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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0170 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 170 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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AtA

lange gewartet und der Gouverneur oder vielmehr seine Seele erreichte doch als Ganzes die Gefilde der Seligen ! Wie man stirbt, so kommt man drüben im Himmel an, sagen die Chinesen.

Mein Herr Stadtkommandant fand anscheinend großes Vergnügen an dem europäischen Essen und freute sich über Gabel, Löffel und Messer. Er griff aber doch noch gerne mit den langen Eßstäbchen zu, als zum Schluß ein chinesisches Essen mit zehn Gängen folgte. Am Schmatzen merkte ich, daß ihm dieses doch mehr mundete. Als ich dann im Nebenraum aus einem Koffer einige Bilder hervorholte, die der Herr Major sehen wollte, trat zufällig mein Koch ins Speisezimmer. Der Major fragte ihn, ob er der Chef, der Koch, sei. „Nein," log dieser sogleich. — „Du bist nicht der Koch?" — „Bu gan dang, wo bu sche da sche tu" („Zuviel Ehre, ich bin nicht der Küchenchef"). — Der Gast wußte damit ganz genau, daß der Koch wirklich der Koch war. Damit, daß er ihn überhaupt fragte, hatte er ihn schon belobt. Der Koch aber zeigte sich als ein Muster von Höflichkeit und guter Lebensart.

Um den Alaschan, das Gebirge im Westen von Ning hsia, kennen zu lernen, beschloß ich, von der Stadt aus eine Rundtour zu unternehmen, und da dort die Unterkunft und Ernährung von Maultieren und Pferden Schwierigkeiten machte, so hatte Ma mir vorgeschlagen, mit meinen Maultieren und zweien meiner Leute in einem kleinen Ort, Da tsing kou tse, südlich von Ning hsia, auf mich zu warten. Nur mit vier Ponys, dem Mongolen und Liu, dem Koch, reiste ich von der Stadt ab und kam am ersten Tag nach der sogenannten Hsin tsch`eng, der „neuen Stadt", mit einer seit der großen Mohammedanerrebellion zerstörten Umwallung, in der seit 1694 einige Mandschu-Banner mit einem Tataren-general an der Spitze untergebracht waren, denen der Landfrieden in diesem Teil des Reichs anvertraut war. Diese Garnisonstadt machte einen besonders kläglichen Eindruck. Abgesehen von den Mandschu-Frauen, die mit ihrer breit und flügelartig ausladenden mandschurischen Haartracht (Tafel XXXVII) auf ihren natürlich und groß gelassenen Füßen schwerfällig auf hohen, kothurnartigen Schuhen einherschwankten, war sie von einer Chinesenstadt in nichts verschieden. Die Bewohner sprachen alle Chinesisch. Ich hörte auch hier kein einziges mandschurisches Wort. Der einzige Unterschied im Vergleich mit einer gleich großen chinesischen Stadt war der, daß ganz verschwindend wenig Handel getrieben und noch weniger gearbeitet wurde. Die Bannersoldaten bezogen von ihrem Kaiser einen regelmäßigen Monatsgehalt und hatten sich dafür ständig in Kriegsbereitschaft zu halten und auch ihre Kinder auf den Soldatenberuf vorzubereiten. Auch hier war natürlich ein großer Exerzierplatz, wie es deren in ganz China, zumal in der Provinz Kan su, eine Unmenge gibt, unvergleichlich viel mehr als bei uns in Deutschland. Sie sind alle, und so auch der hiesige, nach einem Schema gebaut, möglichst mit einer Mauer umgeben und die Hauptsache bei ihnen ist ein kleines tempelartiges Gebäude, von dem aus der General in aller Ruhe und Gemütlichkeit bei einer Tasse Tee sitzend den Übungen zusehen kann. Nie fehlt der würfelförmige Turm mit Zinnen darauf und einer hohen Stange in der Mitte, an der die Fahne des betreffenden Oberkommandierenden aufgezogen wird. Ist dies ein hoher Offizier, so ist die Fahne aus Seide ; in China wird bekanntlich die Fahne mit der Stange, an der das Tuch angenagelt ist und an der sie für gewöhnlich getragen wird, hochgezogen. Zu einem chinesischen Exerzierplatz gehört auch eine Galoppierbahn. Auf der

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