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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0381 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 381 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Ihr seid Soldaten, dies sieht man gleich an den Gewehren. Es bekommt gewiß keinem gut, der mit euch anbindet. Könnt ihr auch damit schießen und” — so ganz leicht ist ein Tibeter nicht zu überzeugen — „warum habt ihr denn keine Ula wie die anderen Regierungskarawanen?"

Meine beiden Chinesen waren jedoch den Fragern völlig gewachsen.

Du weißt, der direkte Weg nach Kram führt durch das ngGolokh-Land. Die ngGolokh sind frei, sie stellen uns nie Ula. Auch müssen wir schnell reisen, um noch rechtzeitig einzutreffen."

„Aber wenn ihr schnell reist, warum reist ihr dann nicht auf der großen Straße, sondern abseits?"

„Liegt der Si ni tsro vielleicht nicht auf der geraden Linie nach Kram? Es ist auch hier mehr Gras als auf der großen Straße, wo seit Herbst die Karawanen hin und her ziehen und den letzten Halm aufgezehrt haben."

„Regierungskarawanen wollen immer Ula. — Wer ist denn Herr bei euch?"

„Wir haben einen Lao ye (Offizier)," erwiderte Tschang, „der ist aber ein ekelhafter Opiumraucher. Er ißt von morgens bis abends Opium und darum könnt ihr ihn nicht sprechen. Ich bin sein Dolmetscher. Wenn ihr etwas Besonderes wollt, so sagt es mir. Ich werde euch billig bedienen."

Die Leute forschten noch nach verschiedenen Dolmetschern des Ambanya men und erkundigten sich nach den Aussichten einiger zurzeit schwebenden Prozesse. Tschang war in allen diesen Sachen erstaunlich gut bewandert und stolperte nie über eine Frage. Später kam die Rede auf einen Fremden, einen „ni gar", einen Helläugigen, der zurzeit in Schara khoto sich aufhalten sollte.

„Es sind dort sogar drei," ergänzte Tschang sofort, „und diese erwarten noch zehn andere, die von Hsi Hing fu nachkommen sollen."

„Die Lama sagen," warf der Kleinere der beiden ein, „die chinesische Regierung schütze die Fremden nicht mehr. Man könne sie jetzt ungestraft ausrauben, wenn man Lust dazu habe."

Mit wichtiger Miene fragte der Hauptsprecher weiter : „Habt ihr den Mann gesehen, der im vergangenenWinter am Blauen See oben ganz allein eine hundertköpfige Räuberschar in die Flucht schlug ? Man hat ihn am letzten Feiertag im Dunkur-Kloster wiedererkannt. Er ist zehn Fuß hoch, hat eine Nase, wie keine bei uns wächst, sieht aber sonst aus wie unsere Leute. Er trägt ein undurchdringliches Panzerhemd und hat ein wundertätiges Amulett, das alle Kugeln, die man gegen ihn richtet, ablenkt. Er hat Apparate — so erzählte uns erst gestern abend noch ein Lama, der ihn vor wenigen Tagen beobachtete — mit denen er durch die größten Berge hindurchsehen und alles Gold und Silber in der Tiefe der Erde erkennen kann. Und er besitzt eine Waffe, die tausend Kugeln zumal versendet. Am Blauen See oben war er schon unter seinem zusammengestürzten Zelt gefangen. Man hatte alle Zeltstricke gekappt. Wie ein Schaf, das getötet werden soll, lag er da, und dann hat er mit seiner Waffe seine Angreifer niedergestreckt."

„Ja, wir haben den Mann gesehen," fiel Tschang ein, „er hat sogar zehn solcher Waffen. Er wird in zwei Tagen hier durchkommen und auch nach Warn gehen und uns helfen. Ich habe sogar gesehen, daß er Hörner auf dem Kopfe trägt wie ein leibhaftiger Tsang gong (Schreckensgott) und ein jeder zittert, der ihn nur anblickt."

Am Nachmittage hatten wir noch mehrere Besuche und zwar sowohl von

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