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0202 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 202 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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OCR読み取り結果

 

 

 

   

t

 
   

den Chantai-Stämmen1) in der Grenzgegend zwischen Tibet und der Provinz Sze chuan ernste Unruhen ausgebrochen, die, wie es heißt, zur Ermordung von französischen Missionaren geführt haben, und sich vermutlich auch auf die Nachbargebiete ausdehnen werden. Die von Ihnen in Anregung gebrachte Verzichtleistung auf eventuelle Schadenersatzansprüche kann nicht in ernstliche Erwägung gezogen werden.

In Ihrem eigenen Interesse empfehle ich Ihnen dringend, sich genau an den in Ihrem Paß angegebenen Reiseweg zu halten, da für die aus einer Abweichung davon etwa entstehenden Folgen die chinesischen Behörden nicht verantwortlich gemacht

werden können.

 
     

Mit der vorzüglichsten Hochachtung

Ihr ergebenster

(gez.:) v. Mumm,

Kaiserlicher Gesandter.

 

toi

Diesem inhaltsschweren Schreiben zufolge sollte ich mich also genau an die in meinem Passe angegebene Route halten. Dieser Paß war aber der 1903 für die Reise von Filchner und mir ausgestellte und die darin eingetragene Route war bereits im Jahre 1904 von uns beiden erledigt worden. Wir konnten damit in Begleitung einer Soldateneskorte weit in Osttibet herumkommen. Ein neuer Paß war mir aber weder für chinesisches Gebiet noch für die Grenze, auf die ich es am meisten abgesehen hatte, ausgestellt worden. Freiherr von Richthofen schrieb mir in seinem letzten Briefe, daß er mich wiederholt in Peking empfohlen habe, er hoffe, daß ich aufs beste unterstützt werde. Umsonst. Hielt ich mich genau an die ministerielle Weisung, so hätte ich mich wieder nach Hause begeben können. Ich mußte darum suchen, ganz für mich selbst zu sorgen. Durch das Fremdenamt der Provinz Kan su bekam ich auf meine persönliche Bemühung hin auch weitere Empfehlungen. Glücklicherweise hatten die Beamten noch nicht gewechselt, die zwei Jahre zuvor das Begleitschreiben, das „Gung sehe", in die Hände bekommen hatten, das immer neben einem chinesischen Reisepasse herläuft und wichtiger ist als das Papier, das der Paßbesitzer in Händen hat. Persönliche Bekanntschaft macht in China, die Hauptsache. Auch dort hängt viel vom persönlichen Willen und der Laune der Beamten ab.

Ich gab meine Pläne nicht auf, sondern reiste zuerst auf neuen Wegen weiter nach Westen. Auf der direkten Straße sandte ich durch eine große Fuhrhalterei zwei Wagenladungen meines Expeditionsgutes nach Hsi Hing fu, das mein nächstes Ziel werden sollte. Ich selber nahm auf meinen gewundenen Seitenwegen noch die ganze Reisekasse für die nächsten Jahre mit. Es machte dies zwei kleine Maultierlasten Silberbarren aus. Niemand hatte mir die nötigen Garantien für den direkten Transport geben wollen. Ich konnte es daher nicht wagen, dieses Silber mit den anderen Ausrüstungssachen zu verschicken. Ich hätte vielleicht einige Schecks auf Firmen in Hsi Hing fu kaufen können, wäre dadurch aber sicherlich zu einem viel „schlechteren" Silber gekommen. In kleineren Städten, zumal im Westen des Reichs, ist es nicht leicht, gutes, reines Silber zu finden. Man ist dabei auch noch besonders großen Betrügereien ausgesetzt. Ich hatte darum einen großen Teil meiner Schecks in Lan tschou eingewechselt. Solche

~

 

1) Soll wohl „Chan tui" heißen, das Tschan tui ausgesprochen wird. Die deutsche Gesandtschaft verwendet zur Wiedergabe chinesischer und tibetischer Worte stets

die englische Schreibweise. Bezüglich dieser lokalen kriegerischen Ereignisse s. I. Band, S. 207, Anm. 1.

 
   

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