützung gewesen sein mußten. Wir suchten jedoch in der Umgebung vergeblich nach Wasser. Der Talgrund war vollkommen trocken und nicht einmal ein trockenes Kiesbett war darin zu sehen, nichts deutete darauf hin, daß hier auch nur vorübergehend ein Bach floß. Die Nomaden schienen im Spätwinter und im ersten Frühjahr in diesem Tale gelagert zu haben, also zu einer Zeit, als sicher mit Schneefällen zu rechnen war. Wir ließen uns darum nicht weiter in der einmal eingeschlagenen Richtung beirren und ritten immerzu geradeaus auf einen kleinen isolierten Schneefleck los, der sich auf den Randbergen sehen ließ.

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