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0278 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 278 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Im anderen Raum war nur in der Mitte eine sehr große eiserne Kohlenpfanne mit drei Steinen darauf. Diese hatten als Kochherd zu dienen. Auf dem wenig sauberen Boden, der Wand entlang, schlugen dort meine Begleiter, die zwei Diener und der Dolmetscher und vom nächsten Tage an noch vier Soldaten aus Tscheng hai pu, die vom Hsi Hing fu beordert waren, ihr Lager auf, d. h. sie legten den Kopf auf ihren Sattel und deckten sich bei Nacht mit ihren Kleidern zu, und wer keinen Sattel hatte, so die Soldaten, der holte sich einen großen Stein von der Straße herauf und benutzte diesen als Kopfkissen, wie es in vielen nordchinesischen Familien jahraus jahrein auf dem Familienkang gehalten wird.

Ich war erst kurze Zeit in meinen Appartements') installiert, hatte auskehren und eben meine Ning hsia-Teppiche auf dem Boden ausbreiten lassen, als der bTschang dsod 2), d. h. der Verwalter des Klosters, mit einigen Mönchen zu mir ins Zimmer trat, beide Hände mit den Handflächen nach oben zum Gruße ausstreckte und mich in chinesischer Sprache als Gast des Klosters willkommen hieß : „Der Weg ist weit und beschwerlich gewesen. Unsere Herberge ist ärmlich und schlecht. Wie geht es deiner erlauchten Gesundheit? Was hast du für Befehle?" Mit solchen Worten überreichte er mir ein weißliches, spinnenwebfeines, gewobenes Seidentuch von 1/2 m Länge und etwa 10 cm Breite, das landesübliche Zeremonientuch, tibetisch : „khàdar" 3) (geschr.: kha btags), das in Tibet jede feierlichere Anrede begleiten muß und bei Besuchen eine Visitenkarte, bei einem Geschenk die Widmung zu ersetzen hat. Auf einen Wink des bTschang dsod stellten sodann die ihn begleitenden Mönche neun aus Holz gedrehte und rot bemalte Holzteller als Gastgeschenk vor mir auf den Teppich nieder. Brot mit einigen hübschen, grünlichfleckigen Butterschnittchen, wie Gorgonzola aussehend, im besten Stadium des Ranzigseins, ein Stückchen Ziegeltee, etwas bräunlichgraues Salz, Tsambamehl, Zuckerkandis, getrocknete Jujuben vom chinesischen Unterland, Rosinen aus Hami in Turkistan, geschälte Nußkerne aus Lan tschou und einige Datteln, die über Lhasa aus Indien kommen. So wurden Gäste der Buddhas und zugleich des Kaisers von China — denn Gum bum war natürlich ein kaiserliches Kloster — begrüßt.

Vom bTschang dsod wurden mir auch zwei Mönche zu meiner persönlichen Bedienung zugeteilt. Der eine wollte Tibeter sein, gab aber immer chinesische Antworten, der andere war zugestandenerweise ein Halbblut von einer tibetischen Mutter und einem chinesischen Vater. Von den Mönchen in Gum bum sprechen überhaupt viele Chinesisch. Das Kloster rekrutiert sich in der Hauptsache aus der Umgegend; sehr viele Mönche sind aus San tschuan, einigen von Mongolen bewohnten Tälern östlich von Hsün hoa ting und am nördlichen Ufer des Hoang ho. Es sind aber auch viele Kuku nor-Tibeter sowie etliche Mongolen aus den entlegensten Gegenden darunter, diese verstehen allerdings kein Wort Chinesisch.

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  1. Meine meteorologischen Beobachtungen in diesem Haus ließen die Meereshöhe mit 2725 m berechnen. Potanin berechnete 2708 m.

  2. Tibetisch geschr.: ptsch`ag mdsod ; chin. : san lao ye genannt, was wörtlich übersetzt „der Herr Nr. 3" heißt. Er ist in den Klöstern der Schatzmeister und Intendant. Er hat auch die Aufgabe, vornehmere Gäste zu begrüßen und herumzuführen. Es war derselbe Mann, der Filchner und mir 1904 die Tempel gezeigt hatte.

  3. Von anderen Reisenden häufig „Hata" geschrieben. Ein großer Teil derselben wird in Se tschuan hergestellt. Das Gewebe ist mittels Reismehl gesteift.

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