国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

> > > >
カラー New!IIIFカラー高解像度 白黒高解像度 PDF   日本語 English
0105 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 105 ページ(カラー画像)

New!引用情報

doi: 10.20676/00000264
引用形式選択: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR読み取り結果

 

 

eingestürzte Buden; das ist der heutige Grenzort. Ganz selten ist dort herum
noch ein Strauch, eine Weide oder Tamariske zu sehen. Viel, viel Sand aber gibt

es in langen Dünenzügen, die auf eine vorherrschend nordwestliche Windrichtung

Á   hinweisen. Auch sind ganze Täler davon ausgefüllt. Wo aber ein Plätzchen

frei ist, wo sich nur ein Acker anlegen läßt, wohnen Chinesen. Bei meinem Besuch in Scha leang ließ sich dort kein einziger Mongole blicken. • Kein Wunder! Man war hier eben daran, von Reichs wegen zu „kolonisieren". Ein Beamter im Range eines Or fu (Präfekt II. Klasse) saß damals in Scha leang schon seit vielen Monaten mit 100 Kavalleristen aus Kuei hoa tsch`eng. Im Auftrag des dortigen Tatarengenerals sollte er den Mongolen ihr Land „abkaufen", damit dieses in chinesisches Reichsland umgewandelt würde. Zu dem Zweck wurde alles Land in der Umgebung je nach seiner Güte in vier Klassen geteilt und von Amts wegen bestimmt, daß pro „Tsching", d. i. je 100 Mou-Morgen, für die I. Klasse je 40 Tael (120 Mark), für die II. 30 Tael, für die III. 20 Tael und für die IV. 10 Tael bezahlt werden müßten oder der bisherige Eigentümer habe kein Recht mehr auf seinen Besitz. Zweitens wurde bestimmt, daß von jetzt an jährlich eine Grundsteuer an die chinesischen Beamten zu entrichten sei ganz entsprechend der Abgabe, die von den Ländereien innerhalb des eigentlichen China erhoben wird. Die Mongolen wehrten sich hiegegen, soviel sie nur konnten. Für ihren Grund und Boden, der ihnen bisher, soweit sie Adlige waren, als freies Eigentum gehört hatte, und für dessen Benützung sie nur eine Taxe an ihre eigenen Fürsten bezahlt hatten, sollten sie nun plötzlich eine chinesische Besitzurkunde kaufen und dann an die Chinesen noch jährlich Steuer bezahlen.

';:t   Es wurde also gewissermaßen so verfahren, als ob sie, die hier seit Jahrhunderten

wohnten, den Boden bisher unrechtmäßigerweise ihr eigen genannt hätten.

1   Mit Hilfe der 100 Kavalleristen und der 30 Soldaten, die unter einem Leutnant
ständig in Scha leang lagen, waren bis zu meinem Besuch etwa 180 Tsching erledigt worden. Es sollten aber mehrere tausend im ganzen sein. Wer von den Mongolen die Urkundensteuer nicht bezahlen konnte oder wollte, dem wurde kurzerhand sein Grundstück konfisziert und meistbietend weiter verkauft. Nach unseren Geldbegriffen mag die oben erwähnte Steuer nicht sehr hoch erscheinen, Geld ist aber dort viel mehr wert, das Land ist nicht sehr fruchtbar und dazu sind die Mongolen nicht reich. Auch hatten sie zu befürchten, daß sie vielleicht später noch einmal zu zahlen haben würden, denn oft stempelte der Mandarin die Urkunden nicht ab, so daß sie gewärtig sein mußten, daß diese bald wieder ihre Gültigkeit verlieren würden.

Auch Scha leang liegt im Bereich der großen Hungersnot von 1878. Die dortigen chinesischen Ansiedler flohen damals bis nach Tai yüan fu zurück. In hellen Haufen sind sie aber seither wiedergekehrt. Sie pachteten bis dahin das Land von den mongolischen Grundeigentümern, denen sie den Zins zumeist in Naturalien, in Prozenten vom Ertrag bezahlten. Der Mongole hier liebt selbst nicht den Ackerbau. Er hängt noch sehr an dem freien Leben in der Steppe, an seinen Herden, Pferden und Kamelen.

Die Mongolen heißt man auf chinesisch hier allgemein „Meng gu" ; die chinesischen Kolonisten dagegen nennen sich „Man tse", nie Han j en (Han-Leute)1), wie sich sonst die Chinesen gerne bezeichnen.

4;.

 

1) Nach der nationalen Han-Dynastie, die von 296 v. Chr. bis 221 n. Chr. regiert hat. Vollends in der Revolutionszeit ist das Wort Han jen allgemein geworden.

 
   

75