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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0405 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 405 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Stückchen Tsamba-Teig. Am 1. und 15. jeden Monats gibt es diesen Gottesdienst. Von meinem Zelte aus sieht sich dieser Kult allemal ganz altbiblisch an. Längst ging die Reise in dem Tale des Tschürnông tschü. Im Gebiet der Sidia-Fan tse ist dieses Tal viele Kilometer breit und bietet bis über den

Hoang ho hinüber, bis in 50 und mehr Kilometer Entfernung, das Bild einer

Fastebene mit niederen rundlichen Hügelreihen. Den Fluß Tschürnông tschü selber bekamen wir jedoch zum ersten Male am 24. Mai zu Gesicht. Betroffen standen wir vor einem über 200 m tiefen Riß, in dem tief unten der Fluß mit

wild und hoch aufschäumenden Wogen dahinstürmte (Tafel LXVI). Nirgends in unseren Alpen finden sich ähnliche Kontraste. Hier eine unabsehbare Felsterrasse, mit niederem Graswuchs bestanden und deutlich als der Boden uralter Gletschermassen erkennbar, mittendurch aber die steil und tief eingeschnittene Klamm, die Wände mit zerschlissenen Zedern und Tannen bestockt, reich an Felsabbrüchen, voll von Katarakten und Strudeln. Gekrönt aber war die Landschaft von dem Felskegel des heiligen nTobder, der tief herab einen dicken Schneemantel trug, dessen Gipfel aber ein weit in die Lande schauendes Lab rtse und ein riesiger Altar kennzeichnete, auf dem die Eingeborenen an gewissen Tagen opfern.

Der Tschürnông tschü ist der wasserreichste linke Nebenfluß des Hoang ho in ganz Tibet. Er bezeichnet die Grenze des Banagkaksum gegen das ngGolokhkaksum. Er kommt vom Westfuß des Amne Matschen, strömt erst in einem großen Bogen nach Norden, um schließlich, wie alle tibetischen Flüsse, eine raumige Strecke weit der allgemeinen Streichrichtung des Gesteins folgend, ost- und südostwärts dem Hoang ho zuzueilen. Die Gefährlichkeit des Flusses ist berüchtigt. Man hatte mir schon in Hsi ning fu viel Böses von ihm erzählt. Ja, ich wollte eigentlich wegen des Tschürnông tschü von Kue de aus auf dem rechten Hoang ho-Ufer aufwärts reisen. Die Gefährlichkeit rührt weniger von der absoluten Menge des Wassers her als vielmehr von dem starken Gefälle und von der Tiefe des Bettes, das meist mit vertikalen Wänden in den Fels gegraben ist. Nirgends gibt es eine Furt.

Mit einem Diener zusammen stieg ich in den Grund der Schlucht hinab und versuchte an der Stelle, wo eine große Yakstraße über den Fluß führte, hinüberzukommen. Wenige Schritte vom Ufer verlor das Pferd aber bereits den Grund unter den Füßen und willenlos riß uns der Strom hinweg. Der Instruktion eingedenk, die ich einst als Dragoner erhalten, glitt ich von dem Rücken meines Tieres in das Wasser und schwamm, mich an der Mähne festhaltend, nebenher. Aber obwohl dadurch das Pferd so gut wie entlastet war, obwohl es, wie auch ich, vollkommen nackend war, kein Sattel und nicht einmal das Zaumzeug ihm lästig werden konnten, so hatten wir doch die größte Mühe, das Ufer zu gewinnen. Als wir das erntemal den Uferrand wieder erreichten, war dieser so steil, daß das Pferd nicht Fuß fassen konnte. Wir mußten uns noch einmal treiben lassen. Steif vor Kälte und atemlos wegen der Dünnheit der Höhenluft kam das arme Tier endlich 500 m weiter unten wieder ans Land. Yak schwimmen zwar besser als Pferde, aber da ich sie mit den Lasten auf dem Rücken hätte schwimmen lassen müssen, so mußte ich den Gedanken aufgeben, auch noch die Berge südlich des Tschürnông tschü zu erforschen. Der Fluß war ein zu gefährliches Hindernis. Seine Forcierung hätte mich wahrscheinlich die Hälfte meiner Tiere und Lasten gekostet. Ich schwenkte darum nach

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