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0212 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 212 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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wie es scheint in der Ming-Zeit — angeblich unter der Führung eines westlich der Stadt Hsün hoa bestatteten Mollah aus Westen nach China eingewanderten Turkivolkes, sollen ihr Stammland im heute russischen Turkistan haben. Der Mittelpunkt ihres Landes und der Ort, von dem aus ihre acht „Gun"1), in die sie seit alter Zeit eingeteilt sind, von den Chinesen beherrscht werden, ist die Stadt Hsün hoa, die Residenz eines Ting2).

Mein Weg nach Hsün hoa folgte erst dem Flüßchen, an dem die Stadt Ho tschou liegt, in einem mehrere Kilometer breiten Alluvialtale aufwärts. Viele Stunden lang zog ich darin zwischen den Lößbergen dahin. Zuerst war die Straße sehr volkreich und von zahlreichen Reitern belebt. Unzählige Dörfchen lagen auch hier, wie im eigentlichen China, zwischen ausgedehnten Baumgruppen versteckt. Aus dem dichten bläulichweißen Dunst des Lößlandes, in dem ich mich zunächst noch befand, schälten sich dann ganz allmählich felsige und hohe, schneebedeckte Bergspitzen heraus. Immer höher wurden auch die Berge um mich her, immer mehr Ketten hoben sich aus der Lößlandschaft heraus. Vor mir über die LöBhügel von etwa 2200 m Meereshöhe stieg jetzt der Tai tse schan steil und kühn geformt empor und noch viele andere Ketten, die wieder alle NW—SO-Streichen zeigten, folgten gleich dahinter. Ich stand vor dem Rande des tibetischen Hochlandes. Einsamer wurde der Weg, Dörfer wurden immer spärlicher, Buschwaldungen begannen. Immer sonderbarer, in jedem neuen Dorfe noch farbiger, vor allem immer röter trugen sich die Bewohner. Um die Wohnhäuser flatterten lustig aussehende weiße Wimpel an hohen Masten. Buntbemalte Häuser, Klostergebäude, Tempel und monumental aussehende Tschorten (Stupa) standen am Wege; auch ethnographisch war Tibet erreicht. Am zweiten Reisetag hinter Ho tschou kam ich über einen hohen Paß, den

Dar dia la (chinesifiziert: Da tse schan), 3490 m. Zahllose Steine, vor allem   ;
weiße Quarzbrocken, waren auf dem höchsten Punkt dieses Passes zusammengetragen worden und ließen ein Ding erkennen, das etwas an unseren alpinen „Steinmann" erinnerte. Aus diesem Steinhaufen ragten Stöcke mit vielen beschriebenen Tuchfetzen und mit Wolleflöckchen daran. Es war das erste tibetische „lab tse" oder „obo"3), ein den Berggeistern geweihtes Heiligtum. Wir begegneten an jenem Berge vielen Tibetern und namentlich vielen tibetischen Weibern, zu Fuß und in Lumpen gehüllt. Meist war es ihnen trotz der

noch zu warm, sie liefen halbnackt herum und ihre Oberkörper waren darum tief dunkelbraun.

   
   
   
   
   
   
   
   
   
  1. Zu deutsch: Gemeinde oder Distrikt. Dies „Gun" ist ein Wort, das ich nur bei den Salaren anwenden hörte. Es soll chinesisch sein (? ). Außer den acht Haupt-gun von Hsün hoa gibt es noch einige wai (Außen-) gun. Im ganzen sind es nur 2-3 Dutzend Salarendörfer. Wahrscheinlich heißt gun „Tausendschaft" (s. auch S. 165). Die acht Haupt-gun heißen: Keitse (Geitse) gun, Tsa tscha gun , Su dsche gun, Tsaghan gun; diese liegen westlich von Hsün hoa; Tsching schui gun, Man da gun, Nei man gun, Tschang ga gun, östlich von Hsün hoa.

  2. Zum Hsün hoa ting gehören auch noch weite tibetische Gebiete und das große tibetische Kloster Labrang mit seinem großen Bezirk, der noch viele Tagereisen in das ngGolokh-Land hineinreicht. Damit ist der Ting von Hsün hoa einer der größten Bezirke von Kan su und von China, aber der chinesische Einfluß ist darin äußerst

gering.

  1. lab tse ausgesprochen, lap rtse geschrieben (nach Chandra Das, Tibetan-English Dictionary). Obo ist mongolisch, wird aber von den Chinesen der Grenze neben dem Wort schan sehen to (wörtlich Berggeistturm) angewendet.

   
     

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