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0297 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 297 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Fetischglaube hat sich noch nicht an sie geheftet. Nur ein großer Stein, der in einem der hellen und hohen museumartigen Säle aufgestellt ist, findet eine besondere Beachtung, weil auf ihm eine Fußspur des zentralasiatischen Nationalheros „Gesar" 1) zu sehen sein soll. Der Stein, etwa 1 m hoch, ist über und über mit Butter beschmiert und mit Kupfergeldstücken beklebt. Hat man genügend Phantasie, so kann man darauf einen unförmigen Eindruck eines Fußes wahrnehmen. Als ich das Tempelinnere besuchte, sah ich einige wild aussehende Nomaden hereinkommen und nur vor diesem einen großen Stein einen Ko tou machen. Dann packten sie aus einem Ziegenmagen ein Stück Butter und strichen dieses mit ihren schmutzigen Fingern auf den Stein.

Außerhalb dieses zusammenhängenden Tempelkomplexes liegen, eine Strecke aufwärts in dem Tale, noch einige weitere Bethäuser von Göttern und Göttinnen, die aber meist im Privatbesitz von reichen Lamas, von Gechis und Inkarnationen sind 2).

Am weitesten oben liegt das Dschu kang oder chinesisch Gu schu-Kloster, die Abteilung, die sich vor allem mit Mystik und mit tantrischen Göttern beschäftigt. Alle diese Gebäude bestehen je aus einem Bethaus, in dessen Hintergrund einige Götterbilder aufgestellt sind. Alle sind im Äußeren und Inneren dem großen Du kang ähnlich. Alle haben auch einen Vorhof mit einem säulengeschmückten, kreuzgangartigen Umgang.

Vor diesen Gebäuden, unten in der schluchtartig eingerissenen Sohle des Tales, sind zwei Hauptbrunnen, die das Kloster mit Wasser zu versorgen haben. Der eine ist heilig und deshalb dürfen dort nur Mönche Wasser holen, denn — so geht die Fama — als im ganzen Tale noch kein einziges Haus stand, hat einst die Mutter Tsong ka ba's in den Brunnen hinabgeschaut und im Spiegel des Wassers das Bild Tsong ka ba's als eines wunderschönen Knaben gesehen. Kurze Zeit darauf hat sie dann Tsong ka ba geboren.

Wie nicht anders zu erwarten, dreht sich in Gum bum als dem Geburtsplatz Tsong ka ba's alles um den Namen dieses Heiligen. Seine Geburt, seine Erziehung,

kurz sein ganzes Leben ist heute mit einer solchen Glorie von Wundern umgeben,

daß es schwer ist, den wahren Kern herauszufinden. Ein alter Dyiwa (rtsi ba), der Rechner vom Medizintempel, der im gleichen Hause wie ich wohnte und

der Abend für Abend bei mir im Zimmer saß und sich gerne und lange mit mir, dem „interessanten Exoten", unterhielt, hat mir gar manche von den Sagen, so wie sie sich die Mönche erzählen, mitgeteilt.

  1. In Gum bum und Umgebung Ami oder Am ye Gäserr ausgesprochen; von den Hsi ning-Chinesen „Or lang ye" genannt, soweit er nicht mit Kwan ti, dem großen Kriegsgott, identifiziert wird.

  2. Die Zahl der Heiligen- oder Buddhainkarnationen (Hutukhtu) , welche in Gum bum ein mehr oder minder großes Haus besitzen, wurde mir sehr verschieden angegeben. Meist hieß es, es seien 48. Die meisten residieren nicht ständig in Gum bum. Einer von ihnen wird immer für 3 Jahre Abt im Kloster. Es gibt unter diesen Gottheiten reiche und arme. Die bedeutendsten haben die folgenden (chinesischen) Namen: Adya fo (1906-1908 in Peking), An dya se fo (1906 Abt des Klosters), Ser to fo, Mam ba fo, Mo hu fo, Mina fo (von dem letzteren gibt es drei verschiedene, die ihr Stammkloster in Kue de ting haben, der mittelaltrige war 1906 Abt in einem Kloster der Ostmongolei). Nach Mayers, The chinese governement, Shanghai 1877, gibt es in den Kuku nor-Gegenden nur 35 Hutukhtu, die in den kaiserlichen Listen geführt werden. Es soll deren nur 160 für ganz Tibet und die Mongolei geben. Tatsächlich sind es viel mehr.

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