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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0296 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 296 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Alles dies sind Geschenke, die fromme Pilger gestiftet haben. Einmal war ich im Inneren des Goldtempels, als eben die Königin von Hanggin ihre Morgenandacht verrichtete, zahllose Butterlampen stiftete und hierauf Gebete murmelnd wieder und wieder um die unter Seideschärpen und Seidemänteln fast begrabene Buddhastatue in der Mitte herumlief.

Der dritte Tempel auf der Terrasse steht direkt neben und südlich vom Goldtempel, er hat gleichfalls ein Doppeldach, ist aber nur mit grünen Ziegeln bedeckt. Er enthält das dritte Bild der Dreieinigkeit der Gelug ba-Sekte.

Vor diesem Tempel sieht man nur wenige Gläubige auf die Knie fallen. Der Goldtempel mit seinem Inhalt gilt bei Laien und Mönchen als weitaus das wichtigste Heiligtum des ganzen Klosters.

Auf der gleichen Terrasse, etwas auf der Seite vor dem Eingang zum Goldtempel, steht noch ein zweiter heiliger Syringenstrauch, der von einer hohen Holzumzäunung geschützt ist, damit ihn die Pilger nicht beschädigen können. Auch dieser soll wie derjenige, der sich nahe vom Klostereingang befindet, das oft beschriebene Wunder auf seinen Blättern zeigen können. An diesem Baume vor dem Goldtempel — so berichtete mir ein sehr alter Mönch — ist das Wunder zum letztenmal zu sehen gewesen und zwar nach Schluß der großen Mohammedanerwirren, als ein chinesischer General mit Namen Liu den Tempel besuchte. Ganz plötzlich sei damals auf einem der Blätter ein farbiges Buddhabild erschienen. Es sei dann dem General vom Abte in einer goldenen Amulettenbüchse geschenkt worden. Übrigens habe ich gefunden, daß sowohl die Mönche wie die Laien wenig Glauben an den Wunderbaum besitzen. Er wird viel in Liedern besungen, spielt aber lange nicht die Rolle, die man nach der feurigen Schilderung des Abbé Huc erwartet 1).

Der dem Raume nach größte Tempel Gum bums schließt im Süden an die Dreitempelterrasse an und bildet den Hintergrund eines großen gepflasterten Hofes, des sogenannten Radyien, des Tanz- und Examinationshofes. Dieser Tempel ist sehr lang, durch dünne Zwischenwände in verschiedene Säle geteilt und enthält eine ganze Reihe von Kolossalfiguren, darunter nochmals einen rDye rembodyi (= Tsong ka ba) mit seinen zwei Lieblingsjüngern, auch einen Hsa k`ya teb ba ( = Buddha Sakyamuni) , Dam tschen tschos rgyal, nDyambal (geschr.: hjam dpal), viele andere Statuen sowie eine Menge Darstellungen der phantastischsten Schutzgötter. Unter den letzteren spielt wieder die schreckliche dreiäugige „Lhamo" die Hauptrolle (s. Abb. 16). Sie reitet einmal auf einem blauschwarzen, ein andermal auf einem gelben Maultier, das über Menschenleiber hinschreitet. Als Sattelkissen dient ihr die Haut eines Menschen, an der noch der Kopf hängt. Sie hat zwei Würfel, um das Leben der Menschen zu bestimmen, auf dem Nabel trägt sie eine Sonne und am Hals einen Mond. In den Händen hält das großköpfige schwarzhäutige Scheusal einen aufgeschlagenen Menschenschädel und eine donnerkeilartige Keule. Und ihr ganzer Körper ist bedeckt mit Hals- und Armbändern und Diademen von lauter Menschenschädeln.

Auch dieser große Tempel hat von seiten der Mehrzahl der Pilger wenig Zuspruch. Es sind dort gewissermaßen nur Abbildungen von Göttern, der

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1) Daß Huc statt von Buddhabildern — wie Rockhill und ich hörten — nur von Schriftzeichen zu berichten weiß, rührt wohl daher, daß Huc erst viele Jahre nachher und wohl aus der Erinnerung seine Erfahrungen niederschrieb.

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