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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0048 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 48 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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OE

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~

gruseliger Fistel-

Frauen mit ihren zu Amuletten geriebenen Cas stüc en die Halle verlassen hatten, als es nahe an Mitternacht war, klang immer noch

gesang aus der Halle : bei dem klappernden Ton einer Holztrommel beteten die Priester noch weiter zu ihrer Geisterwelt.

In dem Raume neben mir ging es dann noch immer hoch her. Solche Pilgerplätze, das sind die lustigen Orte in China. Da gibt es Trinkspiele und Karten. spiele und fidele Kameraden. Da ist schon manch einer als reicher Mann hinaufgestiegen, hat droben seine ganze Habe verspielt und ist schließlich auf dem Berge dann ein frommer Priester geworden. Bis zum frühen Morgen hörte ich, nur durch dünne Holzwände getrennt, Singsongmädchen an Gitarren zupfen und ihren opiumrauchenden Brotherren mit schrillen Tönen die Langeweile vertreiben. Kurz nur ist Ruhe in den überfüllten und von süßlichem Opiumgeruch geschwängerten Räumen, wenn endlich nur noch Nachtwächter mit ihrer Klapper wach sind.

An meinem dritten Pilgertage zum Wu dang schan kam ich schon eine

halbe Stunde hinter meinem letzten Nachtquartier zum großen Tempel Nan yang gung. Auch hier befindet sich eine verwirrende Menge von Götterfiguren, nach deren Namen ich mich vergeblich bei den Priestern erkundigte (Tafel VII). Wenn man dort an einem großen Steinpavillon, der ganz an denjenigen vom Kün tschou-Palast erinnert, vorbeigekommen und durch treppenreiche Höfe schließlich hinter den großen Haupttempel gelangt ist, so findet man auf einem schmalen Felsband, das sich in eine riesige, glatte Felswand hineinzieht, noch einige kleine, von Bronzefigürchen erfüllte Tempel und, in Stein gehauen, das Bild des Tai tse , auf einem Drachen schlafend. Frommer Pilger Hände haben jetzt für ihren Liebling eine seidene Decke gefertigt und über ihn gelegt. Von diesem Felsband aus ragt drei Meter weit über hohe, senkrecht und glatt abfallende Felsen eine ganz schmale Steinplatte hinaus, an deren Spitze ein aus einer Wolkenmasse sich herauswindender Drache in Stein ausgehauen ist (Abb. 3). Auf die Krone des Drachenkopfes neue Weihrauchkerzen zu stecken, ist der Wunsch vieler Besucher geworden. Ungezählte Opfer verlangt dieser grausige Kult alljährlich. Denn wehe dem, den Schwindel packt, wenn er einmal den schmalen und unebenen Tugendsteg betreten ! Aber was tut in China nicht ein frommer Pilger, was nicht erst eine Frau, um ihrer Familie den ersten Stammhalter zu schenken? „Fu jen", „fu bau jen", „Glücktragemensch", sagt man allgemein für die Frau im Nordchinesischen, denn ihr Zweck ist, den Sohn zu tragen, das höchste Glück der Chinesen, den Nachkömmling, der dem Vater, wenn er ins Jenseits gegangen ist, die Opfer darbringt.

Ich vermute, daß hier an dieser Felswand der älteste Teil der ganzen An-

lage ist. Es war offenbar eine Einsiedelei, vielleicht die eines buddhistischen Mönchs, denn hier finden sich sonderbarerweise auch einige buddhistische Götterbilder, denen aber die taoistischen Priester wie ihren eigenen huldigen, obwohl sie — wie ich mich überzeugt habe — genau wissen, daß es nicht zu ihrer Mythologie gehörige Götter sind. Hier wird auch ein großes goldenes Schwert gezeigt, das in einem Felsen steckt : Tai tse's Wunderschwert, mit dem er die unübersteigbare Schlucht geschaffen hat, über die die Soldaten

ihm nicht folgen konnten.

Ganz nahe bei diesem Tempel liegt der Wu ya ling, der Krähenpaß (Tafel VII), wo Tausende von heilig gehaltenen Krähen auf die Fütterung durch Pilger warten.

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