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0168 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 168 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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r.

wollten, oder ob Tibeter (sogenannte Tangguten) oder Uigurische Türken, ist nicht entschieden. Die Bevölkerung des Hsi Hsia-Reiches setzte sich aus Chinesen, daneben aber auch aus Tibetern, Uiguren und Tu kiu-Türken, Hunnen und Tu ku hun zusammen.

Noch früher hieß das Ning hsia-Land „So fang" und war ein Hauptort des Hunnenstaates „Hsia", der von Ho lien puo puo (407-425 n. Chr.) gegründet worden war.

Reste aller dieser Völker leben noch heute in diesem Gebiet. Sie sind jedoch durch eine spätere, große chinesische Einwanderung in enge Seitentäler an der tibetischen Grenze zurückgedrängt worden. Die Türk-Völker allein nehmen der Zahl nach eine achtunggebietende Stellung neben den Chinesen ein. Ihre Nachkommen haben sich zu einem großen Teil — wenn auch nicht rein — in den sogenannten Hui hui erhalten.

Ich mußte mich in Ning hsia wieder einige Tage erholen, ehe ich weiterreisen konnte und habe dies in dem Gasthaus „Zu den fünf Glückseligkeiten" (Wu fu dien) getan. Es war dies auch solch altrenommiertes Haus, das gleich nach meiner Ankunft frische Papierscheiben von mir bekam und dessen aller-schmutzigste, fettige Wandstellen neben dem Bett — Kang — von mir tapeziert wurden. Gegen eine auffallend geringe Entschädigung ließ der Wirt sogar in dem Raum neben mir bei Nacht nicht mehr weiterarbeiten. Der Mann hatte nämlich noch einen Mehlhandel und mehrere Eselmühlen. Halbwüchsige Jungen saßen für gewöhnlich bei Tag und bei Nacht an den klappernden Kleiesieben und brachten durch ein abwechslungsreiches Links- und Rechtstreten die hölzernen Maschinen in Bewegung, die einem Europäer mit ihrem Klappern jeden Gedanken und den Schlaf rauben, manchen wohl rasend machen können.

In der Großstadt Ning hsia fu gab es allerlei sonderbare Genüsse. Das Beste waren getrocknete Früchte aus Hami in Turkistan und herrliche frische Trauben. Weniger anziehend dagegen wirkte auf mich die in kleinen Schalen auf den Straßen feilgebotene Schweine- und Menschenmilch. Es wurde aber auch echte Kuhmilch verkauft, wie ja überall in China, wo es Mohammedaner gibt. Die Mohammedaner verstanden hier auch allein ein gutes Brot zu backen.

In der Stadt war keine Mission mehr, seit 1900 die protestantische schwedische Mission von dort abgezogen war. Nach Hedin, der 1897 hier durchreiste, muß diese einst sehr geblüht haben er weiß von dreißig Bekehrten zu berichten. Ein angeblich protestantischer Chinese besuchte mich, da er glaubte, ich sei ein Missionar. Er hoffte von mir eine Unterstützung zu bekommen.

Die Stadt Ning hsia hat nicht sehr viel Gewerbe und Handel. Am meisten ist sie über ganz Nordchina durch den Export von Gan ts`ao (1200 t Süßholz im Jahre) und durch ihre Knüpfteppichindustrie berühmt. Unter zehn chinesischen Meistern werden hier von je einem halben Dutzend Männer Teppiche geknüpft, ein Kunsthandwerk, das sonst in China nie oder höchstens unter dem Einfluß der Europäer (so in Schanghai und Tientsin) ausgeübt wird. Die Teppichknüpfer gaben mir an, aus der Stadt zu stammen 1). Sie waren keine Hui hui. Ihre Muster werden aber bereits dem Geschmack von Tientsin, der durch die europäischen Waren beeinflußt wird, angepaßt und durch ihn verdorben. In den großen Stücken (2 X 3 m) halten sich die Chinesen noch etwas an die Vorlagen von Kaschgar (Turkistan). Es werden jedoch Blumenarabesken und Tierbilder bevorzugt. Gerade und rechteckige Figuren werden im Mittelstück vermieden. Der Stückzahl nach überwiegen weitaus die Sattelteppiche,

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1) In Bau tu fand ich zwei und in Kuei hoa ein solches Geschäft, deren Meister wie die Gesellen aus Ning hsia stammen wollten. Die Teppichindustrie in Ning hsia (nach türkischer Art) wird bereits 1697 von P. Gerbillon S. J. erwähnt.

 
   

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