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0107 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 107 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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und 50 km von dem Punkt, wo sie sich nach der deutschen Generalstabskarte befinden sollte 1). Es ist der lebhafteste Ort am Fluß, von der Provinz Ho nan an aufwärts. „Haya ! du gehst nach Klein Peking," sagten unterwegs die Man tse, die Kolonisten, wenn ich ihnen auf ihre Fragen Bescheid gab. Als ich dann nach Klein Peking" hineinritt, ging wegen der vorhergehenden Regentage der Kot meinem Pferde wieder bis fast an die Knie. Auch die vielen Zuschauer, die damals gerade in der Hauptstraße vor einer größeren Bühne standen, um sich die Aufführung des Dramas „Tschung yin tai" anzusehen, hatten trotz ihrer hohen Kothurne noch große Mühe, einen halbwegs trockenen Stehplatz zu finden. Trotzdem war die Straße so gedrängt voll von Leuten, daß ich mit meinen Tieren kaum durchkommen konnte. Ein Gasthaus aber fand sich in Ho tschü hsien, wie ich nie zuvor eines in China gesehen hatte. Mit Ölfarbe waren alle Wände gestrichen und darauf schöne Götter gemalt, Tische und Stühle waren in dem Raum und das Bett , der Kang , war sauber und eben aus Ziegeln gemauert und nirgends zerbrochen , hatte auch keine Risse , und dazu die Heizung von außen, so daß es im Schlafzimmer kein bißchen Rauch gab. Die Türe war sogar verschließbar und das Papier der Fenster unzerrissen.

Ho tschü hsien ist eine Stadt von 40 000-50 000 Einwohnern, die auch den Namen Ho bau ying (= Militärlager an der Flußbiegung) führt. Es gibt dort viele Öl-Hang (Hanfölmanufakturen). Ihre wirkliche Bedeutung verdankt die Stadt ihrer fruchtbaren, ziemlich breiten und leicht zu bewässernden Alluvialebene2) und ihrer Lage an einer in früheren Zeiten natürlich noch viel wichtigeren Straße , die gerade innerhalb der „großen Mauer" hinführt und Peking und Da tung fu mit den Städten in Nord-Sehen si, mit Yü lin fu usw., verbindet.

Dicht unterhalb Ho tschü hsien geht die „große Mauer" über den Fluß. Sie besteht hier aus schlechten und vielfach durchbrochenen Lehmwerken, die auf der linken Seite viele Kilometer dem Ufer entlang laufen. Ob sie dort sehr alt ist, oder ob diese Erdwerke mehr provisorisch waren? Bei der sicheren Bestimmung des Alters chinesischer Wälle und Bauwerke geht es uns wie mit der Identifizierung chinesischer Bronzen. Die Chinesen haben seit Jahrtausenden und zu allen Zeiten die gleichen Formen wiederholt. Jede genaue und bestimmte Angabe der Zeit, wann das eine oder andere entstanden ist, wird unter Kennern deshalb stets als äußerst bedenklich angesehen. Eine Chronologisierung nach der Form ist zurzeit kaum möglich . Wir sind von Inschriften abhängig, diese aber sind spärlich, oft auch falsch und erst in neuerer Zeit hergestellt.

Oberhalb der Stadt Ho tschii hsien auf dem Schan si-Ufer beginnt die „Mauer"

,

1) Etwa an der Stelle, wo die alte Jesuitenkarte und die deutsche Generalstabskarte die Lage von Ho tschü hsien verzeichnen, liegt auf einer Anhöhe ein Lößringwall von etwa 3-4 km Umfang. Die Chinesen nennen diesen Ort heute Tschiu tann tsch`eng. Es wohnen aber nur mehr ganz wenige Familien dort. Ich habe öfters die Beobachtung gemacht, daß alte und heute nicht mehr benützte chinesische Stadtanlagen im Gegensatz zu den heutigen auf Bergen sich befinden. Es scheinen namentlich bis in die Han-Dynastie hinein die festen Plätze der chinesischen Feudalen auf Anhöhen gestanden zu haben.

1, 2) Ich sah hier angebaut: Hirse in zwei Arten: Gu tse (hoang mi und hsiao mi), Gao leang, Mais, Gerste, Weizen, Buchweizen, Kartoffel (seit etwa 1860 hier), Melonen, Kürbisse, Erbsen, Bohnen, Rizinus, Hanf, Mohn, Tabak neben vielerlei Gemüsen und Obstbäumen.

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