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0221 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 221 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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väterliches Vermögen mit guten Freunden verspielt und vertrunken und war nun sehr verschuldet. Schon seinem Vater war nur wenig Macht über seine Untertanen verblieben; die chinesischen Mandarine sind jetzt noch mehr die Herrschenden geworden. Sie sammeln nun den Zehnten vom Tu se-Boden in ihre Scheunen. Ich werde später noch einmal auf die Tu j en zurückkommen, wenn mich mein Weg durch ihr Land führt. In und um die Stadt Hsi ning wohnen heute nur wenige Tu j en mehr.

Die Stadt Hsi Hing fu ist jetzt fast ganz chinesisch. Selbst in der 1895 von den Chinesen zerstörten und einst sehr bedeutenden Ostvorstadt, dem Tungkwan, dürfen Mohammedaner nicht mehr mit ihren Familien wohnen; sie dürfen dort nur noch ihren Geschäften nachgehen. Seit 1896 sind den mohammedanischen Familien ganz bestimmte Plätze und Bergtäler angewiesen worden. Einzig und allein die jahrelang streng durchgeführte Verordnung, daß Mohammedaner, die das Innere der Stadt besuchen wollten, sich erst am Stadttor einen Stempel auf die Wange drücken lassen mußten, ist heute aufgehoben.

Noch immer lebten die Bewohner in der Erinnerung an die grausigen Mohammedanerkämpfe. Hsi ning war deshalb auch eine Militärstadt. Es lagen hier fünf Ying (Bataillone) und der schönste und größte Ya men war der des Generals (Tschen tai), der ein ziemlich großes Arsenal hatte. Darin wurde jeden 1. und 15. des Monats der Retterin der Stadt, einer alten „Ko lu pu pau" (einem Kruppgeschütz), Weihrauch angezündet, und Offiziere und Soldaten warfen sich zum Ko tou vor der längst verrosteten Kanone auf den Boden. Dieses Geschütz war die Seele der Verteidigung im Jahre 1895. Damit es mehr Hunger habe und nach recht viel Mohammedanerblut dürste, ist ihm amtlich Menschenblut um die Mündung geschmiert worden. „Es hat eine Seele wie ein Mensch," sagten die Eingeborenen, und zweifellos machten sie sich dabei eine bestimmtere Vorstellung, als wenn man unsere heimischen Rekruten dazu abrichtet, von einer „Seelenachse" bei Gewehr oder Geschütz zu reden.

Auch der Tsch`eng schu ying, der Stadtkommandant, gleichzeitig Torschlüsselbewahrer und Befehlshaber des sogenannten mittleren Bataillons'), sodann der Hsien, der Präfekt, der Dao tai und auch der höchste Beamte in der Stadt, der Ts`ing tsch`ai da tsch`en, das ist der kaiserliche Ministerresident

1) Die chinesische Provinzialarmee bestand nur aus den grünen Bannern, den Lii ying. Von den größeren Verbänden, den Tschen piao (Brigaden), den Hsie (= Regimentern) hörte man im Frieden selten, da die chinesische Provinzialarmee (ich spreche nicht von den Truppen an der Küste) als Polizeitruppe verwendet wurde und zerstreut garnisonierte. Die erste wichtige militärische Einheit ist erst das Ying-Lager oder Bataillon, das unter einem Major (yu tschi) oder einem Hauptmann (du se oder schube) steht.

In Hsi ning fu lag ein mittleres" linkes" rechtes" vorderes" und hinteres ying", das je unter einem du se, meist unter schu be stand. Die Bewaffnung war sehr schlecht. Die Truppen exerzierten so gut wie nie. Die Soldaten bekamen jeden Monat reichlich Weizen zugemessen und dazu 4 Mark Gehalt. Weitaus die meisten waren verheiratet.

Außerhalb der Stadt war ein dem General direkt unterstelltes befestigtes Lager von sogenannten bu tui" (angeblich modern gedrillten Infanteristen), die besser uniformiert und mit Vorderladern bewaffnet waren. Solange ich in Hsi ning fu war, gaben die Offiziere, teils aus Sparsamkeitsgründen, teils der Sicherheit halber keine moderneren Gewehre aus den Arsenalen, denn sehr oft desertierten die Soldaten mitsamt ihren Gewehren und verkauften diese an die geheimen Gesellschaften oder an die Mohammedaner.

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