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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0019 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 19 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Iti

waltet und mir nur ganz zum Schlusse und ganz privatim natürlich die herzlichsten Glückwünsche ausgedrückt hatte, und während ich eben trotz all der unverständlichen Zurücksetzungen meinen schwarz-weiß-roten Wimpel am Maste hißte, da ging ein Geknatter vorn an meinem Schiffe los, als ob ganze Kompanien in Schützenlinie ausgeschwärmt wären und einen Feind mit tödlichen Geschossen überschütteten. Hunderte von „Crackers", den bekannten chinesischen großen, unseren sogenannten „Fröschen" ähnlichen Feuerwerkskörpern, krachten minutenlang fort; sie hatten nach Chinesensitte für die beginnende Reise die bösen Geister vom Schiffe zu verscheuchen. Auch ein Hahn mußte sein heiliges Blut unter geschäftigen Chinesenhänden am Bug als Opfer für den FluBgott verspritzen. Ich war mit einem Schlage wieder ganz allein im „Lande der gui", der Gespenster. Kaum hatte jener letzte Landsmann mein Boot verlassen, da gab es außer mir selbst nur noch wenig Nichtchinesisches um mich her. In diesem Augenblick hätte ich fast an einem Erfolg gezweifelt. Allein und ohne den Schutz, der anderen und zumal wissenschaftlichen Reisenden von ihrer Heimatbehörde gewährt wird, und dabei den hier Einheimischen gegenüber ein gleich verhaßter Fremdling, hätte ich am liebsten auch die chinesischen Landesgötter um Hilfe angerufen wie mein Schiffsherr, der nach den ersten Salven und nach dem Opfer nun noch seine kleinen Weihrauchkerzen vorn am Schnabel des Bootes aufsteckte, wo die Federn und das Blut des geopferten Hahns klebten, der dort auch gelbes Opferpapier verbrannte und dreimal einen Ko tou') vor dem FluBgott machte; nach chinesischem Volksglauben begleitet der FluBgott vorn am Bug sitzend als unsichtbarer Gast ein jedes Schiff und jede, auch die kleinste Dschunke.

Vom „Bund" (Kai) der Europäerniederlassung in Hankow den Yang tse kiang aufwärts war mein Boot bald in der engen Mündung des Han-Flusses. Trotz der sehr heftigen Strömung herrscht dort zwischen den Chinesenstädten Hankow und Han yang fu stets ein solch Gewühl von Dschunken aller Art, daß kaum noch etwas von der Wasserfläche zu sehen ist.

Um hier sicher durchzukommen, möchte wohl jeder Mitteleuropäer erst verzweifelt nach einem Schutzmann rufen. Aber da könnte er lange warten. Hilf dir selbst, heißt es in China. So kamen auch bei uns rasch die Bootshaken heraus und hier an diesem Schiffe stoßend, dort einen Nachbar schiebend, da ziehend, drängend, puffend und vor allem schreiend, schimpfend, fluchend ging es mitten hinein. Und wo es am allerdichtesten war, dorthin steuerte mein Schiffsherr gerade, an eine der wenigen steilen Steintreppen, die bei dem tiefen Wasserstande des Winters über haushoch herausragten. Dort lag ich noch viele Stunden fest, denn mein Schiffsherr und auch ich wollten noch einige Vorräte einnehmen.

Wie dies nun um mich her wimmelte, arbeitete, riesige Lasten schleppte ! Schwarz von Kot, im unteren Teil zerfallen, führten vor mir hohe, steile Stein-

treppen in die Stadt. Ständig stiegen auf ihnen zahllose Wasserträger und Lastkuli auf und ab, Mandarine ließen sich in ihren Sänften herabtragen und setzten nach der anderen Stadt über. Nirgends wollte mehr ein weißes Gesicht auftauchen. Halbnackt waren die meisten, barfuß in Sandalen die Hunderte

1) Wörtlich „Kopfneigen", der große zeremonielle Gruß der Chinesen den Göttern wie den Menschen gegenüber.

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