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0333 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 333 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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schlagen. Bald fand sich Kleie, bald sogar Sand in dem bestellten Mehl oder

im Reis. Die Kan su-Leute sind gewohnt, im kleinsten kontrolliert zu werden;

bei mir, hofften sie, werde das nicht der Fall sein. Nie traut ein Chinese dem

anderen. Bei den Handwerkern wie bei den Händlern in Hsi ning fehlte es

an jeder Verläßlichkeit.

Vollends bei der Bezahlung wurde meine Geduld aufs äußerste angespannt.

Bald schien einem die verwendete Silberwage ungenügend und ungenau, bald

das Silber und das Kupfergeld zu schlecht. So verlangte einmal ein Filzmacher,

daß ich ihn in drei verschiedene Läden begleite, um die Silberbrocken, auf die

er als Bezahlung Anspruch hatte, nachwiegen und auf ihre Güte untersuchen

zu lassen — in allen drei Läden war natürlich das Gewicht etwas verschieden -

und als ich ihm das höchste Gewicht gegeben hatte, war der Mann noch

nicht überzeugt, daß er wirklich nicht zu kurz komme, denn er wollte plötzlich

alles in Kupfergeld, also in einzelnen Cashstücken bezahlt haben. Er war erst

zufrieden, als er an meinen Kupfercashstücken, die ich von der nächsten Bank

eingewechselt hatte, nach langem Zählen 8 pro Mille weniger als bei der orts-

üblichen Bezahlung herausgefunden und nachgefordert hatte.

Als ich wegen dieser zeitraubenden Handelsusancen nur noch durch meine

chinesische Bank bezahlen wollte, gab es erst recht viele Nörgler, weil das Silber,

das die Bank auf meine Anweisungen auszahlte, nicht gleich gut und rein war

wie mein Silber, das ich von Lan tschou und von der Küste mitgebracht und

an die Bank abgegeben hatte. Zahlte ich aber direkt, so erschien mein Silber

dem einen zu weiß und blank, dem anderen zu gelb oder zu grau. Wie oft ging

ich doch in jenen Tagen zum Schmied, um einen Silberbrocken im Wert von

nur 3 oder 4 Mark zu zerhauen, um wieder und wieder zu zeigen, daß mein

Silber wirklich rein war und daß sich kein Blei in seinem Innern befand.

Mein Hof, in dem die Maultiere und Pferde angepflöckt standen, glich in

diesen Tagen einem kleinen Feldlager. Sattler und Zeltmacher, Schuster,

Schreiner und Schmiede hatten um mich her ihre Werkstatt aufgeschlagen.

Meine ganze Karawane wurde so ausstaffiert, daß sie sich in nichts von einer

gewöhnlichen Tibetkarawane unterschied. Nirgends durfte ein Fleckchen

Europa heraussehen. Dem mißtrauischsten Tibeterauge sollte auch nicht das

kleinste Fremdartige daran auffallen.

Ich hatte hauptsächlich der Kosten wegen beschlossen, als Tragtiere für

die Lebensmittel Yakochsen zu verwenden (Tafel LIX). Diese tragen wohl

sehr wenig, gehen sehr langsam und machen nur kleine Märsche pro Tag, aber

ihr Anschaffungspreis ist geringer und sie verlangen viel weniger Pflege und Be-

dienung als Pferde. Und wollte ich denn nicht die Gegenden langsam durch-

reisen, um sie genau kennen zu lernen? Die Yak sind die ureigensten Trans-

porttiere Tibets. Sie sind an seine mageren, nur kurz stehenden Weiden ge-

wöhnt, und jeder Eingeborene, der auf größere Strecken Lasten durch Tibet

zu befördern hat, bedient sich ihrer.

Von meiner verunglückten Winterreise an den Kuku nor her hatte ich schon

acht Yak, die meinen Stamm bildeten. Mein Diener Tschang erhielt jetzt den

einträglichen Auftrag, mit einem Mohammedaner zusammen bei einem mir

bekannten Lama oben auf der Steppe am Kuku nor noch einige vierzig Yak-

ochsen herauszusuchen und für meine Rechnung aufzukaufen. Er wurde von

den anderen Dienern nicht wenig darum beneidet. Für diese vierzig Yak und

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