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0398 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 398 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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OCR読み取り結果

 

 

die tausend tiefen Falten und Fältchen, die ihr Gesicht und ihr Oberkörper

aufwies, starrten von Fett und Schmutz. Eine dicke schwarze Schmutzschicht

bedeckte ihre Arme und ihre Beine — während der Arbeit war sie aus religiösen

Gründen, um wie Buddha zu sein, barfüßig. Barhäuptig, den Kopf rasiert,

am Hals eine Unzahl von Lederbeuteln mit Amuletten, die bis zu den welken

Brüsten herabhingen, den Körper in einem alten ärmellosen Priesterrock, die

dürren Oberarme nur ein kleines Stück weit in zerrissenen Pelzfutteralen, hohl-

äugig und heiser von der Behandlung Sungs, so saß die Nonne vor mir. Während

der Eßpause hatte sie gemütlich an einem Strumpf mit ihren dicken eisernen

Stricknadeln gestrickt. Jetzt war sie wie umgewandelt. Stier war ihr Blick

auf mich gerichtet. In der Linken eine klirrende Glocke, in der Rechten eine

wie Blech tönende Handtrommel aus zwei Menschenschädeln, begann sie erst

im Baß, dann kreischend und gellend, immer rascher, immer fürchterlicher auf

mich einzuschreien. Jetzt läßt sie Glocke und Trommel sinken und fährt mir

mit ihren dürren Krallenfingern mit teuflischem Gebrüll fast ins Gesicht. Jetzt

streicht sie schmeichelnd und geschmeidig wie der gewandteste Magnetiseur

über meinen Körper und einen Augenblick später geht es weiter mit Glocken-

klang und Trommelschlag, so hastig, so eilig, daß die sich jagenden Worte der

Hexe, die Anrufungen und Verwünschungen, alle die tibetisch verdorbenen

Sanskritworte wie eine Melodie an mein lautemüdes Ohr klingen. Zwei Stunden

lang arbeitete sie so mit mir, dann sollte der böse Geist meiner Krankheit ge-

bannt sein. Ich konnte aber in der Folge viele Nächte nicht ruhig schlafen,

immer wieder bekam ich dasselbe Traumgesicht, immer mußte mir die alte

Tschumo mit ihren schmutzigen Krallen ins Gesicht fahren und mich aufwecken.

Die Tschumo von Tschégr fisung war von der Bönbosekte , sie drehte ihre

Gebettrommel links herum, d. h. entgegengesetzt unseren Uhrzeigern. Bembe

(Bönbo, Bonpo) sind in Nordosttibet unter den Zelttibetern ziemlich häufig, je-

doch wohl nicht zahlreicher als überall in Tibet. Es sind die Anhänger des ersten

tibetischen Schamanenkultes, der heute aber ebenso große Umwandlungen durch-

gemacht hat wie der tibetische Buddhismus selbst. Sie haben viel vom

Lamaismus übernommen. Das Sonderbare an der Verbreitung der heutigen

Bönbo ist, daß selten ganze Stämme zum Bönboglauben halten, sondern meist

nur einzelne Familien bönbisch geblieben sind.

Vom Ga fo ying pan ging es fast genau westwärts weiter. Es galt den

nächsten Gebirgszug zu queren. Wir mußten jetzt eine gewaltige Kette über-

steigen, die eine Streichrichtung von N 45 ° W aufwies und aus ungemein steil

gestellten, j a auf lange Strecken aus genau vertikal geschichteten permischen

Sandstein- und Tonschieferplatten aufgebaut war. Aus dem dunkelgrün und

blau gefärbten Gestein schimmerte ein Wirrsal von Quarzadern heraus. Dieser

weiße Quarz ist das Muttergestein des Goldes, das von den Chinesen aus dem

Talschotter herausgewaschen wird. Wir begannen gleich hinter dem Lager

mit dem Aufstieg. Links und rechts von unserem Wege zeigten zahllose Gipfel

Schneebedeckung. Gar viele reckten ihre glitzernden Häupter bis weit über

5000 m empor. Das Gebirge zeigte sich, entsprechend den steil gestellten

Schichten, reich gegliedert, wies aber nirgends schärfere Formen auf. Das

Gestein war zu weich, um größere Felsbildungen zuzulassen.

Bereits am zweiten Marschtage hinter den Zelten der Schüch` tsong-Tibeter

kamen wir über den bequemen Paß Tscheger tscheibtsen (rdyibtsen) la, dessen

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