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0346 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 346 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Flinten. Zum Glück waren es aber nur Nachbarn von einigen Zelten in etwa

3 km Entfernung, die uns störten und sich noch um diese ungewohnte Stunde

nach dem Begehr der fremden Händler erkundigen wollten.

Bis wir an jenem Abend zur Ruhe kamen, war es spät geworden. Die Gast-

abteilung, vom Eingang gesehen rechter Hand vom Herd, wurde uns und

einem Akka 1) für die Nacht überlassen. Dort breitete uns noch der Hausherr

einige Filzdecken auf den Boden und überzeugte sich hierbei, daß wir nicht

etwa die Füße gegen die Zeltrückwand streckten, wo die Götterbilder standen

und Gebetbücher in einer Kiste verpackt lagen. Es wäre dies eine schwere Be-

leidigung für die Götter gewesen, die diese sicher nicht ungerächt an der

Familie hätten vorbeigehen lassen. Bei chinesischen Gästen passen die Tibeter

immer genau auf solche Sachen auf, denn die Chinesen sind ihnen bekannt für

ihre Laxheit in religiösen Dingen.

Der Akka sagte mittlerweile noch die lange Bitte an die Dschoma (sgrolma,

die Göttin der Barmherzigkeit) als Abendgebet her und die übrigen Zelt-

bewohner wiederholten tausendmal: „Om mani padme hung". All das große

und kleine Unrecht, das sie den Tag über bewußt oder unbewußt getan batten,

sollte damit wieder gutgemacht werden und ihre Seelen sollten vor und nach

dem Tode nicht für diese Sünden büßen müssen. Eine halbe Stunde dauerte

diese Abendandacht, dann krümmten und kauerten wir uns eng zusammen,

um möglichst warm zu bleiben. Das Herdfeuer verlöschte und zu dem weit

geöffneten Zelteingang, zu dem breiten Schlitz des Rauchfangs oben im wag-

rechten Zeltdach und zu den vielen, vielen Maschen und Löchern des Zeltstoffes

strich eine eiskalte Luft herein und machte uns die Glieder steif.

Nach Mitternacht begann es zu schneien und das Schneetreiben hielt bis

weit in den Morgen hinein an, so daß die Herden am Morgen nicht ausgetrieben

werden konnten und sich alle Männer mit hochgezogenen Filzmänteln um die

Herdfeuer herumdrückten. Wir benutzten diesen Tag, um mehrere Zeltgruppen,

die alle 1-2 km auseinanderlagen, aufzusuchen. Jedesmal mußten wir endlose

Teevisiten absitzen und über viele nebensächliche Dinge reden. Der Aufenthalt

in den Zelten war sehr ungemütlich. Wenn wir kamen und die gastfreundlichen

Hausfrauen uns Tee kochten, schmolz bei der dadurch entwickelten Wärme

der Schnee auf dem horizontalen Zeltdach und lief an allen Ecken und Kanten

ins Zeltinnere herein. Um solche Kleinigkeiten schert sich aber kein Tibeter. Er

kennt es von Jugend auf nicht anders.

Unser Ochsenhandel gestaltete sich nichts weniger als einfach und erfreu-

lich. Selbstredend versuchten die Leute immer erst, ihre ältesten Tiere uns

.aufzuschwatzen oder wenigstens solche, die das Jahr zuvor mit einem Teil des

Stammes die Pilgerfahrt nach Lhasa überstanden hatten. Die Ts`aner waren

auch leider nicht reich. Es gab keine große Auswahl. Der Häuptling jammerte,

sie hätten während des Winters bei einem Überfall durch Räuber aus dem

Süden hundert Tiere verloren. Auf die Familie kamen im Mittel 15-20 Rinder,

70 Schafe und kleine Ziegen und 3-4 Pferde. Dabei hatten sie nicht einmal

bloß Yakrinder. Wie alle Osttibeter, die Weiden von nur etwa 3000 m Meeres-

höhe haben, hielten sie noch das kurzhaarige farbige Rind und züchteten mit

ihm „ntso" (chin.: „Pien niu"), das durch die Kreuzung der beiden Rassen 1) Die gebräuchlichste Bezeichnung für einen lamaistischen Priester in Nordtibet.

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