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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0282 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 282 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Chinesenort Lusar, in dem Herr und Frau Filchner und ich gewohnt hatten, war eine Messe entstanden. Es war dort oft kaum mehr möglich, sich durch das Gedränge durchzuwinden. Mohammedaner und Chinesen waren die Händler, meist Tibeter die Käufer. Kultgeräte, Messeglocken, Handtrommeln und Donnerkeile (Dordyi genannt), Türkisen und Türkisenmuttererde, echt uhd falsch, aber auch englische und amerikanische Baumwollstoffe, Seide, deutsche Anilinfarben, vor allem viele Eisenwaren und billige europäische und japanische Schundartikel gab es dort zu kaufen. Sarten und turkistanische Mohammedaner mit langen Bärten, mit Turban und ledernen Stulpenstiefeln, die in europäischer Weise mit Absatz versehen sind, standen hinter hohen Tischen und maßen ihre russischen Stoffe nach Arschinen vor. Die bunten Farben derselben waren von den farbenliebenden Tibetern sehr begehrt. Stolze Gobas bildeten eine Ecke für sich. Sie batten zentraltibetischen Weihrauch zu verkaufen und Traschilhumpo-er Snambu oder P`ulo, wie die Chinesen sagen, ein dichtes, meist weinrot gefärbtes Wollgewebe, das wegen seiner Stärke und Feinheit hoch geschätzt wird, warm und wasserdicht ist und im Tribut nach Peking eine wichtige Rolle spielte. Auch Schwerter und Luntenflinten, Pfauenfedern, deutsche Solinger Taschenmesser und Emailschüsseln, die über Indien nach Lhasa gekommen waren, boten diese Gobas feil. Einige von ihnen behaupteten, schon in Kalkutta gewesen zu sein und wußten einige englische Worte.

Der dem Wert nach bedeutendste Handel wurde aber in den Wohnungen der Mönche abgeschlossen. Manches japanische und russische Gewehr hatte von den Schlachtfeldern der Mandschurei einen Weg zu Mongolen gefunden und diese brachten die modernen Feuerwaffen schon auf ihren nächsten Pilgerreisen nach Gum bum. Manches gute Repetiergewehr gelangt so zu den Tibetern, die für ein modernes weittragendes Gewehr mit dreihundert Patronen bereit sind, 300-500 Mark zu zahlen.

Das Hauptgeschäft ist bei den großen Tempelfesten der Teehandel. Der Ziegeltee, Tschuan tsch`a, der von den großen russischen Teemanufakturen in Hankow aus Teeabfall gepreßt wird, kommt durch die mongolischen Pilger in ziemlichen Quantitäten als Opfertee und damit unbeanstandet von den chinesischen Inlandzullämtern nach Gum bum. Dort wird dieser Tee mit Hilfe von Mohammedanern als Agenten, die beide Sprachen sprechen, und mit Unterstützung von Mönchen, die ihr Haus als Depot hergeben, an die tibetischen Nomaden weiterverkauft. Die Mongolen und Tibeter haben beide die Vergünstigung, daß ihre Güter keinem chinesischen Zoll unterworfen sind. Wehe aber dem Chinesen oder Mohammedaner, der sich dabei ertappen läßt, wie er mit diesem russischen Tee handelt ! Nur auf dem gewissermaßen für exterritorial geltenden Klosterboden vermag ihnen der chinesische Beamte nichts anzuhaben. Trifft man außerhalb des Klosters Tschuan tsch`a in den Händen von direkten chinesischen Untertanen, so werden diese behandelt wie Salzschmuggler. Die Chinesen sollen nur Tee besitzen, der auf seiner Reise durch China keinem Zollamt entgangen ist 1).

1) Es gibt noch eine andere Teeziegelart in der Hsi ning- und Kuku nor-Gegend, den Fu tsch`a, Buchtee, wie die Kan su-Chinesen sagen. Dieser wird von Chinesen in San yüan hsien (Sehen si) gepreßt und kommt in Lan tschou in großen Quantitäten in den Handel. Es sind viel weniger hart gepreßte Stücke von 35 X 25 X 5 cm, aber es ist ein besserer Tee als der sogenannte Tschuan tsch`a (Ziegeltee), der aus den

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