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0443 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 443 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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a•

die Besitzer des Familienguts. Jetzt aber suchen sich die jungen Dam-Mongolen, soviel sie können, um Leistungen zu drücken. Sie sind heute nichts weniger als

Krieger und sie geben außerdem ihren Alten nur knapp zu leben. Häufig sah ich

zwei alte Leutchen hinter einer löcherigen Schutzwand und wie Bettler auf einem Düngerhaufen hocken, während daneben der Sohn in einer schönen Yurte wohnte. Die Ehen der Dam-Mongolen scheinen ebenso rasch geschlossen wie gelöst zu werden. Hat ein Paar eine Weile zusammen gehaust, so gelten sie für Mann

und Frau, und die letztere bekommt dann von ihrer Familie eine Ausstattung. Paßt ihr das Bündnis nicht mehr, so kann sie sich jederzeit einen neuen Gemahl aussuchen. Die Kinder, denen ihre Eltern gleich nach der Geburt einzelne Tiere aus der Herde zuteilen, bleiben bei der Frau. Oft wechseln die Frauen so rasch ihre Männer oder haben gleichzeitig so viele Liebhaber, daß man versucht ist, von Polyandrie und Pangamie zu sprechen.

Zwischen Sümpfen und inmitten eines gestrüppereichen Waldes liegt der Ort Barun kurä. Er besteht aus ein paar elenden Hütten, aus zerfallenen Toren, denen man gerade noch den chinesischen Stil ansehen kann, und in erster Linie aus den einen weitläufigen Hof umschließenden Häusern des Dsassak 1). Die Baulichkeiten des Ortes dienen den Barun-Leuten hauptsächlich als Speicher für alles, was sie bei ihrem vielfachen Hin- und Herziehen nicht mitschleppen können. Als ständige Bewohner kann man nur viele alte Weiber sehen, sowie Greise, die bei ihren Familien nicht mehr leben wollen, dazu verschuldete chinesische Kaufleute, die nicht mehr in ihre Heimat zurückzukehren wagen, und Waisenkinder, die von ihren Eltern vergessen worden sind.

Wir wohnten in dem Hofe des Dsassak in einem Zelt. Nachdem wir es aufgestellt und uns eingerichtet hatten, wurden wir zu einer Teevisite in den Empfangsraum des Dsassak geladen. Es war dies ein niederes Zimmer, 3 X 4 m groß. Hinten an der Rückwand nahm der Dsassak auf einem dicken Kissen Platz, zu seiner Rechten saß ein älterer Lama aus dem Kloster Gum bum, ein Mongole aus der Ostmongolei, der die Rolle eines Hausgeistlichen spielte. Wir anderen reihten uns im Kreise um das in der Mitte aufgestellte Kohlenbecken. An der Seite des Lama war mein Platz. Links vom Dsassak saß sein Bruder, der auch ein lamaistischer Geistlicher war, neben diesem Frau Dsassak, noch weiter unten in der Nähe der Türe kamen meine Begleiter und die Suite des Fürsten. Das Zimmer war mehr als einfach. Die Wände bestanden wie in allen Häusern des Orts aus gestampftem Lößlehm und getrockneten Ziegeln, nur ein paar Schränke liederlichster chinesischer Arbeit bildeten neben den schmutzigen pulobedeckten Kissen, die als Sitzunterlage dienten, die Einrichtung. Erhellt wurde der Raum durch die Türe und durch eine kleine vergitterte, papierlose Luke hoch oben an der Wand. Nachdem ich meine Geschenke hatte übergeben lassen, kam bald das Gespräch auf europäische Waffen, und der Dsassak, der schon eine Reihe russischer und englischer Repetiergewehre besaß, bot alles auf, mir einige Waffen abzukaufen. Als ich seinem Wunsche nicht willfahren mochte, wurde der Verkehr zusehends steifer und ich beeilte mich, den Empfang abzukürzen.

~.

1) Rockhill, Diary, S. 165, hat in Erfahrung gebracht, daß der Ort erst um 1846 gebaut und auf Befehl des einstigen Majordomus des Dsassak, Dowe, ums Jahr 1886 größtenteils zerstört worden ist, weil die Hauseigentümer sich geweigert hatten, dem Dsassak die Steuer zu zahlen.

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