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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0411 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 411 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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naß vor Examensangst. Es war mir schlecht ergangen. Ein kleiner hinkender alter Herr hatte mir bittere Vorwürfe gemacht, daß ich nicht einmal die Verba auf „p.." könne, daß ich mich statt mit den klassischen Griechen mit der unnützen Barbarensprache der Chinesen beschäftigt hatte. — — Neben mir stöhnt etwas. Ich mache Licht und sehe Da Tschang vor mir, der mich mit gläsernen Augen anstarrt. Plötzlich fährt er auf und schreit, er müsse zu seiner Mutter, die sei unten im Tschürnông-Fluß und rufe ihn. Über seinem fieberheißen Kopf mit dem zerzausten Zopf wogen die Zeltwände auf und ab. Ich will auf die Uhr sehen, um zu wissen, wie lange ich noch in der Gesellschaft dieses unheimlichen Kranken auf den Morgen zu warten habe, doch die Uhren sind alle stehen geblieben. Ich rufe die Namen meiner Diener. Niemand antwortete mir auf mein Rufen. Mühsam erhebe ich mich. Ich lag in einem schrecklichen Zustand auf meinem Lager. — — Als es Morgen wurde, erfuhr ich, daß mich meine Leute zwei Tage lang in Delirien hatten liegen lassen. Von jetzt an ging es aber mit mir und den übrigen Kranken rasch aufwärts. Schon am 2. Juni konnte ich mit Hilfe der beiden Ma einen kleinen Spaziergang machen. Die Umgebung des Lagers war wunderhübsch. Ringsum spielten Hasen, weiter unten in der Scblucht, die zum Tschürnông führte, gackerten zwischen Büschen und Bäumen allerlei Hühner, j a sogar graue Tauben gab es hier. Von diesen erlegten sie mir viele und machten mir köstlich mundende Suppen. Ich habe noch selten eine solche Freude am Leben empfunden wie in diesen Tagen. Es war mir, als sei ich von einer langen Krankheit genesen und es war doch nur eine kurze Attacke gewesen. Mit der frischen Kraft, die sich bei mir eingestellt hatte, kam gleichzeitig der Frühling in das Tal. Die Prärie ringsumher färbte sich saftig grün. Die Leute brachten buntfarbige Anemonen und gelbe Primeln, ähnlich unseren Schlüsselblumen. Den ganzen Tag war der Kuckucksruf zu hören und eine Menge Lerchen sangen ihre Lieder wie in der deutschen Heimat. Der tibetische Frühling stellte sich aber leider mit recht nassem Wetter ein. Tief ziehende Regenwolken flogen unaufhörlich das Tschürnông-Tal herauf und brachten bei Tag Regen, bei Nacht Schnee. Mehrmals lag morgens eine 10 cm tiefe Schneedecke. Wir hatten auch viele Gewitter mit starken elektrischen Entladungen, und doch stieg die Temperatur nur ausnahmsweise bis + 10° und nachts hatten wir im Mittel noch immer — 1 °. Das Unangenehmste waren für uns Rekonvaleszenten die starken Regengüsse, die den Zeltwänden zuviel wurden. Der stundenlang dauernde kalte Sprühregen im Zeltinneren schien uns bis ins Mark hinein erkälten zu wollen. Kein Faden blieb trocken. An der Stelle, wo abends die Tiere festgebunden wurden, entstand grundloser Morast. Das komplizierteste Kanalsystem wollte schließlich nicht zur Entwässerung helfen. Der Lagerplatz war uns so sehr entleidet, daß wir, ehe wir uns ganz erholt hatten, weiterzogen. Bei mir wenigstens war es allein die Nässe, bei der Mannschaft aber war es noch Angst vor dem bösen Geist, der uns die Krankheit auf den Hals gejagt haben sollte.

6. Juni. Die größte Freude, als es weiterging, hatte mein kleiner Foxterrier „Jack". Er kannte nichts anderes als reisen. Scheu und traurig schaute er mich an, solange ich krank lag und auf keine seiner Einladungen das Zelt verließ. Regungslos lag er schließlich auf meiner Decke zusammengeringelt. Wie er mich aber heute auf dem Pferde sah, war er wie umgewandelt. Unermüdlich sprang er zu mir auf den Sattel und wieder zur Erde. Dann lief das kleine weiße

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