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0157 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 157 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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mir so viel von Räubern erzählt, daß ich mir nicht mehr oft getraute, unterwegs meine Lasttiere ohne meine persönliche Aufsicht ziehen zu lassen. Zwischen

den einzelnen Wasserplätzen lagen manchmal 30   10 km lange Strecken, und
oft spät am Abend erst erreichte ich den nächsten Hof. Das Land ist reich an Salzpfannen, hat kleine flache Erhöhungen aus Kies und Sand, ist aber arm an Pflanzen und völlig baumlos.

Ich war nun nach der Provinz Kan su (spr. Gan su) gekommen.

Die Grenze von Schen si und Kan su läuft mitten durch diese Wüsteneien. Manchmal traf ich jetzt ganze Dörfer von Mohammedanern, die man leicht an ihrer Kleidung, vor allem an ihren blauen oder auch weißen Käppchen mit neun Zipfelchen erkennen konnte. Einen Turban dürfen die chinesischen Mohammedaner nicht tragen. Sie winden sich aber rote und weiße Tücher um den Kopf, sowie sie gegen die Chinesen Krieg führen. Auch bei den Gebeten in der Moschee setzen sie einen kleinen Turban auf, nachdem sie sich vorher den Zopf unter den Hut gesteckt haben, so daß es aussieht, als wäre ihr ganzer Kopf rasiert.

Der Gesichtsschnitt der Mohammedaner in dieser Ecke von Kan su kommt dem chinesischen noch sehr nahe. Das ist auch kein Wunder, denn jahrhunderte-

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Abb. 10. Profil bei der Stadt Ngan bien hsien.

a) Sanddünen; b) zusammengeschwemmter LOB; c) äolischer LOB; d) Sandsteingebirge des Untergrundes.

lang haben sie sich chinesische Weiber genommen. Wieviel hundert Chinesenfrauen wurden nur allein schon aus den belgischen Missionen gestohlen und an die Mohammedaner weiter verkauft ! Und doch, an gewissen Individuen schwerer, an anderen leichter, ist die Bastardierung zu erkennen. Der Epikanthus und die doppelte Lidfalte an den Augen, was das typische chinesische sogenannte „Schlitzauge" ausmacht, sind bei den Mohammedanern viel weniger stark vorhanden gar oft erinnert nur noch ein kaum bemerkbares Fältchen daran. Die Hautfarbe ist um eine Nuance weißer, der Plexus rosiger, die Nasen sind vielfach etwas schmäler, ja manchmal schon hier hakenförmig. Auch ihr Geruch nähert sich, wie mir die Chinesen wiederholt versichert haben, dem der westlichen Rassen. Es ist für die Kan su-Chinesen, nicht immer aber für die aus der großen ostchinesischen Ebene und für die Chinesen von der Küste, ein leichtes, aus dem Habitus, aus gewissen Ansätzen von Nase und Mund zu erkennen, ob ein Mann ein Chinese oder ein Mohammedaner ist. In außerordentlichen Zweifelsfällen hilft auch der Dialekt mit. Die Mohammedaner sprechen gewisse Worte eine Kleinigkeit anders aus (z. B. „fii" das Wasser)1), sie „mauscheln" im Chinesischen. Es ist eben noch erkennbar, daß mit ihnen eine fremde Rasse im Chinesentum aufzugehen droht. Im Chinesentum geht ja alles Fremde unter, wie auch vor einigen Jahrhunderten in Ho nan, Tsche kiang und anderen

1) In den Kan su-Dialekten ist aus „sch" vielfach „f" geworden.

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