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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0354 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 354 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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L

OE

Tsch`eng dagegen rief ihn an : „Bist du vielleicht schöner, du Einäugiger?" und lachend gab er ihm eine Backpfeife als Belohnung für seine Frechheit. Er hatte den richtigen Ton getroffen. Alle Umstehenden lachten mit. Noch einmal war es gelungen, die Lacher auf unsere Seite zu bekommen. Zumal bei den älteren Familienvätern der Tscaner war sichtlich Interesse am Zustandekommen des Yakhandels vorhanden. Sie standen nicht auf der Seite dieses Raufbolds und schoben ihn unwirsch auf die Seite.

Diesen Zwischenfall benutzten wir, um endlich loszukommen. Ich streckte dem Häuptling meinen leeren Silberbeutel hin. Mißmutig durchsuchte er ihn.

„Wenn ich gut und ungeschoren nach Hause komme," schwor ich bei allen Heiligen, „so kehre ich in wenigen Tagen zurück und kaufe noch weitere Yak."

Tsch` eng und Me kreisten unterdessen rasch die gekauften Tiere ein und trieben sie auf den Weg, den wir gekommen waren. Jeder Tibeter, der mir ein Tier verkauft hatte, sprach noch einen Segen aus und riß sich einige Haare aus der Mähne aus, um sie im Hintergrund seines Zeltes aufzubewahren. Der Häuptling und ein anderer Sprecher riefen uns noch nach, ja nicht ungeduldig zu werden und nicht zu rasch zu treiben. „Traben ist schlecht für die Yak; vergeßt nicht, es sind keine Pferde !"

Mir brannte der Boden unter den Füßen. Ich ritt bald voraus, um auszukundschaften, bald half ich die Yak antreiben.

Die Tiere schienen mit ihren früheren Besitzern im Bunde zu sein. Wie verhext waren die pechschwarzen Biester. Wie die Schnecken krochen sie vorwärts. Um meine Leute anzuspornen, erzählte ich jetzt, daß ich nicht bloß Europäer, sondern sogar derselbe Mann sei, den die Tschebts`a am Kuku nor überfallen hätten und daß die Amban-Dolmetscher mir mit keinem Wort gestanden hätten, daß meine Angreifer so nahe von Kue de wohnten. Im AmbanYa men fürchteten sie offenbar, mit dem erhaltenen Strafgeld meinen am

'      Kuku nor erlittenen Schaden ersetzen zu müssen und so bei dem ganzen Handel
leer auszugehen. Mein Verlust betrug ungefähr ebensoviel, wie sie von den Tschebtsea erhalten hatten.

Gegen zwei Uhr nachmittags kamen wir an den Rand einer mehrere hundert Meter tiefen Schlucht, in die unser Weg hinabführte. Ich war zur Vorsicht vorausgeritten und suchte von einem Versteck aus mit meinem Triëder bewaffnet jeden Fels und jede Runse nach etwas Verdächtigem ab.

Kein Mensch bewohnte die Gegend. Mitten durch das Tal wand sich der Pfad, breit und staubig. Man sah viele Kilometer weit. Alles kahl. Nur vereinzelte zwerghafte Büsche zeigten sich an den Hängen und auch nur wenig Gras, und dies winterlich gelb und tot. In Felsen, in herabgestürzten Blöcken, in zahllosen Spalten und trockenen Bachrissen verloren sich meine Blicke.

Schon wollte ich meine Leute herbeiwinken, schon glaubte ich, ruhig in dieses Tal hinabsteigen zu können, da entdeckte ich in der Ferne, in einer Seitenschlucht, einige gesattelte Pferde, und als ich eine nahe Anhöhe erstiegen hatte und etwas mehr von der Seite in das Tal hineinsah, konnte ich in einem kleinen trockenen Wasserriß und hinter Felsblöcken viele Dutzende Bewaffneter erkennen. Waren uns die Tschebts`a zuvorgekommen? Lauerten sie uns auf?

Auf jeden Fall war da äußerste Vorsicht geboten.

„Es können keine guten Menschen sein," so kalkulierte mein Tsch`eng,

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