国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

> > > >
カラー New!IIIFカラー高解像度 白黒高解像度 PDF グラフィック   日本語 English
0189 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 189 ページ(カラー画像)

New!引用情報

doi: 10.20676/00000264
引用形式選択: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR読み取り結果

 

 

i ••

441

s

ti

Immer wieder brachen sie unter ihren Lasten zusammen. An einzelnen Stellen mußten selbst die sonst so sicheren Maultiere einzeln von vorn und hinten gemalten und so weitergeführt werden. Ich hatte allerdings ganz besonders schwierige Verhältnisse vorgefunden. Es lag eine fußhohe dichte Schneedecke oben, dabei zeigte das Thermometer bei einem heftigen Nordwestwind noch um 12 Uhr mittags 8 ° Kälte. Vom Hoang ho war während zweier Tage gar nichts zu sehen. Ich mußte einen halbtägigen Abstecher machen, um in die Nähe des Ying wo sche zu gelangen, an einen Felsen in der Mitte des Hoang ho, an dem jedes Jahr viele Flöße scheitern und an dem im Jahr 1900 Mr. Birch, der Begleiter des unglücklichen Kapitäns Watts-Jones, der in Kuei hoa tsch`eng ermordet wurde, das Leben verlor. Nach der einen Lesart ist Mr. Birch ertrunken, als das Floß der beiden an den dicht unter der Wasserfläche befindlichen Felsen anstieß und zerschellte, nach einer anderen Lesart hat der Unglückliche sich noch auf ein aus dem Wasser ragendes Stück Felsen retten können, ist aber dort verhungert, nachdem seine Begleiter vergeblich versucht hatten, ihn herunterzuholen.

Die Chinesen erzählen sich, am Felsen Ying wo sche sitze ein mächtiger Flußgott, der hole sich jeden schlechten Kerl von den Flößen herunter. Es ist also eine Tugendprobe, dort durchzukommen. Kaum eine andere Stelle am Hoang ho ist so wild wie die Schluchten unterhalb Tsing yüan hsien, wo der gelbe Riesenfluß gerade noch die letzten der vielen NW—S0 streichenden Felsketten des Kuen lun-Gebirgssystems durchbrochen hat.

Tsing yüan hsien ist ein ruhiges Landstädtchen mit angeblich 800 Familien in einer langen und 2 km breiten Bewässerungsebene mit rotem Tongrund und liegt auf dem rechten Hoang ho-Ufer. Sein Mandarin, natürlich wieder ein steinalter Mann mit einem langen weißen Knebel- und Schnurrbart 1), empfing mich sehr höflich steif. Er stellte so naive, unschuldige Fragen, als hätte er noch nie einen Europäer gesehen und kaum von unserer Existenz etwas vernommen. Beim Anblick der Waffen, die ihm die zwei Polizeisoldaten übergaben, rief er aus : „Die gehen mich nichts an, die gehören Soldaten der großen Exzellenz Tung fu hsiang." Er gab sogleich die Waffen an jene tapferen Krieger zurück und wollte damit die Sache für erledigt erklären. Als ich hiergegen protestierte, suchte er mich durch Geschenke und durch eine Einladung zum Essen umzustimmen, und machte den Vorschlag, die Krieger des Tung fu hsiang sollten sich vor ihm bei mir entschuldigen. Das wollten aber jene nicht, sie zogen vielmehr brummend ab.

Während meines Besuches fuhr der hohe Herr einmal unter seine verschiedenen seidenen Amtskleider, kam mit einer kleinen Beute zwischen den Fingern wieder heraus und zerdrückte diese zwischen den langen Fingernägeln, so daß man bei der atemlosen Stille, die bei dieser Pause in dem Amtszimmer entstanden war, einen leisen, aber doch deutlichen Knacks hören konnte. Auch den Gebrauch eines Taschentuchs, den chinesische Beamte sonst gut kennen, schien der Herr in seinem Alter und vielleicht auch in Anbetracht seiner schönen, zolllangen Fingernägel, die teilweise goldene und silberne Futterale zu ihrem Schutz anhatten, längst abgeschafft zu haben. Der Mandarin gab auf meine Frage an, 70 Jahre alt zu sein. Es ist in China ja sehr höflich, sich nach dem Alter zu

1) Die Chinesen tragen erst mit dem vierzigsten Jahre einen Schnurrbart und erst viel später, im Greisenalter, einen Vollbart.

143