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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0440 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 440 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Als wir sie holen wollten, fanden wir nur noch ihre Fußspuren, die zusammen mit den Eindrücken der Hufe eines Pferdes in die Ts`aidam-Ebene hinausführten. Sie waren gestohlen worden, und ich bekam sie nie wieder zu Gesicht 1).

Am Tage nach unserer Ankunft im Standlager besuchte mich zu meinem großen Erstaunen der Dsassak von Barun in höchsteigener Person. Erst kam ein berittener Bote angesprengt, hinterher folgte der Dsassak inmitten von zehn Reisigen. Eine plumpe Figur, etwas über 1,65 m, ein ungeschlachter Kaliban, das sah man schon von weitem, ließ sich 100 m von meinem Zelt entfernt schwerfällig vom Pferde heben und schritt auf mich zu. Der Dsassak war gerade 45 Jahre alt geworden. Er wie sein Gefolge trugen den tibetischen bunten Kaftanrock, nur daß dieser ihnen bis über die Knie hinabreichte. Sie hatten alle mit Silber beschlagene Schwerter in Lhasaarbeit im Gürtel stecken und fast alle trugen rote und blaue Mandarinenknöpfe und Fasanen-federn auf dem Mandschuhut. Ich bewirtete meine Gäste mit Tee, Tsamba und Schaffleisch in meinem Zelt. Mein Mohammedaner Han hatte mir zu dolmetschen, da der Dsassak nur Mongolisch verstehen wollte. Nach den üblichen Höflichkeiten rückte er mit dem Zweck seines Kommens heraus. Er hatte gehört, daß ich durch verseuchte Gegenden gekommen war, und fürchtete Ansteckung für seine Yakherden, wenn ich mit meiner Karawane noch höher in das Tal hinaufzöge. Auch beschwor er mich, in seinem Gebiet nicht zu jagen. Er und sein Volk hätten sich für zwei Jahre durch ein Gelübde verpflichtet, keinem wilden Tier ein Leid anzutun. Sie hofften, so die Gunst der Ortsgenien zu gewinnen. Er versprach mir dagegen, in seinem Dorf zu billigen Preisen Gersten- und Weizenmehl abzugeben und einen Teil meiner Sammlungen nach Hsi ning fu zurückzuschaffen. Nach seinem Besuche ritt der Dsassak wieder davon und kehrte die 40 km lange Strecke auf dem steinigen Wege nach seinem Haus in der Ebene zurück.

Durch den Besuch des Dsassak hatte ich sichtlich an Ansehen gewonnen. Mit ihm war ein junger Mongole namens Dyoba Dyentsen (Tafel LXXVI) zu mir gekommen, der nur eine kleine Stunde Wegs von mir entfernt seine Yurte stehen hatte, und der mich jetzt, wie auch die anderen Nachbarn, zu einem Besuch aufforderte. Ich machte bei der Yurte meines zunächstwohnenden Nachbars den Anfang. Die ganze Familie war, als ich näher kam, aus ihrem runden, schmutzig-weißen Bienenkorb herausgestürzt. Man machte lange in gebückter Haltung seine Komplimente vor der Tür, bis ich endlich als erster durch die enge, aber wie in allen Mongolenyurten doppelflüglige Holztür, die breit geöffnet worden war, und über die hohe Schwelle in den halbdunkeln Raum stolperte. Hier setzten mir die Frau und die erwachsene Tochter auf buntbemalten Holztellern und Holzschalen einen mit Liebe aufgehäuften spitzen Tsambaberg vor, der mit Butterflöckchen verziert war, auch Tschürra von Primaqualität bekam ich, gesammelte Milchhaut und vom letztgeschlachteten Hammel das Schwanzstück mit dem borstigen Schwänzlein daran, kurz, sie bewirteten mich, wie es einem hohen Lama gebührt. Als ich wieder ging , stürzten zuerst alle Familienmitglieder aus der Yurte, dann folgten meine Diener, und ich mußte als letzter das Zelthaus verlassen. So erforderte es alter mongolischer Anstand.

Noch besser aber wurde ich bei Dyoba Dyentsen aufgenommen. Es war

1) Dyoba Dyentsen sagte mir, der Dsassak selbst habe sie auf die Seite bringen lassen.

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