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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0337 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 337 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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mächtige Dunghaufen, welche alte Weideplätze bezeichneten, und Hunderte von Tierleichen ließen erkennen, daß das Land ein nicht immer völlig ungenütztes Gut darstellte.

Mittlerweile war noch ein Schreiben aus dem Amban- Ya men angekommen, worin die alte Exzellenz mir mitteilen ließ, daß sie mich angelegentlich dem Or fu ting von Kue de empfohlen hätte. Man riet mir, von jener Stadt aus meine große Reise anzutreten. Wenn man weiß, daß die Stadt Kue de und ihr großes Verwaltungsgebiet, das sich zehn Tagereisen weit nach Süden erstreckt, nicht dem Amban- Ya men unterstellt ist, daß also nach landläufiger Chinesenlogik die Verantwortung, falls mir dort etwas zugestoßen wäre, nicht den Amban, sondern den Or fu von Kue de getroffen hätte, so war die liebenswürdige Empfehlung nur allzu durchsichtig. Aber ich war ja noch durch die anderen Umstände genötigt, von dort aus meine Hoang ho-Reise anzutreten.

Ein langer Marsch durch eine enge und geröllerfüllte, wüstenhafte, menschenleere Schlucht brachte mich mit meinen Maultieren und Pferden von I ts`a sehe nach dem Ufer des Hoang ho. Es galt zunächst auszukundschaften, ob der Weg über Kue de möglich sei, deshalb blieben die Ochsen am Lao ye schan zurück. Kahl und steinig wie die Schlucht war auch das Tal des großen Flusses selbst, das wir noch einige Stunden lang aufwärts zogen. Die nächstgelegenen Berge bestanden alle aus lockeren, rotgefärbten Konglomeraten, die den Sommerregen nur wenig Widerstand bieten, und die darum so wild und steil zerfurcht und tausendfach zerrissen sind, daß keine Geiß an den Hängen klettern kann. Blutrote Orgeln und Säulen aus Ton und Sand starren allenthalben gen Himmel und selten nur sah man einen Strauch, noch seltener einen Baum, ein Haus, vielleicht einmal in der Ferne eine tibetische Tempelanlage, ein grotesk und fremd dreinschauendes Tschorten, ein Heiligengrab. Die Straße war menschenleer. Ich begegnete wenigen Reitern, alle mit Gewehren und Lanzen und mit kriegerischen Mienen. Auch die rechte Flußseite ist wüstenhaft. Ein Kloster in dieser Wüste ist berühmt, weil sein Buddhabild beständig größer wird. Tsch`ang fo se, das Kloster des wachsenden Buddha, nennen es die gläubigen Umwohner. Gegen Abend tauchte drüben auf dem rechten Hoang ho-Ufer eine dichtstehende Baumgruppe auf. Von Süden her mündeten da einige größere Täler, die am Ufer eine grüne Oase hervorzauberten. Aber von dort trennte uns noch ein langwieriges Ein- und Ausbooten und die Fahrt über den 200 m, im Sommer bis zu 600 m breiten Hoang ho. Weit hinab reißt der Strom jedesmal das schwere, ungefüge Fährboot. Es war darum wiederum spät geworden, bis ich die schützenden Mauern der Stadt Kue de erreichte.

Diese Stadt ist der zurzeit am weitesten nach Nordtibet hineingeschobene Chinesenposten, der letzte von Chinesen bewohnte Ort am Hoang ho, ja überhaupt der letzte Ort an diesem Fluß, und ist besonders stark von der Regierung befestigt worden. Ringsherum wohnen Tibeter, teils solche, die Ackerbau treiben, teils, und zwar im Süden und Westen, Nomaden. Die Stadt Kue de liegt nur 2310 m hoch. Sie ist unter all den Grenzstädten des ganzen Fu, d. h. der Präfektur von Hsi ning, zu der sie gehört, die wärmste; aber gleich westlich der Stadt, oberhalb einiger Inseln, durchströmt der Hoang ho eine enge Schlucht, die sich der Fluß mit steilen Ufern in eine um 250 m höhere Terrasse eingerissen hat. Auf dieser Terrasse ist nirgends mehr ein kleines Feld, nirgends ein Haus. So ist Kue de eine Oase inmitten von wilden kahlen Bergen. Beim

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