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0156 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 156 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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weit auseinander, daß niemand mehr hinüberspringen kann. Die Reste der natürlichen Tore und Brücken sind so dünn, daß sie jeden Augenblick ein-

zustürzen drohen.

Jeder, der mir in diesen Lößbergen begegnete, hatte einen Spaten bei sich. Das kleinste Gewitter schon kann leicht mitten in dem Pfade einen weiten, 10-20 m tiefen und nach allen Seiten vertikal abfallenden Schacht auswaschen, um den herum sich der Wanderer erst einen neuen Weg auszugraben hat, wenn er an eine Weiterreise denken will.

Die Unwegsamkeit der Lößberge ging so weit, daß ich, um mit meinen Maultieren und Pferden Hoan (Hwan) hsien zu erreichen, wohin ich über die Berge und Schluchten in etwa zwei Tagereisen zu gelangen hoffte, erst über King yang fu hätte reisen müssen, was einen Umweg von neun langen Tagereisen bedeutet hätte. Die Unterpräfektur Hoan hsien, obwohl größer als manches Königreich, wurde mir als der allerelendeste Distrikt von ganz Kan su beschrieben, das selbst als die ärmste Provinz von China verschrien ist und an armen Plätzen tatsächlich keinen Mangel leidet. Der j edesmalige Inhaber des Amtes von Hoan hsien wird auf 200 Tael = 600 Mark Jahreseinnahme eingeschätzt und soll stets noch zusetzen müssen. Das öde, langweilige Vorland im Norden der Lößberge hatte also noch seine großen Vorzüge gegenüber dem Land südlich davon. Dieser gewaltige Lößwall, diese ins kolossale gewachsene Lößdüne von über 500 m Höhe und Dicke zieht sich auf eine Länge von 100 km von W SW nach ONO. Steil und unvermittelt steigt sie aus der mit Äckern, mit Dörfern und alten Städten übersäten Ebene im Norden auf, hinter der sich die Sande der Ordos-Wüste angesammelt haben (Abb. 10). Nach wenig mehr als 10 km zeigt sie schon die höchste Erhebung und größte Anhäufung des Lösses, um südlich des 2000 m hohen Kammes langsam und ganz allmählich abzuschwellen und in das Lößland von Schen si und Kan su überzugehen, wo Löß-dicken von 50 m und darunter die Norm bilden. Mit vollem Recht ist dieses Lößgebirge von Obrutschew als neuer Beweis der äolischen Bildung des Lösses angeführt worden'). Um 500 m überragt hier der Löß das anstehende horizontale Gestein des Untergrundes und auf Hunderte von Kilometern ist kein irgendwie höheres Land, von dem aus der Löß abgelagert , von dem er herein-geschwemmt sein könnte. Es würde mich zu weit führen, an dieser Stelle genau auseinanderzusetzen, wodurch ich bestimmt wurde, die Ansicht Obrutschews voll und ganz zu teilen.

Ich hielt mich weiterhin mehrere Tagereisen weit an jene westöstlich ziehende Straße, die ich früher schon als einen beliebten Transportweg für hoch-besteuerte Waren beschrieben habe. Es gab dort lange Märsche. Dabei wurde

1) S. Merzbacher, Petermanns Mitt., 1913, Heft I—III über die Studie W. A. Obrutschews „Die Frage der Entstehung des Lösses", Tomsk 1911: „Obrutschew ist der Ansicht, daß sich der Löß in Nordchina früher unter ähnlichen klimatischen Verhältnissen gebildet hat wie heute noch, und daß die Lößgebiete auch damals schon zum peripherischen Gebiete gehört haben, wobei er die Möglichkeit zugibt, daß das Klima jener Länder damals etwas trockener als gegenwärtig gewesen sein könne, die Niederschlagsmengen noch geringer und die Wasserführung der Bäche noch unbedeutender als jetzt. Zur Erklärung derartiger geringer Klimaschwankungen bedürfe es aber nicht so bedeutender orographischer Umwälzungen, wie Richthofen sie annimmt.

Ablagerung von Löß erfolgt in China auch heute noch. Warum sollte dies also nicht früher der Fall gewesen sein?"

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