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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0206 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 206 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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vinzialbeamten erkaufen. Sie unterstehen wie auch die Mongolenfürsten der Ordos und von Alaschan besonderen Beamten des nächsten chinesischen Bezirks. Von Di dao tschou durch ein Löß- und Tonhügelland nach Westen reisend, kam ich nach drei Tagen nach der Stadt Ho tschou. Mein Weg war eine Fahr-

straße — wenigstens benützten ihn die Chinesen zum Fahren. Er führte ganz nahe an der tibetischen Grenze hin. Kaum hatte ich bei Di dao tschou den Tao-Fluß auf der schmalen, schwankenden Holzbrücke überschritten, die dort jeden Winter, wenn das Wasser klein geworden ist, auf hohen Holzböcken aufgeschlagen wird, so begegneten mir wilde Gestalten mit lappigen, vielfach eingerissenen Pelzmänteln, mit elastischen, aber bestimmten, kecken und herrischen Bewegungen. Es waren die ersten Tibeter. Meist waren sie beritten. Mit einem Schwert im Gürtel, saßen sie auf knochigen, struppigen Ponys und hatten die Bügel und Schenkel so hochgezogen, daß die Waden fast horizontal an den Seiten der kleinen Reittiere anlagen. Wenn solch ein Reiter herankam, wurden meine Diener kleinlaut; ich hatte allerdings nur Chinesen vom Unterland bei mir, die noch nie einen Tibeter gesehen hatten. Aber die bronzefarbenen Gestalten haben auch manchem Europäer Unbehagen einzuflößen verstanden.

Auch die am Wege ansässigen Bauern hatten jetzt ein verändertes Aussehen. Im Zopftragen, im Fußbinden, im Hausbau und dergleichen war zwar noch keine Verschiedenheit von chinesischer Art zu bemerken, wohl aber in der Kleidung der Männer. Achteckige, blaue, weiße oder schwarze Mätzchen, lange kaftanartig getragene Gewänder wurden bevorzugt. Immer deutlicher ließ sich aus allen Gesichtern herauslesen, daß hier eine fremde Blutmischung vorherrscht. Die Hautfarbe war heller geworden. Rote Wangen, bräunliche, etwas zugestutzte Schnurrbärte, stark gebogene und etwas schmälere Nasen, eine zum mindesten horizontal gestellte Achse der Augenlider und einen gegenüber dem mongolischen Typus um vieles deutlicheren Arcus superciliaris sah ich immer häufiger. Die Bevölkerungsdichte ist um Ho tschou sehr groß, zahllose Dörfer liegen überall zerstreut und in allen überwiegen weitaus die Mohammedaner'). Kein Wunder auch ! Näherte ich mich doch jetzt der Hochburg des Mohammedanertums im eigentlichen China. Was wußten doch an den Orten am Wege die chinesischen Soldaten, die mich eskortierten, vom Jahre 1895 zu erzählen, als die Hui hui hier rebelliert hatten! Was für haarsträubende Greuel waren doch dabei hüben und drüben verübt worden ! Einerlei welchen Geschlechts, einerlei welchen Alters, wer immer dem anderen in die Hände fiel, wurde erschlagen. Ganze Gemeinden wurden ausgerottet. Von Dorf zu Dorf wälzten sich damals die aufrührerischen Banden der mohammedanischen Bauern. Aber kopflos schalteten die führenden Mollah. Ihre Massen waren so elend bewaffnet, daß selbst kleinere Stadtumwallungen standhielten, wenn diese nur halbwegs herz-

haft verteidigt wurden.   •

Daß nach all den Rebellionen, die jedesmal unter Strömen von Blut niedergeschlagen wurden, noch immer so viele Mohammedaner vorhanden sind, ist

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1) In und um die Stadt Di dao tschou dürfen heute keine Mohammedaner wohnen, erst jenseits des Tao ho beginnen ihre Niederlassungen. Auf dem Wege von Di dao nach Ho tschou sah ich vielfach Kröpfe, sonst ist Nordchina arm an der Kropfkrankheit; erst in den Tälern des Tsin ling kommen viele Kröpfe vor; ja an bestimmten Plätzen

sind sie dort so zahlreich, daß so gut wie jeder Erwachsene und zumal alle Frauen ein solches Anhängsel herumtragen.

   

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