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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0416 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 416 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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mit den Eingeborenen in Verkehr treten zu können. Aber es sollte anders kommen.

Wir hatten heute um zwölf Uhr mittags ein heftiges Gewitter mit Hagel, Blitz und Donner. Um acht Uhr abends zog nördlich von uns ein neues Gewitter durch und um halb zehn Uhr steckten wir wiederum selbst im Zentrum eines solchen Wetters. Alle Elemente waren entfesselt. Blitz auf Blitz umzuckte uns, taghell rings die Bergzacken erleuchtend. Eine halbe Stunde lang rollte der Donner buchstäblich ohne aufzuhören weiter. Auf den anfänglich feinen Regen war wie immer ein Hagelsturm gefolgt. Schloßen bis Walnußgröße zerschlugen uns die Glieder. Heulend krochen die Hunde in die Zelte und unter die Kisten. Die Pferde rissen rasend vor Schmerzen an den Strängen, verwickelten sich in ihre Ketten und stürzten übereinander. Der ganze zusammengekoppelte Yakhaufe schien sich auf und davon machen zu wollen. Wir hatten alle Hände voll zu tun, um eine allgemeine Flucht zu verhindern. Dabei prügelten uns die Eisstücke, die auf uns niederfielen. Wie Flintenschüsse so scharf klangen die in der Nähe einschlagenden Blitzschläge dazwischen. Es schien nie mehr enden zu wollen. An den Hagel schloß sich harter Schnee, schließlich lagen die Körner über einen halben Fuß hoch. Plötzlich — was war dies? Ein Schuß? Durch mein Zelt, in dem eine Kerze brannte, war eine Kugel gekommen. Und noch ein Schuß und wieder einer. „J-i-i! hu-u-u-u ... ! hu-u-u! Ji—i !" Stockfinster war die Nacht. Von ungezählten Stimmen hallte das Wiesental. „Ihr Memmen," klang die eine den Hang herab, „wir schießen euch alle tot, wenn ihr euch zu verteidigen wagt! Flieht oder verreckt ! Hundsfott von Chinesen!" — „Wir wollen sehen, wer zuerst verreckt, dreckige Hunde !" schrieen die Meinen zurück. Wahllos schnurrten zugleich unsere Geschosse in die schwarze Dunkelheit hinein. Ein Dutzend Schüsse nur, und wie ein Spuk war auch dieses Wetter vorüber. Mit „Ji!" und „ Yu-u-u ... !" machten wir eine Streife. Auf 100 m nur hatten sich die Kerls herangewagt. So nahe führten Kriechspuren ans Lager heran. Dort lagen Lunten, die naß geworden waren.

Ein kräftiger West half uns für den Rest der Nacht ein großes Lagerfeuer schüren, auf dem das Kyangfleisch vom Tage vorher gesotten ward. In Pelz-und Filzmantel lag ich daneben, sah den Wachen zu, die jede eine Stunde lang in weitem Bogen den Lagerplatz abgingen. Neben mir hockten die anderen, wie ich das Gewehr im Arm, bis langsam dem einen, dann dem anderen der Kopf vornüber fiel.

Als es tagte, packten wir rasch die Lasten auf die Tiere und fort ging's auf dem Wege, den wir gekommen waren. Wohl hatte der heilige Amne Matschen mit seinen „18 Köpfen" seit vielen Tagesmärschen zu mir herübergewunken. Schier unwiderstehlich wollten mich seine noch unerforschten Gletscher und Schründe anziehen. Wie oft schon hatte man an meinen Lagerfeuern den Namen dieses Berges gerufen ! Hatte ihm ein „lha gsol" dargebracht. Hatte man den Hut abgenommen und hatte Tsch`eng, hochaufgerichtet, die erste Schale aus dem Kessel ihm zu Ehren als Libation in die Luft geschleudert!

Auf unseren Karten bezeichnet Amne Matschen eine lange Kette, die vom Tossun nor viele hundert Kilometer weit nach Südosten reicht. Ich konnte feststellen, daß die Tibeter diesen Namen nur einem Gebirgsstock geben, einem Massiv, ähnlich dem des Montblanc in unseren Alpen. Die bei den Eingeborenen namenlose Kette, in der der Gipfel liegt, zeigt viele 5300-5500 m hohe Zacken.

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