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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0414 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 414 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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wir wider alles Erwarten im Lager uns noch heißen Tee brauen konnten. Nur wenige Augenblicke war die Sonne durch das dichte Gewölk gedrungen, aber diese hatten bereits genügt, uns unser Brennmaterial zu bereiten. Der Dung der wilden Kyang war durch die in dieser Höhe naturgemäß sehr intensive Bestrahlung erstaunlich rasch getrocknet. Es half hier auch noch der trockene Grund, die breite Zone am See, welche Grasbedeckung zeigte. Das Grundwasser, das weiter oben und an den Berghängen bis an die Oberfläche reichte, zirkulierte hier unterirdisch, selbst die Bäche versanken im Sande, ehe sie das Seeufer erreicht hatten.

Am 10. Juni gelangten wir ohne weitere Mühe an das Ufer des Merduch` ts` o. Er lag wie ein Spiegel so glatt vor uns. Noch war die Hälfte seiner Oberfläche gefroren. Aus dem satten Grün seines Wassers stachen bläulich schimmernde Eistafeln heraus und das Ufer umsäumten bizarr geformte Eisblockmassen, die von den heftigsten Stürmen erzählten; fußdicke Eisschollen waren viele Meter weit aufs Land geschleudert und dort zu einem hohen Wall aufgetürmt worden. Dies muß das Werk des Winters gewesen sein, im Sommer erreichen die Stürme selbst bei den heftigsten Gewittern — wir hatten zurzeit meist zwei am Tage — nicht die Kraft, solche Massen in Bewegung zu setzen.

Ich folgte den ganzen Tag dem Ufer. Ich wollte das ganze Westufer bereisen und aufnehmen, weil hier kleine Hügel abwechslungsreiche Uferformen, tiefe Buchten und Halbinseln, hatten entstehen lassen. An der äußersten Westecke des Sees wurden wir schließlich von einem winzigen Bache aufgehalten, der nirgends festen Grund hatte. Dort schlugen wir dicht am See auf einer schmalen Landzunge, die mit einem Felshügel endigte, unser Lager auf. Als wir eben die Tiere einfingen und sie von ihren Lasten befreiten, stürmte ein Prachtexemplar eines gigantischen tibetischen Hirsches von dem Felshügel herab mitten durch die Herde. Es war dies das einzige Mal während meiner ganzen Reise, daß ich ein solches Tier zu Gesicht bekam.

Der Merduch` ts`o liegt 4100 m hoch und hat eine Größe von rund 23 qkm. Nach den Ufermarken zu urteilen, ist sein Wasserstand sehr wechselnd. Kein Wunder auch ! Nirgends zeigte sich ein Ablauf. Trotzdem ist sein Wasser ganz wie das des gleichfalls abflußlosen Si ni ts`o, des Gungga nor und Bayan nor vollkommen süß. Seine Ufer werden nie von Nomaden mit ihren Herden aufgesucht, dazu sind die Weiden nicht mehr gut genug. Tibetische Jäger kommen dagegen oft hierher. Wir fanden in ziemlicher Zahl „Tado" (tabrdo), Kochstellen aus drei Steinen, wie sie Reisende und Jäger zusammenstellen, um für ihr Kochgeschirr einen Dreifuß zu schaffen.

11. Juni. Von der Route, die ich einzuschlagen dachte, wurde ich heute weit nach Westen abgedrängt. Die Karawane hatte viele Stunden zu marschieren, bis sie es wagen konnte, den grundlosen Morast des Baches zu überschreiten. Auch dann aber brauchten wir zu wenig mehr als 5 Meter weit über eine Stunde.

Die Berghänge waren höchstens 5 ° steil. Aber das Gestein war zu einer feinen, braunen, tonigen Erde aufgelöst, die alles Wasser festhielt. Bei 20 und 3 ° Böschungswinkel war es Grasarten, ja schließlich selbst Moospolstern zu naß; die nackte Erde, d. h. nackter Schlamm, deckte allenthalben die Ebene. Lager 33 schlug ich endlich auf einem kleinen Sattel auf, dem ersten trockenen Platze, den ich fand. Es lag 4315 m hoch (Tafel LXX). Ein dichtes Gebüsch aus Bergweiden

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