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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0253 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 253 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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entfernt waren, umringte uns schon eine wütende Meute. Wir stiegen darum zeitig ab und führten die Pferde. Mit ihrer erleichterten Hinterhand wissen sie sich gut der immer von hinten anstürmenden Hunde zu erwehren. Bald kamen einige Frauen aus den Zelten herbeigelaufen und hielten mit Steinwürfen die Hunde zurück. Sie nahmen uns freundlich grüßend die Pferde ab und führten uns in eines der Zelte. Ihre Männer waren über Land geritten, nur ein Greis, ein Lamapriester und einige halbwüchsige Bürschchen waren zu Hause. Die Tibeterinnen luden uns aber doch zum Sitzen ein.

Wenn man in Tibet eines der viereckigen, wie schwarze Würfel aussehenden Zelte betritt, so findet man das Innere stets durch einen großen Herd in zwei Teile geteilt. Der Herd ist bei den Zelt- wie bei den Haustibetern weitaus das wichtigste Einrichtungsstück. Er gilt dort, wie fast überall auf der Welt, für heilig. In ihm und um ihn wohnen Götter und Geister. Seinetwegen dürfen Frauen, die nicht zur Familie gehören oder nicht eng mit ihr befreundet sind, keine fremden Zelte betreten. Eine Frau gilt auch in Tibet für ein unreines Geschöpf. Eine Frau soll während der Menstruation nicht kochen und sich nicht mit dem Feuer beschäftigen. Mit ihrer Unreinheit kann sie die Götter und Geister des Herdes in Zorn versetzen und so den Ruin einer Familie heraufbeschwören. Die Frau gilt in Tibet wie in China und bei so vielen anderen Völkern für unglückbringend. Da man ja nicht wissen kann, in welchem Zustand eine fremde Frau sich befindet, und ob sie nicht der Familie übel gesinnt ist, so haben fremde Frauen nie Zutritt zum Küchenraum oder zum Zelt.

Die tibetischen Zelte sind aus vielen schmalen, aus schwarzer schwerer Yakwolle gewobenen Tuchstreifen zusammengenäht. Das Tuch ist so grobmaschig, daß man hindurchsehen kann, und daß der Steppenwind bis ins Innerste der Behausung hineinpfeift. Vom Zelteingang linker Hand fand ich stets diejenige Hälfte, die den eigentlichen Wohnraum der Familie bildet, dort halten sich auch die Frauen auf. Vom Eingang rechter Hand ist der Empfangsraum für Gäste. In der Gastabteilung, dem Herde am nächsten und gerade gegenüber der Türe, ist der Ehrenplatz. Dorthin wurde ich auch jetzt bei meinem Besuche auf ein kleines Polster zum Itzen eingeladen, neben mir saß der Hsië dia, gleichfalls mit untergeschlagenen Weinen auf dem Boden. Der Lamapriester saß zu unterst, so daß er dem Eingang gerade den Rücken zudrehte. Er machte den Hausherrn in Abwesenheit der Männer, obwohl er kein Verwandter war. Jenseits des Herdes blieben die Frauen. Kaum hatten wir Platz genommen, so schürten sie sogleich das Feuer an, schütteten Wasser in einen großen eisernen Topf, zerstampften in einem hölzernen Mörser ein Stückchen hartgepreßten Ziegeltees zu einem feinen Pulver, schütteten dies in das Wasser, gossen noch Milch und später Salz dazu, während wir mit dem Mönch über allerlei gleichgültige Dinge, über die Kälte, das Wetter, über ein paar pikante Räubergeschichtchen uns unterhielten, wobei die Frauen aufmerksam zuhorchten, aber nur dann und wann eine neugierige Frage einwarfen. Als dann der Tee fertig gebraut war, baten uns die Frauen um unsere Teeschalen, die wir nach Landessitte im Busen geborgen trugen, wischten sie mit einem ihrer Rockzipfel aus, drückten auf den Tassenboden einen Löffel voll Tsambamehl und getrockneten Käsequark, gaben ein Stückchen Butter darauf und schenkten endlich den Tee ein. Es machte mir schon gar nichts mehr, daß in der Eile von dem Heizmaterial, dem getrockneten Schafdung, ein vorlautes Kügelchen in meine Tasse geraten war. Meine

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